Das Landratsamt, die Städte und Gemeinden, können bei der Wohnungssuche für die Flüchtlinge aus der Ukraine – meist Frauen und Kinder – stark auf die Sympathie und Unterstützung der Bevölkerung bauen. Es gab und gibt viele Beispiele spontaner und großherziger Hilfe, vor allem, aber nicht nur, in den kleinen Landgemeinden.

„Die Hilfsbereitschaft ist sehr groß, viele Bürger sind sehr besorgt und zugleich engagiert“, berichtet auch Oxana Zapf, die Sprecherin der Stadtverwaltung Villingen-Schwenningen. „Wir danken allen für ihre Unterstützung.“

Über 1000 Telefonate geführt

Seit Anfang März werden die Hilfsangebote aus der Bevölkerung in der Stadtverwaltung VS beim Sachgebiet Integration gebündelt (E-Mail-Adresse: ukraine@villingen-schwenningen.de; Telefon-Hotline 07721/822176). Hier beraten die Mitarbeiter Flüchtlinge und Bürger oder vermitteln diese an die zuständigen Stellen wie Ausländerbehörde, Landratsamt, Kleiderladen, Dolmetscher und viele andere. „In diesem Rahmen haben die Mitarbeiter der Stadt bereits über 1000 Telefongespräche geführt und hunderte E-Mails bearbeitet“, berichtet die Sprecherin der Stadt.

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Wie viele Wohnungsangebote in VS bislang eingegangen sind, weiß niemand genau. Zu Beginn wurden diese Stadt gesammelt. Doch zwischenzeitlich übernahm der Landkreis die Koordination. „Bis zur Übergabe an den Landkreis am 7. März sind bei uns rund 20 Meldungen von Privatpersonen und gewerblichen Anbietern eingegangen“, berichtet Oxana Zapf. Sie weiß aber auch: „Sehr viele Flüchtlinge kommen direkt bei ihren Verwandten und Freunden unter.“

Oxana Zapf, Rathaussprecherin von Villingen-Schwenningen: „Die Hilfsbereitschaft ist sehr groß, viele Bürger sind sehr besorgt und ...
Oxana Zapf, Rathaussprecherin von Villingen-Schwenningen: „Die Hilfsbereitschaft ist sehr groß, viele Bürger sind sehr besorgt und zugleich engagiert.“ | Bild: Fröhlich, Jens

Wohnungsvermittlung jetzt online

Dass die Stadt keine Zahlen hat, liegt auch daran, dass die Wohnungsvermittlung auf eine zentrale Vermittlungsplattform im Internet umgestellt wurde. Online können die Bürger ihre Wohnungsangebote direkt einstellen, ebenso die Flüchtlinge ihre Wohnungsgesuche. „So kommen Wohnungssuchende und Wohnungsanbieter oder -vermittler schnell zusammen“, erläutert Pressesprecherin Zapf die Vorteile der neuen Arbeitsweise. Nach wie vor unterstützen aber die Mitarbeiter der Stadt beide Seiten bei Fragestellungen und vermitteln gemeinsam mit dem Landkreis die eingegangenen Angebote.

Rückstau beim Registrieren

Auch im Landratsamt weiß aktuell niemand genau, wie viele der ukrainischen Flüchtlinge bereits eine eigene Wohnung gefunden haben. Denn derzeit sind noch nicht alle bei den Behörden registriert. Etwa Mitte April, so schätzt die Pressesprecherin des Landratsamtes, Heike Frank, dürfte der Registrier-Rückstau abgebaut sein „und wir können genaue Zahlen nennen“.

Derzeit sind rund 150 Menschen, die vor Putins Bomben hierher geflüchtet sind, in verschiedenen Gemeinschaftsunterkünften im Kreis einquartiert worden. Platz gibt es dort für über 700 Personen. Die Flüchtlinge bleiben aber nur so lange, bis sie ein eigenes Zimmer oder eine Wohnung haben.

Reichen die Gemeinschaftsunterkünfte aus?

Doch gibt es für dies Anschlussunterbringung noch genügend Angebote in den Gemeinden und Städten? „Derzeit ist das Angebot ordentlich“, heißt es nüchtern vom Landratsamt. „Die Frage ist, ob dies auch bei weiterhin steigenden Flüchtlingszahlen so bleibt und auch eine größere Anzahl im Schwarzwald-Baar-Kreis untergebracht werden kann“, so die Sprecherin des Landkreises.

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Fragezeichen auch bei den Sammelunterkünften. Hier hat der Landkreis noch eine As im Ärmel: Gut 400 Plätze sollen in den nächsten zwei, drei Wochen im leerstehenden ehemaligen Altenheim Heilig-Geist-Spital in Villingen dazu kommen. Die Gebäude werden gerade für die Aufnahme von Flüchtlingen hergerichtet.

Doch darüber hinaus sucht der Landkeis bereits nach weiteren Kapazitäten, „da wir davon ausgehen, noch zirka 500 weitere Plätze schaffen zu müssen“, berichtet Heike Frank. Der Kreis habe bereits entsprechende Objekte im Blick und werde diese Optionen prüfen.

Bereits 40 Kinder in den Schulen

Wichtig für die geflüchteten Familien ist die Möglichkeiten, ihre Kinder in Schulen und Kindergärten unterzubringen. Auch bei dieser Herausforderung leisten die Verantwortlichen bereits erhebliche Anstrengungen.

In Villingen-Schwenningen besuchen nach Informationen der Stadtverwaltung rund 40 aus der Ukraine geflüchtete Kinder und Jugendliche die städtischen Schulen. Eine Zahl, die sich schnell nach oben verändern kann. Schwerpunkt in VS ist die Golden-Bühl-Schule.

Das leer stehende Heilig Geist Spital in den Villinger Erbsenlachen wird zur Flüchtlingsunterkunft hergerichtet.
Das leer stehende Heilig Geist Spital in den Villinger Erbsenlachen wird zur Flüchtlingsunterkunft hergerichtet. | Bild: Hans-Juergen Goetz

Notprogramm für die Kleinen

Schwieriger sieht es bei den Kindergärten aus. Schon seit Jahren kann die Stadt nicht ausreichend Betreuungsplätze anbieten. Aus dieser Mangelsituation wird nun offenbar seitens der Verwaltung ein Notprogramm improvisiert, das den Bedürfnissen der Flüchtlinge gerecht werden soll.

Verwaltungssprecherin Oxana Zapf beschreibt dies so: „Der Fokus soll zunächst darauf gelegt werden, dass sich die Familien mit ihren Kindern sicher und willkommen fühlen. Daher arbeiten wir mit Hochdruck an einem Konzept zur Einführung von Eltern-Kind-Gruppen. Hier sollen die Familien die Möglichkeit bekommen, sich untereinander zu vernetzen und den Kindern das Spielen mit Gleichaltrigen zu ermöglichen.“