Deutschland ist ein Land der Vereine, auch der Kunstvereine. Die Unesco zählt sie sogar zum immateriellen Weltkulturerbe. Gemeinsam ist ihnen, dass sie privat geführt durch zahlende Mitglieder und Sponsoren finanziert werden. Die deutsche Kunstlandschaft ist ohne dieses Engagement kaum denkbar. Doch was macht ihre besondere Form aus?
Man muss nicht unbedingt in die Kunstzentren fahren, ein Besuch in St. Georgen tut es auch, um diese weltweit einmalige Institution zu entdecken, und damit die Kunst von morgen. Global Forest hat dort in einer alten Fabrik als offener Zusammenschluss Kunstinteressierter verschiedene Veranstaltungsformate realisiert, darunter Ausstellungen, Vorträge, Symposien und Workshops.

Bedingt durch die traditionsreiche Industriegeschichte von St. Georgen, legt der Kunstverein Global Forest seinen Fokus auf die Schnittstelle zwischen Bildender Kunst, Technik und experimenteller Musik.
Das ist die Begründung der Jury
Die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Kunstvereine und die Art Cologne würdigten nun diese visionäre Arbeit und innovative Kunstvermittlung mit einem mit 8000 Euro dotierten Preis.
Global Forest schaffe einen lebendigen Begegnungsort zwischen internationalen Kunstschaffenden und den Bürgern, begründet die Jury die Preisverleihung und spricht von einer zeitgemäßen und zukunftsorientierten Kunstvereinspraxis.
Oliver „Olsen“ Wolf, Vorsitzender und künstlerischer Leiter, freut sich: „Der Preis ist eine wertvolle Bestätigung unserer Bemühungen und gibt uns auch finanziell den Rückhalt, unsere Visionen ein Stück weiter zu entwickeln“.

Der Verein kultiviert das Konzept eines offenen Hauses, in dem die Menschen eingeladen sind, an den kreativen Prozessen der Künstler teilzuhaben. Olsen: „Uns ist es wichtig, die soziale Distanz gegenüber der zeitgenössischen Kunst abzubauen und durch alle Bevölkerungsschichten hindurch Begeisterung für sie zu wecken“.
Künstlerin geht über menschliche Natur hinaus
Eine wichtige Säule der Vereinsarbeit sind dabei die Residenzen. Im ehemaligen Atelier von Martin Kippenberger bekommen Künstler im Rahmen eines finanzierten Aufenthaltes die Möglichkeit, ihre künstlerische Praxis zu vertiefen.
Die aktuelle Residentin Christina Köhler, bekannt als Tintin Patrone, ist eine deutsch-philippinische Klang- und Performancekünstlerin. Durch den Einsatz von Robotern und künstlicher Intelligenz in ihrer Kunst verfolgt sie das Ziel, über veraltete Konzepte der menschlichen Natur hinauszugehen und neue Perspektiven zu erschließen im Austausch mit der Bevölkerung.