Einmal die Spritze bitte. Und dann gleich noch einmal, um gut und umfassend geschützt zu sein. Schwarzwald-Baar impft seit Februar, zunächst mit mobilen Impfteams vor allem in Pflegeeinrichtungen und fast zeitgleich auch im Kreisimpfzentrum in der Schwenninger Tennishalle. Seit zwei Monaten gibt es die Anti-Corona-Spritze auch bei Ärzten. Und jetzt? Der Landkreis kann im Sommer eine Zwischenbilanz ziehen. Wie gut sind die Bürger und damit auch die gesamte Gesellschaft geschützt? Eine Analyse.

Die Hausärzte impfen mit

Der Pieks schmerzt nicht. Die Spritze wird von versierten Fachleuten gesetzt, wer im Kreisimpfzentrum in der Schwenninger Tennishalle das Vergnügen hatte, der weiß: Dort arbeiten viele sehr freundliche und fürsorgliche Fachkräfte, ebenso wie in den Arztpraxen. Die Hausärzte meistern die Zusatz-Herausforderung in ihren ohnehin immer dicht besetzten Praxen mit Bravour. Viele können auch gar nicht anders und bieten diese Termine in der Mittagspause an, um den normalen Ablauf der ohnehin anstehenden Patientenversorgung nicht noch zusätzlich zu beengen.

Nur knapp die Hälfte ist komplett geimpft

212.872 Bürger gehören zum Schwarzwald-Baar-Kreis. 105.762 davon sind laut den neusten Zahlen des Landesgesundheitsamts vom August 2021 vollständig geimpft. Die entscheidende Vergleichszahl, die sich daraus ergibt, lautet so: 49,7 Prozent haben sich binnen eines halben Jahres gegen das Virus impfen lassen. Mit anderen Worten: Nicht einmal ganz die Hälfte. Die Kategorisierung der geimpften Personen „enthalt die Impfungen durch niedergelassene Arzte, Impfzentren und Krankenhauser. Impfungen durch betriebsarztliche Dienste“ sind laut Landesgesundheitsamt „nur in Teilen enthalten“.

Die Zahlen für den Landkreis

116.747 Bürger sind ausweislich dieser neuen Übersicht teilweise geimpft. Das heißt, diese Personen haben ihren Impfschutz noch nicht mit einer zweiten Dosis komplettiert. Unklar ist, ob diese Menschen der Auffassung sind, eine Spritze genügen oder ob sie auf die zweite Dosis warten. Die Quote der teilweise Geimpften liegt in der Region zwischen Triberg und Blumberg aktuell bei 54,8 Prozent.

Schwarzwald-Baar liegt damit unter dem Landesdurchschnitt bei den vollständig Geimpften. Dieser liegt zum Zeitpunkt der Erfassung dieser Daten am Dienstagmorgen bei 55,6 Prozent. So viele Menschen sind in Baden-Württemberg derzeit mit einem vollständigen Impfschutz versehen. Mit anderen Worten: 44,4 Prozent aller Baden-Württemberger sind nicht vollständig geimpft im Sommer des Jahres 2021.

Das ist im Land der Stand

68 Prozent der Baden-Württemberger sind ausweislich der Daten des Landesgesundheitsamts von Anfang August teilweise geimpft. Bei einer Gesamtbevölkerung von 11,1 Millionen Bürgern sind 6,44 Millionen Menschen teilweise geimpft, 5,74 Millionen werden als vollständig geschützt kategorisiert.

Der Landkreis Schwarzwald-Baar liegt mit seiner Impfquote im letzten Drittel, vergleicht man die Guten der vollständig geimpften Personen. 23 Landkreise liegen teils deutlich über 50 Prozent. Spitzenreiter im Land ist zum Beginn des Monats August der Landkreis Baden-Baden mit 60,0 Prozent. Freiburg im Breisgau (58,5) und Emmendingen (57,7) folgen auf den Plätzen.

Sie liegen über 55 Prozent

Über 55 Prozent liegen Breisgau-Hochschwarzwald mit 56,0 Prozent, Tübingen mit 55,8 und der Rhein-Neckar-Kreis mit 55,6 Prozent.

