Auf Internetseiten ist alles in Butter: Der Autobahn-Parkplatz Räthisgraben wird als Ort ausgewiesen, an dem sich Autofahrer auf der Rückreise aus dem Urlaub kostenlos auf eine Corona-Infektion testen lassen können. Die Realität sieht an der Autobahn vor Sunthausen aber ganz anders aus: Lastwagen in Reih und Glied, die Fahrer machen ein Päuschen. Urlauber mit gelben Kennzeichen und stattlichen Wohnwagen stoppen nahe der WC-Anlage, eine Familie mit Wiesbadenerr Kennzeichen picknickt an einem Tisch mit Sitzbänken im rückwärtigen Bereich der Anlage. Von kostenlosen Corona-Tests weit und breit keine Spur. Es gibt auch keinen Aushang, der zu dem breit angekündigten Projekt und dessen mutmaßlichem Scheitern informiert.

Zum Monatsbeginn ließ die Landesregierung nach einer Sitzung des Lenkungsausschusses eine Liste öffentlich werden, auf der es unmissverständlich hieß, dass am Räthisgraben an der A 81 demnächst Coronatests möglich sein werden. Seltsam war von Anfang an: Das Gesundheitsministerium wiegelt bei dieser Restanlage von Anfang an ab. Schon bei Bekanntwerden der Absichten hieß es aus dem Ministerium, der Standort müsse geprüft werden hinsichtlich seiner Sinnhaftigkeit. Nur: Im Lenkungsausschuss ist auch dieses Ministerium vertreten, die Frage muss offen bleiben, wieso es zur Benennung der Anlage überhaupt kam.
Zusätzlich gebremst wurde alle Test-Euphorie seinerzeit durch das Bekanntwerden der Test-Pannen in Bayern. Direkt danach hieß es aus dem Stuttgarter Ministerium: „Was wir machen, wollen wir richtig machen.“ Aber: Am Räthisgraben geschieht bis heute nichts. Was ist da los?

Wie vom SÜDKURIER bereits vergangene Woche berichtet, gibt es auch massive Personalprobleme für den Betrieb solcher Einrichtungen. Die Kassenärztliche Vereinigung hat speziell zum Räthisgraben bereits abgewunken. Auch aus Kreisen des Roten-Kreuzes wird signalisiert, dass es keine Chance auf solche Einsätze gebe. Und im Stuttgarter Gesundheitsministerium sagte ein Sprecher am Dienstag: „Es gibt nichts Neues zum Räthisgraben.“
Der Schnellschuss der Landesregierung war sportlich: Dokumentiert werden sollte rasches Durchgreifen für den Gesundheitsschutz der Bevölkerung. Weshalb aber ausgerechnet am Stuttgarter Hauptbahnhof eine solche Schnelltest-Station eingerichtet wurde, lässt hinsichtlich der Sinnhaftigkeit auch erfahrene Retter zweifeln. Ein Mann, der für Rettungseinsätze in Südbaden verantwortlich zeichnet: „Der Stuttgarter Hauptbahnhof macht da nur Sinn, weil es die Landeshauptstadt ist.“ In anderen Worten: Prestigeobjekt.
Im Schwarwzald-Baar-Kreis hoffen derweil Verantwortliche, dass Einheimische zum Testen das Angebot zu Corona-Tests in der Schweninger Tennishalle annehmen. Und im Land drückt das Ministerium weiter auf die Tube, nur nicht am Räthisgraben. Noch diese Woche soll eine Abstrichstelle an der Autobahn 8 von München nach Stuttgart eröffnen. Das Ministerium gehe „Schritt für Schritt vor“, so ein Sprecher. Ob es noch Schritte am Räthisgraben geben werde, wollte der Ministerielle am Dienstag nicht vorhersagen. Am Donnerstag tagten die Kanzlerin und die Ministerpräsidenten zu diesen Themen, dies müsse abgewartet werden, entwand sich der Sprecher am Dienstag weiteren Nachfragen.
Erweiterte Öffnungszeiten in Tennishalle
Das Corona-Abstrichzentrum der Kassenärztlichen Vereinigung in der Tennishalle in VS-Schwenningen, Waldeckweg 25, ist für symptomlose Personen am Montag, Mittwoch und Freitag von 13 bis 16 Uhr geöffnet. Es handelt sich um ein reines Abstrichzentrum. Corona-Hotline des Gesundheitsamtes: 07721-9137190, montags, dienstags und mittwochs von 8 bis 11.30 Uhr und von 14 bis 16 Uhr. Donnerstags von 8 bis 11.30 Uhr und von 14 bis 17.30 Uhr. Freitags von 8 bis 11.30 Uhr.