Im Zentralbereich nördlich der Landesstraße zwischen den beiden großen Stadtbezirken sind derzeit umfangreiche Bauaktivitäten zu beobachten. Bagger und Raupen bestimmen die Szenerie zwischen Wildi-Kreisverkehr und Geriatrischer Klink. Was dort vor sich geht, erläutert Matthias Jendryschik, der Wirtschaftsförderer der Stadt Villingen-Schwenningen.

„Derzeit wird die Albert-Schweitzer-Straße im mittleren Zentralbereich bis zur Europa-Allee verlängert“, berichtet Jendryschik. Es handelt sich um neues Stück Straße, das zur Erschließung mehrere Grundstücke entlang der Landesstraße dient. Diese Grundstücke will die Stadt in den nächsten Jahren verkaufen: an gewerbliche Betriebe und Dienstleister, die dem Anforderungsprofil des Bebauungsplanes entsprechen.

Matthias Jendryschik, der Geschäftsführer der städtischen Wirtschafts- und Tourismusförderung, an der im Bau befindlichen neuen ...
Matthias Jendryschik, der Geschäftsführer der städtischen Wirtschafts- und Tourismusförderung, an der im Bau befindlichen neuen Erschließungsstraße im Zentalbereich. | Bild: Hans-Jürgen Götz

Zauneidechse verzögert den Baubeginn

Bis Jahresende soll die Erschließungsstraße fertig gebaut sein. Dann kann die Stadt in die Vermarktung der Grundstücke gehen. „Wir haben rund ein dreiviertel Jahr Verzögerung im Zeitplan“, berichtet der Wirtschafts- und Tourismus-Chef der Stadt. Hauptursache dafür sei die Zauneidechse gewesen, die in diesem Gebiet heimisch war. Bevor die Bagger ihr Werk verrichten durften, mussten die geschützten Eidechsen umgesiedelt oder vom Baugrund „vergrämt“ werden. Das alles dauerte seine Zeit.

Breitband und Fernwärme

Aufwändig ist auch der sonstige Umfang der Grundstückserschließung. Neben den Straßen werden neue Radwege angelegt sowie Kanälen für Breitbandkabel und Fernwärmeleitungen eingezogen.

So mancher Industriebetrieb würde sich gerne dort ansiedeln. Doch solche Anfragen muss der Wirtschaftsförderer ablehnen. Die Grundstücke unterliegen einer vom Gemeinderat beschlossenen Zweckbindung. Industrie- und herkömmliche Gewerbetriebe sind hier nicht vorgesehen.

Mattias Jendryschik: „Für diese Flächen haben wir viele Nachfragen.“
Mattias Jendryschik: „Für diese Flächen haben wir viele Nachfragen.“ | Bild: Andrea Spiegelhalter, WIR Villingen-Schwenningen GmbH

Medizin, Forschung und Lehre, Dienstleister

Was aber dann? Im östlichen Bereich in Richtung Klinik ist ein Sondergebiet für medizinische Dienstleister und Versorger ausgewiesen.

Auf diesen Grundstücken Richtung Klinikum sollen medizinische Betriebe und Dienstleister angesiedelt werden. Rechts die Landesstraße 173 ...
Auf diesen Grundstücken Richtung Klinikum sollen medizinische Betriebe und Dienstleister angesiedelt werden. Rechts die Landesstraße 173 Richtung Schwenningen. | Bild: Hans-Jürgen Götz

Neben dem nach Westen anschließenden Mikro-Institut der Hahn-Schickard-Gesellschaft sollen Einrichtungen für Forschung, Lehre und Medizin angesiedelt werden. Das dritte Sondergebiet ganz im Westen, auf dem ehemaligen Gelände des Gartencenters Späth, ist „nicht störendem Gewerbe und Dienstleistern“ vorbehalten. Zuvor muss dort aber die Jugendverkehrsschule ausgelagert werden. Sie soll 2025 am Klosterhof neu gebaut werden.

Gibt es schon konkrete Bauinteressenten? Das ist durchaus der Fall. Zwei Bauprojekte sind konkret in Planung:

Neben dem Hahn-Schickard-Institut ist auf einem 3500 Quadratmeter großen Grundstück ein neues Technologiezentrum geplant. Hier soll das Leuchtturmprojekt „Vias“ verwirklicht werden. Der Name ist die Abkürzung für ‚Vernetztes Innovations- und Anwendungszentrum für Simulation und smarte Systeme‘. Der Baubeginn ist für nächstes Jahr geplant.

Nördlich des Mikro-Instituts, zwischen AWO-Schulkindergarten und Geriatrischer Klinik in der Wilhelm-Schickard-Straße, ist ein größeres Grundstück für die Feuerwehr von Villingen-Schwenningen reserviert. Die Stadt will dort ein Trainings- und Logistikzentrum für ihre Feuerwehr realisieren.

Auf dieser Grünfläche zwischen AWO.Schulkindergarten (rechts) und Geriatrischer Klinik (links) soll ein Trainings- und Logistzentrum der ...
Auf dieser Grünfläche zwischen AWO.Schulkindergarten (rechts) und Geriatrischer Klinik (links) soll ein Trainings- und Logistzentrum der Feuerwehr entstehen. | Bild: Hans-Jürgen Götz

Weitere Flächen sind als Reserveflächen bereits reserviert. So hat die Hahn-Schickard-Gesellschaft um ihr Mikro-Institut größere Flächen für mögliche Erweiterungen oder Ausgründungen gekauft. „Die können wir natürlich nicht vermarkten,“ unterstreicht Wirtschaftsförderder Matthias Jendryschik.

Blick auf das Gelände der Jugendverkehrsschule des Landkreises, die an der Zufahrt ins Wohngebiet Schilterhäusle an der Europaallee ...
Blick auf das Gelände der Jugendverkehrsschule des Landkreises, die an der Zufahrt ins Wohngebiet Schilterhäusle an der Europaallee liegt. Dieser Standort wird aufgegeben. Nächstes Jahr soll die Jugendverkehrsschule am Klosterhof neu gebaut werden. | Bild: Hans-Jürgen Götz

Viele Nachfrage nach freien Flächen

Das Potenzial auf noch frei verfügbare Flächen beziffert er auf rund 6500 Quadratmeter. „Für diese Flächen haben wir viele Nachfragen“, bestätigt er. Beispielsweise aus der Medizinbranche oder dem Forschungsbereich. Diese könnten angesiedelt werden. Bei so manchen anderen Anfragen aber passe das Unternehmen nicht zu den Vorgaben des Bebauungsplanes.

Unternehmen lassen sich mehr Zeit

Der Wirtschaftsförderer stellt außerdem fest: Die Entscheidungsprozesse in den Unternehmen für eine Neuansiedlung dauerten inzwischen deutlich länger als in der heißen Bauphase vor wenigen Jahren. Steigende Baupreise, Inflation und Krisenerscheinungen machten sich deutlich bemerkbar.

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„Aus diesem Grunde sind wir bei der Vermarktung der Grundstücke nicht sonderlich aggressiv“, erläutert er. Die freien Flächen seien begrenzt, die Nutzungszwecke definiert. Da könne die Stadt auch gerne auf den richtigen Bewerber warten. Gleichwohl geht Jendryschik davon aus, dass die Grundstücke bis in einigen Jahren weitgehend bebaut sein dürften.