Seit Ende Anfang Juli ist die Impfstoff-Versorgung gut. Zuvor gab es monatelang ein Gerangel um freie Termine. Viele Bürger fuhren teils lange Wege bis nach Freiburg und Offenburg, um sich dort impfen zu lassen. Der Landkreis beschwerte sich über die zu knappen Zuteilungsmengen. Landrat Sven Hinterseh (CDU) wandte sich teils empört an Landesgesundheitsminister Manfred Lucha (Die Grünen). Dieser ließ auf die Zuteilung durch den Bund verweisen, mehr sei nicht möglich. Im Bund verantwortlich ist das von Jens Spahn (CDU) geführte Gesundheitsministerium. Die Aufteilung zwischen Bund und Land sieht offiziell so aus: Der Bund ist für die Impfstoffbeschaffung zuständig. Die Länder für die Verteilung. Schwarzwald-Baar sah sich im Frühjahr unterversorgt, weil gleiche Mengen an Impfdosen auch an kleinere Landkreise wie Tuttlingen und Rottweil gingen.

So schneiden die Nachbarregionen ab

Tutllingen und Rottweil liegen heute so: Zum Beginn des Monats August hat Tuttlingen eine Quote von vollständig geimpften Bürgern von 48,8 Prozent. Rottweil liegt bei 50,6 Prozent.

Der Kühlschrank im Kreisimpfzentrum ist gut gefüllt, wie dieses Archivbild aus dem Juli 2021 zeigt. Bei minus 80 Grad werden die Vakzine ...
Der Kühlschrank im Kreisimpfzentrum ist gut gefüllt, wie dieses Archivbild aus dem Juli 2021 zeigt. Bei minus 80 Grad werden die Vakzine eingelagert. Kurz vor der Verabreichung werden sie erst in die Spritzen umgefüllt. Daniel Springmann leitet das Schwenninger Kreisimpfzentrum. | Bild: Trippl, Norbert

Schwarzwald-Baar fährt im Sommer eine zusätzliche Strategie. Der Impfstoff wird den Bürgern hinterher gefahren, die Behörden nennen das einen „niedrigschwelligen Zugang“. Dazu ist ein Bus eingesetzt, in dem ein mobiles Impfteam arbeitet. Zweistündige und halbtätige Stopps finden statt. In Niedereschach kamen vergangene Woche elf Bürger zum Impfen am Bus vorbei.

Kommt Mitte September der Kipppunkt?

Die Impfquote gilt für den Herbst und die nun stärkere Verbreitung der hoch ansteckenden Deltavariante als entscheidend, um eine vierte Corona-Welle zu vermeiden. Viele Experten gehen davon aus, dass mit dem Ende der Sommerferien Mitte September der entscheidende Punkt kommt. Als wesentlicher Faktor für zusätzliche Ansteckungen gelten die Schulen, die dann auch ihren Betrieb wieder aufnehmen.

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Die Impfstoffe verhindern laut Experten eine schweren Krankheitsverlauf bei Menschen, die sich mit Corona anstecken. Jeder Geimpfte kann das Virus allerdings weiterverbreiten, ohne dies selbst zu bemerken. Deshalb werden die Gefahren von vielen infizierten Ungeimpften im Herbst und Winter 2021 auch so hoch eingeschätzt. Die ansteckende Deltavariante gilt vor allem für Menschen mit Zusatzerkrankungen besonders kritisch. Volkskrankheiten wie Diabetes, Bluthochdruck oder eine Immunschwäche werden von Spezialisten weltweit als gefährliches Umfeld eingestuft. Mit anderen Worten: Ist der Körper bereits anderweitig mit einem Abwehrverhalten ausgelastet und eventuell sogar geschwächt, soll sich Corona im Herbst 2021 besonders leicht verbreiten.

Daniel Springmann öffnet den Impfstoff-Kühlschrank Video: Trippl, Norbert

Und: Zum Anfang des Monats August gibt es noch dieses Ereignis: Im Schwarzwald-Baar-Klinikum stirbt ein vollständig geimpfter Mensch. Alles dazu lesen Sie hier:

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