Tino Berthold, Gesamtelternbeirat der Schulen in Villingen-Schwenningen, hat einen Traum: „Eine Lehrerversorgung von 105 Prozent und der Rest wird aufgestockt mit Nichterfüllern.“

Die Realität sieht anders aus: „Stand jetzt“, sagt Berthold, „sind wir so durch das Schuljahr durchgewurschtelt.“

Tino Berthold, Vorsitzender des Gesamtelternbeirates der Schulen VS.
Tino Berthold, Vorsitzender des Gesamtelternbeirates der Schulen VS. | Bild: Trippl, Norbert

Mit Nichterfüllern, also Lehrkräften, die kein Lehramts-Studium absolviert haben und die zum Großteil ohne weitere Vorbereitung in den Unterricht geschickt werden. Und ganzen Klassen, die zu Hause bleiben müssen, weil mehrere Lehrer gleichzeitig ausfallen.

Beispielsweise durch Krankheit oder Schwangerschaft. Aktuell, so Tino Berthold, ist das beispielsweise an der Steppach-Schule und der Friedensschule der Fall. Beides Grundschulen.

Dass sich noch groß was ändert glaubt er nicht. „Wir haben die letzten zehn Jahre versäumt, Lehrer auszubilden“, sagt er. „Das ist jetzt nicht mehr aufzuholen.“

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Ein paar Verbesserungen wären aber seiner Meinung nach möglich: Lehrer zu Bedingungen auszubilden und anzustellen, die den Studenten entgegenkommen. Zum Beispiel eine verkürzte Ausbildung oder unbefristete Arbeitsverträge.

Und die Nichterfüller, die müssen ordentlich qualifiziert und auf den Schulbetrieb vorbereitet werden. „Ansonsten“, sagt Berthold, „fahren wir mit unserer Bildung an die Wand.“

Das Thema ist nicht neu. Auch nicht für das Schulamt. Die Leiterin Susanne Cortinovis-Piel schildert auf Anfrage die aktuelle Situation und gibt einen Ausblick auf das kommende Schuljahr.

Wie viele Nichterfüller gibt es?

Aktuell liegt die Quote der Nichterfüller im Kreis bei 4,8 Prozent. So Schulamtsleiterin Susanne Cortinovis-Piel auf Nachfrage. Anders ausgedrückt: Jeder 20. Lehrer an den Schulen im Kreis ist ein Nichterfüller. Dabei ist der Schwarzwald-Baar-Kreis noch nicht einmal so schlecht aufgestellt. In Rottweil beispielsweise liege die Quote bei 6,8 Prozent.

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Das Schulamt ist zuständig für die Grund-, Haupt-, Sonder- und Realschulen. Also die Schulen, an denen die meisten Nichterfüller arbeiten. „Die meisten Nichterfüller“, so Cortinovis-Piel, „sind in der Grundschule beschäftigt.“ Die meisten Nichterfüller sind nach Angaben des Schulamtes: Erzieherinnen, Sozialpädagogen, Sportlehrer und Musiker.

Wie viele Lehrerstellen sind unbesetzt?

Derzeit sind etwa 75 Lehrstellen unbesetzt. Diese Zahl sei vergleichbar mit den fehlenden Lehrkräften des Vorjahres. Insgesamt 72 neue Lehrer werden im Schulamt Donaueschingen eingestellt. Das ist die gute Nachricht für Cortinovis-Piel. Die schlechte: „Zugleich müssen wir in der insgesamt angespannten Versorgungssituation mit vielfältigen Veränderungen rechnen, die derzeit nicht abschätzbar sind.“

Was wird entgegenzuwirken?

Ab November des Vorjahres werden von Seiten des Schulamtes kontinuierlich Stellen ausgeschrieben. Bestandslehrkräfte werden bei Versetzungen innerhalb des Schulamts beraten und unterstützt.

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Die Schulen im Zuständigkeitsbereich des Schulamtes seien außerdem sehr engagiert dabei, junge Menschen in der Region zu binden. „Zum Beispiel bleiben viele Referendarinnen und Referendare nach Abschluss ihrer Ausbildung als Lehrkräfte an ihrer Schule.“