Der Donaueschinger Agrartag hat sich seit seiner Premiere im Jahr 2017 zu einem festen Termin im Kalender der Bauern entwickelt, oder, wie es Landrat Sven Hinterseh jetzt beim Agrartag am 25. Januar ausdrückte, zu einem „Neujahrsempfang für Landwirte“.
Und der Zulauf war einmal mehr größer als in den vergangenen Jahren, wie Mitveranstalter und Maschinenring-Geschäftsführer Rainer Hall feststellte: „Die Veranstaltung scheint den Nerv der Landwirte zu treffen“.

Vor etwas mehr als einem Jahr führten Bauern und Unterstützer bundesweit Protestaktionen gegen die Politik der Bundesregierung, insbesondere wegen der Streichung von Steuersubventionen, durch.
Doch was haben diese Proteste gebracht, wie war das vergangene Jahr auf den Feldern und in den Ställen der Region?
Lothar Vosseler, Bad Dürrheim-Sunthausen
Lothar Vosseler betreibt in Sunthausen einen Vollerwerbsbetrieb. Er sagt: „Die Proteste haben die Bevölkerung wachgerüttelt, was wir alles machen, was mir machen müssen, was wir für Bürokratien haben in unserem Land. Der BLHV (Badischer Landwirtschaftlicher Hauptverband) ist für uns eingetreten, hat das organisiert und in der Politik vorgetragen, was uns bewegt.“
„Wir haben immer mehr Bürokratie und müssen immer mehr Auflagen erfüllen, mehr an Gesetzen einhalten und bekommen im gleichen Zug immer mehr Einschränkungen bei der Bewirtschaftung, bei der Düngung. Die Förderungen werden überall gekürzt, während alles andere wie Versicherungen oder Einkaufspreise teurer werden“, betont Vosseler.
Bei den Produkten bestimme hingegen der Markt, was die Bauern bekommen. Die Regierung sei inzwischen Vergangenheit, jetzt müsse man erst einmal abwarten, wie es weitergeht.
„Positiv im vergangenen Jahr war der Zusammenhalt beim Demonstrieren und wie viele immer mitgemacht haben, aber auch die Akzeptanz der Bevölkerung. Alle sind hinter uns gestanden.“
Bernhard Burger, Furtwangen-Neukirch
Seinen Betrieb hat Bernhard Burger aus Neukirch an den Sohn weitergegeben, arbeitet aber nach wie vor dort voll mit. „In meinen Augen haben die Proteste nichts gebracht, weil sich so gut wie nichts geändert hat“, sagt er.
„Unsere Politiker haben immer nur eine große Klappe, und am Ende bringen sie nichts umgesetzt, egal welche Partei. Das ist das, was mich am allermeisten ärgert. Sie sagen immer, wir seien wichtig. Dann sollen sie mal etwas für uns tun. Bürokratieabbau? Wo denn? Wenn ein Din-A4-Blatt geändert wird, kommen vier dazu!“.
Ein Beispiel nennt Burger auch: „In der Rinderhaltung müssen wir für jedes Tier ein Bestandsregister führen. Wenn eine Kontrolle kommt, möchten sie diese Register nicht sehen, sondern das Tierbestandsregister des LBV (Landesbauernverband), das gleichzeitig geführt wird“.
Was ist gut gelaufen? „Gar nichts, der Strom ist teurer geworden, die Versicherungen auch, der Milchpreis ist schlechter geworden, wir hatten den Blauzungenvirus, die Maul- und Klauenseuche ist unterwegs. Im betrieblichen Ablauf haben wir immer mehr Probleme, alles wird komplizierter.“
Ein Beispiel: „Wir sind ein Bioland-Betrieb und hatten letztes Jahr eine Kuh, die nach dem Kalben nicht mehr hochkam. Wir haben zusammen mit dem Tierarzt alles versucht, aber die Kuh ist nicht mehr aufgestanden, melken ließ sie sich auch nicht mehr. Schließlich haben wir sie einschläfern müssen. Man will ja nicht zusehen, wie das Tier leidet und allmählich zugrunde geht. Danach gab es eine Bio-Kontrolle, und mir wurde vorgeworfen, ich hätte gegen das Tierschutzgesetz verstoßen. So etwas verstehe ich absolut nicht.“
Andreas Wolber, Löffingen
Mit seinem Vater betreibt Andreas Wolber aus Löffingen neben seinem Hof mit Legehennen- und Mastbullenhaltung eine Firma mit Futtermittelhandel: „Politisch haben die Proteste nicht viel bewirkt“, glaubt er.
„Inzwischen wurde das Mercosur-Freihandelsabkommen zwischen der EU und Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay geschlossen. Das bedeutet, dass wir von dort Agrarprodukte importieren und Industrieprodukte dorthin exportieren. Dazu ist man nicht wirklich gehört worden.“
2024 sei ein recht nasses Jahr gewesen, sagt Andreas Wolber weiter. „Dadurch war die Ernte nicht so berauschend, und auch die Aussaat für das Wintergetreide im Herbst verschob sich nach hinten, weil die Landwirte nicht ins nasse Feld fahren konnten. Eben ein durchwachsenes Jahr, wobei die Ernte an sich gut gelaufen ist. Positiv ist, dass die Preise im Rindfleischmarkt stabil sind, im großen Ganzen kann man zufrieden sein.“
Martin Schwörer, Bräunlingen
Im Vollerwerb führt Martin Schwörer aus Bräunlingen mit seinem Vater einen landwirtschaftlichen Betrieb. Er sagt: „Politisch ist durch die Proteste schon etwas in Gang gekommen, dass man wieder mehr zur Landwirtschaft hält. Jetzt kommt es darauf an, was die neue Regierung daraus macht. Solange sind wir alle in der Schwebe.“
„Das Wichtigste ist, die Bürokratisierung zurückzuschrauben, damit man mal wieder dem Hauptgeschäft nachgehen kann – der Landwirtschaft – und nicht nur im Büro sitzt. Das ist mein persönlich wichtigster Punkt. Viele Dinge muss man doppelt machen, weil die Ämter nicht miteinander reden. Das gilt auch für Computerprogramme, die nicht miteinander kommunizieren.“
2024 sei die Feuchtigkeit zu falscher Zeit die Herausforderung für die Landwirte gewesen, erklärt Schwörer. „Dadurch entstand Pilz im Getreide, gegen den man als Biobauer nicht viel machen kann, sodass die Qualität darunter gelitten hat. Trotzdem haben die Erträge gepasst, waren aber auch nicht überdurchschnittlich, und die Qualität insgesamt war okay. Gut ist, dass der Milchpreis wieder nach oben geht, allerdings fehlte die Milchmenge durch den Blauzungen-Virus. Kranke Kühe geben weniger Milch.“