Selbst drei Tage später kann es Jörg Polinski noch nicht so recht glauben, was da am Freitag, 18. Juli, passiert ist. Eigentlich ist der Villinger nur mit seiner Familie auf dem Nachhauseweg vom Spielplatz. Wenig später: Großeinsatz der Polizei.
Die Brücke der Vockenhauser Straße sowie Sebastian-Kneipp-Straße und Wilhelm-Binder-Straße werden gesperrt, außerdem der Fußweg an der Brigach. Die Schwarzwaldbahn wird ebenfalls gestoppt. Bombenexperten des Landeskriminalamts machen sich auf den Weg nach Villingen.
Schreck beim Blick nach oben
Was ist geschehen? Während Jörg Polinski auf seinen kleinen Sohn Damian wartet, der auf dem Gehweg herumhopst, schweift sein Blick nach oben und er erschrickt: In zehn Meter Höhe hängen an der Unterseite der Brücke zwei zylinderförmige Röhren.

Wie im Actionfilm
„Ich stand da und plötzlich stachen mir die Röhren ins Auge“, sagt er. Sein erster Gedanke: Das sieht aus wie selbst gebastelte Sprengladungen in einem Actionfilm. Jörg Polinski zögert nicht: Er fotografiert die Gegenstände mit dem Handy und macht sich auf den Weg zum nahe gelegenen Polizeirevier in der Waldstraße und meldet seine Beobachtung.
„Es passiert momentan so viel, man weiß ja nie“, sagt er. Auch die Polizei nimmt seine Beobachtung sehr ernst und setzt alle Hebel in Bewegung, richtet Absperrungen ein.
Spezialisten aus Stuttgart vor Ort
Aus Stuttgart machen sich Delaborierer vom Landeskriminalamt auf den Weg, also auf Entschärfung spezialisierte Fachkräfte. Auf den ersten Blick vom Boden aus konnte nicht ausgeschlossen werden, dass es sich bei den Gegenständen um Sprengstoff handelte.
Delaborierer waren übrigens fast auf den Tag genau ein Jahr zuvor am 17. Juli auf dem Villinger Münsterplatz im Einsatz, als dort ein verdächtiges Paket entdeckt wurde.
Jörg Polinski ist angesichts des Großaufgebots schockiert. „Ich habe am ganzen Körper gezittert“, sagt er.
Wer hat die Zylinder dort befestigt?
Gegen 18.30 Uhr gibt es Entwarnung. Von den Gegenständen geht keine Gefahr aus. Was die Polizei am Montag weiß: „Es hat sich wohl um Baustoff gehandelt“, sagt Pressesprecher Daniel Brill auf Anfrage. Warum und auch wie und von wem die beiden Zylinder in dieser Höhe an der Brücke befestigt wurden – das werde derzeit noch geprüft.
Rätselraten im Villinge Rathaus
Auch bei der Stadtverwaltung rätselt man über die Herkunft der Gegenstände. Was sicher ist: „Mit diesen Gegenständen haben wir nichts zu tun“, sagt Patrick Ganter von der Pressestelle auf Anfrage. Brücken und Brückensanierungen seien zwar immer wieder Thema. Hier habe jedoch keinerlei Untersuchung stattgefunden, in deren Zuge die Gegenstände dort befestigt worden wären.