Franziska Zeller

Eine teilweise Stilllegung der Felder sowie ein vorgeschriebener Fruchtwechsel sind Eckpfeiler der gemeinsamen Agrarpolitik der Europäischen Union. Die Maßnahmen sind wegen der Ukrainekrise ausgesetzt, sie sieht der Schonacher Bernhard Bolkart, Präsident des Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverbands, aber ohnehin als sehr problematisch an.

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„Wenn Felder, wie zunächst angedacht, komplett stillgelegt würden, wäre erst nach einem Jahr nach der Ernte die Vorbereitung für die nächste Saat auf dem entsprechenden Feld möglich“, sagt Bolkart. Das sei kritisch, denn: Werden Flächen völlig sich selbst überlassen, so werde die erneute Nutzung als Ackerfläche erheblich erschwert.

Humusabbau befürchtet

„Durch die Stilllegung bildet sich ein Samenpotenzial von Beikräutern, die dann wiederum mit Pflanzenschutzmitteln bekämpft werden müssen. Außerdem kann es dadurch unter anderem zu einem Humusabbau kommen“, erklärt Bolkart weiter. „Seit dem Krieg ist es aber auch generell unmöglich, einfach so Flächen stillzulegen. Wir haben eine gewisse Verantwortung.“ Auch im Schwarzwald-Baar-Kreis stieß die Regelung unter anderem deshalb auf Ablehnung.

Auf der Baar besteht die klassische Fruchtfolge Bolkart zufolge aus Wintergerste, Winterraps sowie Winterweizen. Durch Biogasbetriebe werde mittlerweile außerdem vermehrt Mais angebaut, bei Betrieben mit Tieren hingegen Ackerfutter wie Mischungen aus Gras und Klee oder Luzerne.

BLHV-Präsident Bernhard Bolkart: Ihm zufolge ist die Stilllegung von Ackerfläche besonders in Anbetracht der aktuellen Weizenknappheit ...
BLHV-Präsident Bernhard Bolkart: Ihm zufolge ist die Stilllegung von Ackerfläche besonders in Anbetracht der aktuellen Weizenknappheit problematisch. | Bild: Bernhard Bolkart

Pilzkrankheiten können sich ausbreiten

„Mais wird in bestimmten Regionen zwei bis drei Mal angebaut, in der Rheinschiene sogar bis zu 30 Mal. Sorten, die sich für den Anbau ohne Fruchtfolge eignen, nennt man selbstverträglich.“ Bei Weizen nach Weizen hingegen sei das Risiko groß, dass der Boden Erntereste enthält, die geschädigt sein könnten, beispielsweise durch Pilzkrankheiten. „Wird dann wieder Weizen angebaut, könnten diese Krankheiten sich weiter ausbreiten. Um das zu verhindern, bräuchte man wiederum viel Pflanzenschutzmittel.“

Genau dafür gibt es die Fruchtfolge: „Man schließt dadurch aus, dass sich bestimmte Krankheiten vermehren“, erklärt Bolkart weiter. „Außerdem gilt das Sprichwort: Vielfalt bringt Vielfalt. Je mehr Pflanzenarten auf der Fläche angebaut werden, umso mehr Nahrungsangebote und Rückzugsräume werden für Insekten oder auch andere Tiere geschaffen.“

„Aktuell brauchen wir allerdings vor allem Weizen.“
Bernhard Bolkart, BLHV-Präsident

Zu dem neuen Gesetz: „Aktuell brauchen wir allerdings vor allem Weizen, deshalb wird sich der eine oder andere Betrieb auch hier in der Region überlegen, Weizen öfter hintereinander anzubauen, statt die Fruchtfolge anzuwenden.“

Weizen lohnt sich

Durch den Russland-Ukraine Krieg fehle der Weizen. Dadurch sei der Weizenpreis derzeit sehr hoch. Deshalb ist es betriebswirtschaftlich sinnvoll, auch mal Weizen nach Weizen anzubauen. „Ich glaube allerdings nicht, dass das auch bei uns im großen Stil umgesetzt wird.“

Eine Umsetzung würde für die Betriebe im Schwarzwald-Baar-Kreis, abgesehen von Biogasbetrieben, allerdings keine große Herausforderung darstellen. „Das ist eher ein großes Thema in der Rheinschiene, wo Fruchtfolgen sehr dominant sind“, erklärt Bolkart.