„Meine Frau war der wichtigste Mensch in meinem Leben. Ich habe sie sehr geliebt. Ich habe sie getötet.“ Dieses Geständnis lässt der 50-Jährige Angeklagte im Mordprozess am Rottweiler Landgericht am Montag, 31. Juli, von seinem Anwalt Benjamin Waldmüller verlesen.
Die Staatsanwaltschaft wirft ihm den Mord an seiner Frau vor. Er soll sie in der Nacht vom 4. auf den 5. Dezember 2022 im gemeinsamen Haus in Rottweil mit dem Kabel eines Ventilators erdrosselt und ihre Leiche danach im Garten des Hauses vergraben haben.
Gefunden wurde sie erst gut zwei Wochen später, eine Arbeitskollegin hatte sie vermisst gemeldet, als sie nicht zu ihrem Dienst in einem Pflegeheim erschienen war.
Die Frau hatte einen neuen Freund
Vorausgegangen war ein Streit zwischen den Eheleuten. Die Frau hatte einen Freund, wollte sich trennen. Das hätte für ihn das Ende bedeutet, ließ der 50-jährige, alkoholkranke Mann verlesen. „Uns verband ein gemeinsames Schicksal.“ Nämlich die Obdachlosigkeit, der Alkohol.
Kennengelernt hatten sich die beiden in der Rottweiler Spittelmühle, einem Heim für Obdachlose. Hier schafften beiden den Schritt in ein bürgerliches Leben mit Arbeit, Häusle, Hund und Urlaub auf Madeira oder Teneriffa.
Obdachlosigkeit als Horrorvorstellung
„Sie war meine einzige Bezugsperson“, aus dem Haus ausziehen zu müssen, wieder in die Obdachlosigkeit zu geraten, „eine Horrorvorstellung“.
Als sie ihm die Adresse einer Scheidungsanwältin schickte und am Abend von zuhause mit ihrem neuen Freund telefonierte, habe er sie am Hals gepackt, auf den Boden gedrückt und ihr Mund und Nase zugehalten.
An das Kabel könne er sich nicht erinnern, aber er habe Tage zuvor versucht, sich damit selbst das Leben zu nehmen. „Ich habe einen einzigartigen Menschen ausgelöscht. Den einzigen Menschen, der für mich wichtig war.“
Sein Leben beschrieb der 50-Jährige selbst, wie sein Vater bei einem Motorradunfall ums Leben kam, als er vier Jahre alt war, dass ein Onkel ihn sexuell missbraucht habe, dass er zu seiner Mutter nie eine gute Beziehung hatte, bei der Oma aufwuchs. Die habe er sehr geliebt, als sie starb, sei er in ein tiefes Loch gefallen.
Alkohol als ständiger Wegbegleiter
Der Alkohol wurde zu seinem Wegbegleiter, die Ausbildung in einem Kfz-Betrieb brach er ab, die zum Dachdecker verlor er, weil er im Suff gestürzt war und mit einem Fersenbruch im Krankenhaus landete.
Schließlich sei er mit nicht mehr als den Klamotten am Leib auf der Straße gelandet, habe sich Ruck- und Schlafsack organisiert, sei dann quer durch Deutschland getingelt, von Radolfzell bis Flensburg.
Aus zwei, drei Bier am Tag wurden 24 Dosen à 0,5 Liter, am Ende anderthalb Flaschen Schnaps. Auch in der Ehe mit seiner Frau spielte Alkohol eine Rolle, aber mäßig, erst vor der Tat hätten beide wieder mehr getrunken.
Angeblich keinerlei Erinnerung
Am Morgen nach der Tat sei er auf dem Sofa aufgewacht und habe sich an nichts erinnert, sei direkt zur Arbeit gegangen, am Tag darauf dasselbe. Erst am dritten Tag sei er nach der Arbeit ins Bad, um zu duschen, und sah sie dort liegen, „da kam die Erinnerung zurück.“
Im eigenen Garten begraben
Dann habe er beschlossen, sie im Garten zu begraben, wo er bereits für Stachelbeerbüsche Löcher ausgehoben hatte. Er besorgte säckeweise Blumenerde, mit der er sie bedeckte, ließ er seinen Anwalt verlesen, habe dann aber befürchtet, dass die vom Regen weggeschwemmt würde.
Also fuhr er in einen Villinger Baumarkt, wo er Estrich besorgte, den er mit der Erde mischte. Als die Polizei nach der Vermisstenmeldung zu ihm kam, habe er erzählt, seine Frau sei verreist, er wisse nicht wohin.
Bei der Durchsuchung fand eine junge Polizistin dann aber Schlüssel und Handy der Frau, wie ein Beamter erzählte. Und so wurde schließlich ihre Leiche im Garten gefunden.
Der Prozess läuft noch die ganze Woche, das Urteil wird voraussichtlich am Freitag fallen.