Die kleine Gemeinde Unterkirnach lebt auch durch das vielfältige Engagement ihrer Bürger. Vieles wird so möglich, was es sonst nicht geben würde. Sport, Gesundheit und Geselligkeit stehen dabei im Mittelpunkt.
Manuela Weißer leistet Fürsorge auf ganz persönliche Art und Weise
Das Leben von Manuela Weißer ist eigentlich prallvoll. Sie hat zwei Kinder, arbeitet halbtags als Arzthelferin und dennoch nimmt sich sie sich Zeit für mehr. Im Ehrenamt wirkt sie zusätzlich in Unterkirnach im Betreuten Wohnen für den Gemeindehilfe-Verein und die Caritas.
„Vier bis sechs Stunden die Woche“, so rechnet sie kurz aus, kümmere sie sich um andere Menschen. Immer donnerstags, so lässt es sich einfacher für sie und ihre Familie planen. Die Kinder gut versorgen, das sei das oberste Ziel. Was sie antreibt: „Es ist alles so schnelllebig und es ist so schön, wenn ich jemand Zeit schenken kann.“
Vor 20 Jahren zog die Rohrbacherin nach Unterkirnach. Hier ist sie verheiratet. Ihrer Heimat ist sie weiter verbunden: In Rohrbach wirkt sie bis heute im Musikverein und spielt dort auch Klarinette. Auch im Narrenverein ist sie aktiv.

Ihre Hilfe wird gebraucht, nicht nur als gelegentliche Vertreterin in der Caritas-Einrichtung: „Das Menschliche geht doch in immer mehr Bürokratie verloren“, sagt sie und schildert ihre vielfältige Unterstützung, die sie leistet. Diese reicht von Taxifahrten über das Frühstück zubereiten bis hin zum Handy richtig einstellen. Fokussiert sei das über die Nachbarschaftshilfe auf eine Person, die sie versorge. Pflege dürfe sie nicht leisten, „dafür kommt die Sozialstation“. Als „Mädchen für alles“ bezeichnet sie sich selbst. Sie erhalte eine Ehrenamtspauschale für ihre Arbeit.
Anerkennung erreiche sie auf vielfältige Weise: „Das ist mal eine Umarmung oder auch mal ein Schokolädle.“ Auch sie selbst gehe spät nachmittags „immer zufrieden nach Hause. Das ist ja auch das Schönste.“ Die Aufgaben lassen sie nicht kalt: „Nicht glücklich bin ich abends, wenn es der betreuten Person nicht gut geht.“ Über die Dauer der Betreuung entwickle sich zwischenmenschlich „etwas Besonderes“.

Am Wochenenden sucht sie den Ausgleich. Pulsiert in Rohrbach einmal nicht die Fastnacht oder ein musikalischer Festumzug, dann geht sie ein paar Tage Rad fahren n mit ihrem Mann.
Hanna Bächle läuft und läuft – und viele machen mit
Alles begann beim Dorffest und dort beim 600 Meter langen Bambinilauf. Hanna Bächle ging als kleines Mädchen als Vierjährige an den Start. Bis heute läuft sie mit immer noch dem gleichen Spaß. In ihrem Verein, dem Lauftreff Unterkirnach, engagiert sie sich als Kinder- und Jugendtrainerin.
19 Jahre später hat sie im Jahr 2024 schon den Bachelor in Medizintechnik in der Tasche. Und sie dreht noch eine weitere Bildungs-Runde: In Stuttgart ist sie jetzt im Fachbereich Biomechanik und Bewegungswissenschaften eingeschrieben. „Mein Ziel ist der Master“, sagt sie.

Den heimischen Schwarzwald schätzt sie auch für ihren Sport: Dem Lauftreff zur Ehre startet sie „bei so ziemlich allen Bergläufen in der Region“. Sie zählt auf: „Belchen, Kandel, Toter Mann, da bin ich jedes Jahr dabei.“
Der Lauftreff ist der Verein der ambitionierten Schwarzwald-Sportler. Hanna Bächle bringt viel Wissen mit in ihr Training. „Aktuell arbeite ich als Werkstudentin bei einem großen Medizintechnik-Hersteller in Tuttlingen – wir forschen hier an Implantaten für Knie und Hüfte.“
Das Training im Verein muss für sie vor allem einen Faktor bieten: „Die Kinder müssen Spaß haben“, sagt sie. Im Wald zwischen Ortsrand und Ackerloch ist das Sportrevier der jungen Läufergruppe. An einem Spielplatz ist eine Infotafel, das Geläuf beginnt unter den Kronen der alten Fichten. Hier sind Wege mit Hackschnitzeln abgestreut, „so ist die Dämpfung für die Gelenke noch besser“.

