Zwei hochmoderne Krankenhäuser stehen in Villingen-Schwenningen sowie Donaueschingen. Beide Betriebsstätten machen das Schwarzwald-Baar-Klinikum aus. Das kommt derzeit nicht aus den roten Zahlen heraus.
Schon 2024 muss die Einrichtung mit einem riesigen Defizit von 20 Millionen Euro kämpfen, wie im Kreistag bekannt wurde. Wie soll es weitergehen?
Ergebnis 2023 wegen Sonderfaktoren gut
Bis zur Bildung des Klinikums durchstand die Region einen „schmerzhaften Prozess“, wie in der Sitzung Landrat Sven Hinterseh ausführte. Die Krankenhäuser Furtwangen und St. Georgen wurden geschlossen. Lange Jahre fuhr die Einrichtung eine „schwarze Null“ ein.
Dann kam die Pandemie.
Auch 2023 sieht das Ergebnis auf den ersten Blick nun wieder gut aus. Nur ein Fehlbetrag von 773.000 Euro, wie Geschäftsführer Matthias Geiser ausführte.
Doch darauf können sich die Verantwortlichen nicht ausruhen. Das geringe Defizit kommt nur durch eine Reihe von Sonderfaktoren zustande, beispielsweise durch die Zahlung von Energiehilfen, die allein 7,26 Millionen Euro ausmachen, oder einen Ausgleich für die Corona-Jahre in Höhe von 6,12 Millionen Euro.
„Die Beschäftigten des Klinikums engagieren sich sehr dafür, unsere Patienten möglichst optimal zu versorgen. Herzlichen Dank an alle für den großartigen Job.“Matthias Geiser, Klinikumsgeschäftsführer
Ohne diese Zahlungen von Bund und Land, die aber nur für 2023 anfielen, wäre das Defizit schon jetzt deutlich höher, nämlich rund 15 Millionen Euro, wie Geiser ausführte.
Beifall für die Klinikmitarbeiter
An den knapp 3450 Mitarbeitern liegt das nicht, wie Geiser, Hinterseh und die Fraktionen klarmachten. Für die Arbeit der Krankenhausbeschäftigten gab es in der Sitzung sogar lauten Applaus.
Rahmenbedingungen schwierig
Für die „schwierigen Rahmenbedingungen“ machte der Klinikumsgeschäftsführer die aktuell unbefriedigende Krankenhauspolitik des Bundes verantwortlich. So muss das Klinikum inflations- und tarifbedingte Kostensteigerungen selbst tragen, weil sie in der Krankenhausfinanzierung nicht berücksichtigt sind. Außerdem fehlt nach wie vor ein Gesetz zur wirtschaftlichen Sicherung der Krankenhäuser.

Zwar steigen die Zahlen der stationären Patienten seit 2020 wieder an, auf derzeit über 44.000. Doch sie erreichen noch nicht den Stand aus Vor-Corona-Zeiten: 2019 lag er bei über 50.000. Also: „Wir erbringen weniger Leistung bei gleichem Personal“, sagte der Klinikumsgeschäftsführer.
Das werde durch die Steigerung im ambulanten Bereich nicht ausgeglichen. Zudem macht die schlechte Auslastung der OP-Bereiche zu schaffen, doch hier soll Abhilfe geschaffen werden.
Beratungsgesellschaft muss helfen
Zur Ergebnisverbesserung wird noch im dritten Quartal 2024 eine Beratungsgesellschaft die Häuser unter die Lupe nehmen. Dabei würden unter anderem die Medizinstrategie und die Leistungsangebote der Fachabteilungen überprüft. Allerdings machte Geiser klar, dass „die strukturellen Leistungsdefizite“ schwer zu kompensieren seien.
Bau eines Strahlenbunkers
Dennoch modernisiert das Klinikum weiter, so in den Bau eines vierten Strahlenbunkers. Das Gebäude werde 4,5 Millionen Euro kosten, der Linearbeschleuniger zwei Millionen.
So werde am Standort in Villingen-Schwenningen erstmals seit Langem wieder ein Baukran stehen. Auch die zentrale Notaufnahme muss erweitert werden.
Kopfzerbrechen bereitet den Kreisräten das hohe Defizit schon in diesem Jahr. Die „aktuelle Situation ist sehr unbefriedigend“, bilanzierte Donaueschingens Oberbürgermeister Erik Pauly die Situation für die CDU. Allerdings „können wir nicht so viel dafür“. Er verweist auf zwei Katastrophen, die dafür verantwortlich seien: die Corona-Pandemie und die Gesundheitspolitik der Bundesregierung.
Was macht die Stadt Villingen-Schwenningen?
Für die Grünen verweist Ursula Roth-Ziefle auf die „nicht auskömmliche Finanzierung“ und ist auf die neuen Vorschläge der Berater gespannt.
Walter Klumpp (Freie Wähler) sieht „mit großer Sorge auf das Jahr 2024“ und fragt sich, ob die Stadt Villingen-Schwenningen beim Ausgleich des Defizits mithilft.
Und dies ist tatsächlich eine offene Frage, wie Landrat Sven Hinterseh bestätigte. Die Verträge seien so gestaltet, dass „die Stadt VS kann, wenn sie will, aber nicht muss.“ Die Zahl der Aufsichtsräte würde sich zugunsten des Kreises ändern.
Anton Knapp (SPD) spricht von einer „medizinisch sehr gut aufgestellten“ Einrichtung. Letztendlich bleibe dem Kreis gar nichts anderes übrig, als sie zu unterstützen, ansonsten würde sie bankrott gehen und „die medizinische Versorgung in der Region ist tot“.
Niko Reith (FDP) bewertet das Klinikum als „Leuchtturm“. Das Defizit liege nicht an der Arbeit, sondern an „strukturellen Defiziten“.
Joachim Senger (AfD) zeigt sich von dem hohen Fehlbetrag „etwas überrascht“ und fordert die Klinikleitung auf, „bei der OP-Auslastung“ gegenzusteuern.
Entlastung mit Mehrheit
Mit klarer Mehrheit wird der Aufsichtsrat entlastet und die Jahresbilanz festgestellt. Zudem zahlt der Kreis knapp eine halbe Million Euro zur Deckung des Fehlbetrags 2023, der Rest die Stadt Villingen-Schwenningen. Außerdem werden bereits 900.000 Euro für das Defizit 2024 eingestellt. Doch das wird nicht reichen.