Drei tote Rinder in Furtwangen: Warum dauert die Untersuchung, ob es ein Wolf war, eigentlich so lange?
Für die Beobachtung von Wildtieren ist das Wildtierinstitut der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) in Freiburg zuständig. Und damit auch für das Wolfsmonitoring.
Der Vorfall in Furtwangen bei dem drei junge Rinder zu Tode gekommen sind, wird von der FVA am 12. September gemeldet. Ein Wolf könne als Ursache nicht ausgeschlossen werden, heißt es.
Laut der Mitteilung werden die Tierkörper am Chemischen und Veterinäruntersuchungsamt Freiburg pathologisch untersucht. Ein Ergebnis gibt es Stand 24. September aber immer noch nicht.
Wann es Gewissheit gibt
Micha Herdtfelder leitet den Arbeitsbereich Luchs und Wolf am Wildtierinstitut. „Das hat für uns tatsächlich sehr hohe Priorität“, bekräftigt er. Kommuniziert werde aber erst, wenn alle Untersuchungen abgeschlossen seien. Diese umfassen mehrere Schritte, sagt der FVA-Mitarbeiter.

Dazu gehöre unter anderem die angekündigte Sektion bei der CVUA, also die Autopsie des Kadavers. „Wenn wir den Verdacht haben, dass es ein Luchs oder ein Wolf war, gibt es auch genetische Untersuchungen“, sagt Herdtfelder.
Bestehe von Anfang an ein klarer Verdacht, wenn beispielsweise Mitarbeiter des Wildtierinstituts vor Ort sind, werde sofort eine genetische Probe genommen. Die gehe dann per Post ins Labor. Meist komme es dazu aber erst, nach der Bewertung in Freiburg.
So arbeiten die Experten
Wie stellen die Experten vor Ort aber fest, dass ein Wolf infrage kommt? „Wir haben viele Vergleichsfälle“, erklärt Herdtfelder. „Wir wissen, wie von Wölfen gerissene Tierkörper aussehen und suchen dann nach typischen Merkmalen.“
In der Regel hinterlassen Wölfe starke Bisse im Halsbereich. Von den gerissenen Tieren werde in kurzer Zeit eine große Menge gefressen. Die Experten sprechen dabei von der Nutzung.
Hund oder Wolf?
Hunde hingegen würden häufiger zubeißen, weil sie im Töten nicht so geübt seien wie Wölfe. Sie würden auch weniger von ihrer Beute fressen, weil sie an dem Futter gar kein Interesse hätten. „Auf solche Hinweise achten die Pathologen genau“, sagt der Leiter des Arbeitsbereichs.
Abgeklärt werde auch, ob andere Todesursachen infrage kommen. Und: „Wir schauen uns das gesamte Ereignis an: Gibt es Unruhe in der Herde, sind zuvor Tiere an Krankheiten gestorben und was erzählen die Tierhalter?“, erklärt Herdtfelder. So komme es zu der Einschätzung. Von der hänge dann ab, ob auf die Pathologie gleich noch die genetische Untersuchung folge.
Warum die Genanalyse dauert
Und hier kommt ein weiterer Zeitfaktor ins Spiel: Die Probe schicke die FVA ins Labor des nationalen Referenzzentrums am Senckenberginstitut. Dort werden Funde aus ganz Deutschland analysiert. Das Frankfurter Institut habe daher eine hohe Expertise.
Aber auch in Frankfurt kann es durchaus noch zu weiteren Verzögerungen kommen. Mitunter gestaltet sich laut Micha Herdtfelder die Bestimmung schwierig, wenn verschiedene Tierarten an einem Körper gefressen haben. Oder die Spuren in der Probe sind durch Umwelteinflüsse so beschädigt, dass die Gentechnik kein Ergebnis liefert.
Dann geht es an die Personenfahndung
„Dann geben wir uns damit nicht zufrieden, sondern beauftragen die Analyse der Rückstellprobe.“ Stellt sich raus, dass ein Wolf für den Tod eines Tieres verantwortlich ist, werde in einem aufwändigeren Verfahren anschließend noch das Individuum festgestellt.

Durch die Bündelung der DNA-Untersuchungen an zentraler Stelle könne das Senckenberginstitut sogar Verwandtschaftsverhältnisse zwischen den Tieren aufzeigen. „Dann lässt sich beispielsweise feststellen, dass die Probe von einem Tier stammt, dass zwei Jahre vorher schon in Norddeutschland gewesen ist“, sagt Herdtfelder.
Wer hat die Kälber auf dem Gewissen?
Im Falle der drei toten Kälber in Furtwangen hat der Landwirt die Tierkörper selbst zum Wildtierinstitut nach Freiburg gebracht. Auch nach ersten Untersuchungen dort will sich der Arbeitsbereichsleiter aber noch nicht festlegen. Offenbar lässt das Nutzungsbild auch andere Deutungen als einen Wolf als Täter zu.
Für die Öffentlichkeit hieße das übrigens, dass die genaue Ursache nicht bekannt gegeben wird. Das wäre zum Beispiel bei Krankheiten oder Unfällen so. „Das sind private Informationen, die ausschließlich für den Tierhalter bestimmt sind“, sagt Micha Herdtfelder.