Der Wald als natürliches Habitat für den Nachwuchssport bietet „ganzjährig tolle Voraussetzungen“ für Hanna Bächle. „Das war nicht immer so“, blickt sie zurück. „Früher sind wir auch mal in eine Halle gegangen“, erinnert sie sich. „Aber seit Corona sind wir jetzt durchgehend draußen und das behalten wir auch bei, den Kindern macht das Freude und gesund ist das ja sowieso, auch im Schnee.“
Als echte Unterkirnacherin ist sie auch in der Kieschtockzunft und bei den Tauzieh-Freunden aktiv. In Stuttgart läuft sie die Woche über natürlich ebenfalls. Ihre 42-er Zeit über 10.000 Meter kommt nicht von ungefähr. Zum Schülertraining ist sie, wann immer möglich, daheim.
Für ihr Engagement sieht sie Anerkennung für sich im Verhalten der Kinder. „Die kommen regelmäßig und haben Spaß.“ Und die Eltern? „Die sehe ich kaum. Die Kinder kommen selbst hier hoch an den Waldrand“, stellt sie stolz fest.
Carina Schneider bringt den Nachwuchs in Bewegung
Carina Schneider stammt aus der Region Mainz. In Unterkirnach hat sie mit viel Überzeugung und noch mehr Energieaufwand das Kinderturnen neu aufgestellt. Bis zu 60 Kinder werden hier nun zweimal wöchentlich spielerisch bewegt.
Mit ihrem Mann zieht sie aktuell vier Kinder groß. Als wäre es nicht genug, lenkt sie ihre ganze Kraft auch in ein Angebot des FC Alemannia. Das Kinderturnen gab es schon früher, seit es Carina Schneider neu initiiert hat, gibt es kein Halten mehr.

„Ich verbreite gerne Freude“, sagt sie an diesem Nachmittag in der Sporthalle. Hier ist ein kleiner Parcours aufgebaut, der ersichtlich die Kinder zum Toben lockt. Der Stufenbarren ist Basis für eine große Sprungmatte, die zur Rutschbahn umfunktioniert ist. Rollbretter machen das Kinderglück hier offenbar perfekt. Zeit zum Toben oder auch zum kurzen Dösen in der Sonne – alles geht hier auf dem großen Spielfeld.
Aktiv wurde sie aus eigener Erfahrung in St. Georgen. Da fuhr sie als Mama eine Zeit lang mit ihren Kleinen hin „bis ich nicht mehr dauernd fahren wollte“. FC und Gemeinde unterstützten sie von Beginn an. Als geschickte Werberin hat sie offenbar ins Schwarze getroffen. „Wir haben das jetzt in zwei Gruppen nach Alter aufgeteilt. Und, um das klar zu sagen: Ohne Elena Esterle würde ich das nicht mehr schaffen.“
Sie räumt ein, dass ihr Tag von „sechs Uhr morgens bis spät in die Nacht“ dauere. „Ich habe viel Kraft.“ Geschätzt fühlt sie sich im Ort „auf jeden Fall. Das ist ein tolles Dorf“, sagt sie. Im Ort kenne sie „eigentlich alle Kinder und Mütter“. Das Schönste für sie sei, wenn „die Kleinen happy sind.“
Unterkirnach in Zahlen, Daten, Fakten
Fläche in ha: 1317
Einwohner: 2511
Einwohner pro km²: 191
Durchschnittsalter: 43,6
Miete pro qm: 7,04
Wohnung Kaufpreis pro qm in Euro: 2310,24
Haus Kaufpreis pro qm in Euro: 2884,06
Auspendler: 1184
Einpendler: 267
Bildung: Grundschule (1)
Bautätigkeiten: Im Neubaugebiet „Marbental Ost“ stehen noch elf Bauplätze für Ein- und Zweifamilienhäuser zu Verfügung. Im „Sommerberg II“ gibt es noch drei Bauplätze für Mehrfamilienhäuser.
Fernverkehr: nein
Regionalbahn: nein
Nahversorgung: Supermarkt, Bäckerei, Hofladen
Schwimmbäder: nein
Gastro ja
Hausärzte: 1
Pflegeheime/Seniorenzentren: Betreutes Wohnen
Kitaplätze: 152 Betreuungsplätze (U3: 20 und Ü3: 132), Betreuungsquote beträgt 27,8 Prozent (U3) und 104,8 Prozent (Ü3).