Alexandra Böhne erzählt leidenschaftlich gerne davon, wie gut es tut, auch in Sachen Klamotten mal richtig zu detoxen. „Detox“ bedeutet hier übersetzt Entgiften und Entschlacken.

Die 32-jährige Lehrerin aus Zimmern ob Rottweil kam durch einen Urlaub in Sri Lanka auf die Idee. Damals war sie mit ihrem Mann zwei Wochen mit dem Rucksack unterwegs und stellte fest, dass auch wenig viel sein kann und man mit kleinem Gepäck gut klar kommt. „Da hab ich beschlossen, dass ich jetzt faste und meinen Kleiderschrank entrümple.“

Garderobe auf 50 Teile reduziert

Gesagt, getan, im Advent 2019 reduzierte sie ihre Garderobe auf 50 Teile. Der wichtigste Tipp dabei: Ausgewählt werden gut kombinierbare Sachen und Lieblingsteile. Und Kleidungsstücke aus nachhaltiger Produktion, von fairen Labels.

Eine Kollegin von ihr fand das so toll und wollte mehr wissen: Wie fühlt sich das an? Woher bekommt man so nachhaltige Sachen, die nicht aus Billiglohnländern stammen und für die Menschen ausgebeutet werden und die Umwelt verschmutzt wird?

Weg mit dem textilen Ballast: Alexandra Böhne wirbt dafür, den eigenen Kleiderschrank zu entschlacken und lieber bewusst gewählte Teile ...
Weg mit dem textilen Ballast: Alexandra Böhne wirbt dafür, den eigenen Kleiderschrank zu entschlacken und lieber bewusst gewählte Teile länger zu nutzen. | Bild: Alexandra Böhne

Ihre Kollegin überredete Alexandra Böhne dann, sich einmal vor größeres Publikum zu wagen. Sie tat‘s, seitdem kommen immer wieder neue Anfragen für Vorträge zum Kleiderschrank-Detox – sogar für Schulklassen.

Und zu erzählen hat die zweifache Mama viel. Zum Beispiel, wie ihr Mann, der schon seit jeher wenig Kleidung besaß, nicht verstehen konnte, dass Frau sich für einen Haufen Geld ein Hochzeitskleid kauft, das nur an einem Tag im Leben getragen wird.

Zur Hochzeit ging‘s in Schwarz – aus gutem Grund

„Dann hat er mich so weit gekriegt, dass ich mir für unsere Hochzeit ein schwarzes Abendkleid gekauft hab, das ich heute immer noch gerne anziehe.“ Er selbst trug übrigens zur Hochzeit Jeans, Hemd und Turnschuhe.

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Das war vor fünf Jahren, und inzwischen hat sich total viel getan im Leben von Alexandra Böhne. Sie hat nicht nur zwei Kinder bekommen, sondern auch Flohmärkte organisiert und dafür gesorgt, dass die Kindersachen im Freundeskreis herumgereicht werden, so, wie sie eben gerade gebraucht werden.

Und sie wirbt überall für Second-Hand-Kleidung. „Das ist längst nicht mehr schmuddelig, gebrauchte Sachen zu tragen!“

Keine Angst vor Kleidung aus zweiter Hand

Die bekommt man nicht nur auf Flohmärkten und in Second Hand-Läden, sondern auch bei Organisationen wie dem DRK, dem Kinderschutzbund und in Rottweil beispielsweise bei der Aktion Eine Welt. Wo ganz nebenbei mit dem Erlös Projekte in Entwicklungsländern unterstützt werden.

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Und Alexandra Böhne stellt klar: Diese Sozialläden sind keineswegs nur für Bedürftige da, hier kann jeder einkaufen. So kann man mithelfen, dass absolut gebrauchsfähige Kleidung wieder genutzt wird und die Sozialläden Einnahmen bekommen.

Geflickt, genäht, gestopft

Oft kommt es ohnehin nicht vor, dass sie etwas zum Anziehen kauft. Denn zuhause in Zimmern wird geflickt, genäht, werden Socken gestopft. Auch wenn manche ihrer Freundinnen darüber den Kopf schütteln, Alexandra Böhne bleibt dabei, aus vollster Überzeugung.

Diese maximale Umweltverschmutzung durch die Textilindustrie, die Ausbeutung der Menschen in Ländern wie Bangladesh, wo Kinder barfuß in Chemielachen stehen, diese Wegwerf-Mentalität, das kann so nicht weitergehen, ist sie überzeugt.

„Ich hab mir neulich eine Strickjacke gekauft, da stand auf dem Etikett ‚Made in West-Germany‘. Das ist so cool!“. Ein so altes Teil, in Deutschland hergestellt, bei hoffentlich fairer Bezahlung, in einer Qualität, die schon so oft Leute warm gehalten hat: Jetzt wärmt sie Alexandra Böhne. Und die freut sich darüber wie Bolle.

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