Julian ist jetzt 13 Jahre. Er ist das Nesthäkchen der Familie Goppelsröder und hat an diesem Nachmittag keine Lust am Tisch zu sitzen und sich mit den anderen zu unterhalten. Das zeigt er offen und das darf er auch zeigen, denn das, was Julian in seinem jungen Leben bereits durchmachen musste, ist mehr als viele Erwachsene verkraften würden.
Jetzt ist Familie Goppelsröder in der Nachsorgeklinik in Tannheim zu einer Familien Reha. Die vergangenen Monate lasten schwer auf der Familie. In Tannheim kommen sie zur Ruhe und hier erfahren sie auch die weiterhin unbedingt notwendige medizinische Unterstützung.
Julian hatte schon früher immer mal wieder Probleme bei körperlicher Belastung, erzählt sein Vater. Mit einem Langzeit-EKG wollten die Ärzte der Ursache im Mai 2021 ein Stück weiter auf die Spur kommen. Man empfahl der Familie während der Zeit, in der Julians Herzfunktion mit diesem mobilen Gerät erfasst wurde, ganz bewusst auch intensive körperliche Belastung zu testen.
Die Diagnose: Herzinfarkt
Dann geschah während dieses Tests das Unfassbare. Julian brach beim Spielen und Rennen zusammen und hatte große Atemprobleme. Die Diagnose lautete Herzinfarkt. Sofort wurde er ins Gießener Herzzentrum eingeliefert, wo sich in der ersten Nacht seine Werte so sehr verschlechterten, dass er an eine Herz-Lungen-Maschine, eine ECMO, angeschlossen wurde, die das Blut außerhalb des Körpers mit Sauerstoff befüllt.
Erst hier im Herzzentrum wurde dann auch ein angeborener Herzfehler festgestellt. Durch den Herzinfarkt war Julians linke Herzseite nun aber so vernarbt, dass nur noch eine Herztransplantation helfen konnte. Ende August kam er auf die Spenderliste.
„Julians Leben stand mehrfach auf der Kippe“, sagt Vater Thomas Goppelsröder und seine Frau Nicole fügt hinzu: „Wir hatten sogar die Entscheidung zu treffen, die Maschinen, die Julians Körper am Leben hielten, abzuschalten.“
Nach drei Tagen schlägt das neue Herz endlich
Vier Wochen nach der Aufnahme auf die Transplantationsliste war im September vergangenen Jahres ein Herz für Julian gefunden. Die Operation verlief gut. Das neue Herz begann nach drei Tagen endlich zu schlagen. Zum Übergang war neuerlich der Anschluss an die ECMO-Maschine notwendig geworden. Aufgrund von Abstoßungsreaktionen musste Julians Blut außerdem fünfmal komplett gereinigt werden, um die gebildeten Antikörper zu entfernen.
Sieben Monate war Julian auf der Intensivstation. Im Dezember durfte er erstmals für eine Nacht nach Hause.
Die Folgen des Herzinfarkts sind für Julian noch immer immens.

Infolge der Reanimation versagten auch die Nieren zum Teil ihren Dienst. Jede Nacht muss Julian jetzt an die Dialyse. Mittels eines Katheters kann diese immerhin mit Unterstützung der Eltern auch zuhause erfolgen.
Durch den Einsatz der ECMO-Maschine bildeten sich in Julians Gehirn Gerinnsel. Die Folge sind neurologische Probleme.
Zur Unterdrückung von Entzündungen und Abwehrreaktionen erhielt Julian unter anderem hochdosiert Cortison. Das ist jetzt wahrscheinlich dafür verantwortlich, dass die Knochen spröde wurden. Julians Hüfte bröckelte quasi dahin. Der Rollstuhl soll der Hüfte die notwendige Entlastung bringen.
Schon bald war für Julian eine Reha in Tannheim in Betracht gezogen worden. Doch sein Zustand war zu labil. Dann hatte es Julian soweit geschafft, dass eine Reha möglich wurde, doch die Wartelisten der Tannheimer Nachsorgeklinik sind sehr lang. Zu groß ist der Bedarf. Ganz kurzfristig konnte Familie Goppelsröder jetzt davon profitieren, dass eine andere Familie ihre Reha absagen musste.
So helfen Sie direkt mit Ihrer Spende

Nicht nur Julian ist es in der sechsköpfigen Familie Goppelsröder, der große Probleme hat. Mutter Nicole Goppelsröder erhielt 2020 eine Krebsdiagnose. Eine erforderliche Reha brach sie ab, um in Tannheim dabei sein zu können. Die 18-jährige Tochter Jana fing sich eine Corona-Infektion ein. Aufgrund starker Long-Covid-Folgen ist sie in Behandlung und hat jetzt in einer anderen Klinik eine Reha angetreten.
Das alles hilft der Familie
Bei all dem Leid und den Schwierigkeiten seien es vier Dinge, die ihnen ganz wesentlich helfen, das alles durchzustehen, sagt die Familie. An erster Stelle nennt sie einen tiefen Glauben an Gott und daran, dass er alles im Griff hat. Freunde und Familie unterstützen vor allem während der Krankenhauszeiten rund um die Uhr. Wirtschaftlich sind es die Berufskollegen von Thomas Goppelsröder bei einer hessischen Sparkasse, die so viele Urlaubstage spendeten, dass sich der Vater bis jetzt nach der Reha um die Familie kümmern konnte.
Zu guter Letzt ist es jetzt auch die Arbeit der Nachsorgeklinik Tannheim, die der Familie in ganz vielen Bereichen hilft. Seien es medizinische Fragen, die hier ausgesprochen kompetent und fachübergreifend angegangen werden, seien es psychosoziale Programme, von denen alle Familienmitglieder profitieren, oder sei es einfach nur die Chance, während der vier Wochen der Reha in Tannheim zur Ruhe zu kommen, durchzuatmen und ganz viel Kraft für die Zeit im Alltag zuhause zu schöpfen.
Hier erfahren Sie alles zu unserer Spendenaktion für die Nachsorgeklinik Tannheim.