
Wo bislang Sportunterricht stattfand, werden derzeit Geflüchtete aus der Ukraine registriert. In der Turnhalle der Albert-Schweitzer-Schule in Villingen sind seit dem Ausbruch des Angriffskriegs bislang rund 1500 Geflüchtete angekommen.
Behördenübergreifend wurde ein zentraler Anlaufpunkt geschaffen, um unkompliziert und an einem Ort innerhalb einer Stunde alles abwickeln zu können, was zur Aufnahme der Menschen erforderlich ist.

In der Hauptsache kommen Frauen mit Kindern an, zum Teil aber auch ältere Menschen. Die meisten kommen in Begleitung von Helfern, die sich ihrer bereits angenommen haben oder zumindest als Übersetzer zur Verfügung stehen. Gesprochen wird vor allem Ukrainisch, Russisch und Englisch. Und wenn gar nichts mehr geht, dann hilft eine Übersetzungs-App auf dem Handy.
Ins Internet kommen die Menschen mit dem bereitgestellten WLAN. Das ist besonders wichtig, denn so bleiben sie immer noch über Messenger-Dienste wie WhatsApp mit ihren Familien in der Ukraine in Verbindung. Vor allem mit ihren Männern und Vätern, die dort jetzt an der Heimatfront kämpfen.

Und während viele geflüchtete Kinder in einer Ecke der Turnhalle spielen und häufiger auch Schüler der Albert-Schweitzer-Schule vorbeischauen, um sich mit den Kleinen zu beschäftigen, kümmern sich meist die Mütter um die Registrierung.
Station 1: Datenerfassung

Die erste Anlaufstation sind die Mitarbeiterinnen des Sozialamts. Hier werden alle relevanten Daten erfasst und die Grundlage zum Empfang der Asylbewerberleistungen geschaffen. Pro Person sind das zunächst einmal 370 Euro. Diese werden im ersten Schritt bar im Landratsamt ausbezahlt, später dann auf ein Bankkonto überwiesen, sobald die Geflüchtete bei einer Bank ein Basiskonto eröffnet haben.

Alle jene, die bereits eine Unterkunft gefunden haben, erhalten eine Mietkostenerstattung, sofern sich diese in einem angemessenen Rahmen beläuft. Außerdem erhalten die Menschen so gleich den Zugang zum Gesundheitssystem. Wer noch keine Unterkunft hat, wird zuerst in einer Flüchtlingsunterkunft im Landkreis untergebracht und dort weiter betreut.

Ebenfalls erfasst wird, wer arbeiten will und kann. Diese Informationen werden dann direkt an die Agentur für Arbeit weitergeleitet, um diese Menschen möglichst schnell im Arbeitsmarkt vermitteln zu können.
Station 2: Aufenthaltstitel
An der nächsten Station wird der Antrag auf einen Aufenthaltstitel aufgenommen. Neben einem Fingerabdruck wird dort auch ein Passbild erstellt, damit sofort die Fiktionsbescheinigung ausgestellt werden kann. Dieses Dokument dient als vorläufiger offizieller Ausweis, bis später die endgültige Identifikationskarte inklusive der biometrischen Daten aus der Bundesdruckerei zugestellt werden kann.
Station 3: Wohnortregistrierung

Im letzten Schritt geht es dann noch zum Schreibtisch der Meldebehörde, wo der vorläufige Wohnort registriert wird. Sollten die Flüchtlinge noch weitere Dokumente, wie Heirats- oder Geburtsurkunden mitgebracht haben, werden diese mit den Personaldaten verknüpft.

Wer in der Turnhalle vorbeischaut, wird merken, dass alles sehr ruhig abläuft, fast schon entspannt. Und das obwohl teilweise bis zu zehn Personen rund um jeden Schreibtisch sitzen. Wartezeiten gibt es glücklicherweise wenig, der gesamte Registrierungsprozess dauert rund eine Stunde – pro Person.

Mehr Arbeit könnte bald auf die Helfer zukommen: „Ab kommender Woche erwarten wir aber deutlich mehr Flüchtlinge, weil uns dann auch Personen über die Landesaufnahmestellen zugewiesen werden“, sagt Sozialamtsleiter Jan Hauser. Um das alles zu bewältigen, müssen seine Mitarbeiter, wie auch die der anderen Behörden, einiges an Überstunden leisten.

„Wir sind froh, dass wir das komplette Mobiliar für unsere Impfstützpunkte letztes Jahr gekauft haben, denn nun können wir es hier direkt wieder einsetzen. Wir konnten das alles innerhalb weniger Tage in Betrieb nehmen“, sagt Arnold Schuhmacher, Ordnungsamtsleiter beim Landkreis.

Die nächste große Herausforderung sehen Hauser und Schuhmacher nun aber auf die Gemeinden zurollen. Denn nun gehe es darum, dort die vielen Kinder so schnell wie möglich auch in Kitas und Schulen unterzubringen. Ein Arbeitskreis gebildet soll nun schnelle Lösungsmöglichkeiten finden.