Zu wenig Pflegepersonal und Patienten, die nicht ausreichend versorgt werden können – davor warnten nicht wenige Stimmen als mögliche Folge der Impfpflicht in Heimen und Kliniken. Auch Heimleitungen im Schwarzwald-Baar-Kreis fürchteten nach dem Beschluss im Dezember zum Teil mögliche Kündigungen von Pflegern. Doch wie schätzen sie die Lage drei Wochen danach ein? Gibt es bereits Kündigungen? Und wie gehen die Heime mit noch immer ungeimpften Mitarbeitern um?
Fachkräftemangel sorgt für Probleme
Tobias Weymann, Leiter des Christoph-Blumhardt-Hauses in Königsfeld, sieht große Probleme auf sein Haus und die gesamte Gesundheitsbranche zukommen, obwohl bereits 85 Prozent seiner Belegschaft geimpft sind: „Manche Mitarbeiter haben große Angst vor einer Impfung, deshalb hat das Gesetz natürlich für Unmut und auch Existenzängste gesorgt. Für die Stimmung und den Zusammenhalt im Team ist das nicht gut“, sagt er.

Heimleiter ist für allgemeine Impfpflicht
Zudem sei der Personalmangel auf den Stationen schon jetzt groß. „Die Nachbelegung von Stellen ist das große Problem. Wir können eigentlich auf niemanden verzichten“, sagt Weymann über drohende Kündigungen. Noch gebe es zwar keine. Eine Mitarbeiterin werde aber definitiv aufhören, drei bis vier weitere könnten laut Weymann folgen. Bei einem Großteil seiner ungeimpften Mitarbeiter sei er jedoch optimistisch, für die Impfung werben zu können.
Noch größere Probleme sieht Weymann auf die Kliniken zukommen: „Auf den Intensivstationen herrscht seit Jahren ein Fachkräftemangel, der in der Pandemie noch verstärkt wurde.“ Er habe daher eine allgemeine Impfpflicht bevorzugt, um Berufswechseln vorzubeugen.
Es könnten Personallücken entstehen
Michael Trautmann, Leiter des Bürgerheims in Schwenningen, bestätigt: „Wenn mehrere Fachkräfte aus einem bestimmten Bereich gehen würden, könnten nach dem 15. März Lücken entstehen.“ Er sei aber in Gesprächen, um die Hintergründe für die Skepsis zu klären und die Angst zu nehmen, sagt er.

Drohen auch ihm Kündigungen? „Eine Mitarbeiterin will sich auf keinen Fall impfen lassen und wird daher demnächst ausscheiden. Sie ist aber ohnehin schon über dem Renteneintrittsalter und nur noch auf Minijob-Basis angestellt“, erklärt Trautmann. Drei weitere Mitarbeiter würden sich ebenfalls sehr strikt einer Impfung verweigern, bei denen könne daher ähnliches passieren.
Leiter des Heilig-Geist-Spitals befürchtet keine Kündigungen
Jakob Broll, der das Heilig-Geist-Spital in Villingen leitet, befürchtet dagegen keine Kündigungen: „Wir erwarten, dass alle mitziehen, es wird niemand gehen. Wir haben keinen Druck auf unsere Mitarbeiter ausgeübt, sondern durch Infoveranstaltungen und Gespräche versucht, Ängste und Bedenken zu nehmen.“
Die Bekanntgabe der Impfpflicht kurz vor Weihnachten sei jedoch nicht angenehm für das Pflegepersonal gewesen, der Zeitpunkt habe „ein G‘schmäckle“ gehabt.

Donauresidenz: Mitarbeiter suchen das Gespräch
Auch Reiner Krummradt, Leiter des Wohnpflegezentrum Donauresidenz, in dem drei der 25 Mitarbeiter nicht geimpft sind, sagt: „Anders als von vielen befürchtet, glaube ich nicht, dass es wegen der Impfpflicht zu vielen Kündigungen kommen wird.“
Die Heime könnten sich das gar nicht leisten und seiner Erfahrung nach, würden zweifelnde Mitarbeiter eher das Gespräch mit den Heimleitungen suchen, anstatt sich kategorisch zu weigern. So seien in vergangenen Tagen viele Angestellte auf ihn zugekommen – vier von ihnen konnte er von der Impfung überzeugen.
Lorenzhaus in St. Georgen: Impfpflicht überzeugt Zweifelnde
Ursula Ringwald, die neue Heimleitung im Seniorenheim Lorenzhaus in St. Georgen, berichtet: „Viele, die sich erst nicht impfen lassen wollten, sind wegen der Impfpflicht jetzt doch dazu bereit.“
Und im Alten- und Pflegeheim Ried in Bad Dürrheim sei die Impfpflicht laut Geschäftsführung dagegen kein Thema – alle 16 Mitarbeiter seien bereits geimpft. Die Pfleger wüssten um ihre Verantwortung sich selbst und anderen gegenüber und hätten frühzeitig eingesehen, dass die Covid-Impfung nötig sei.