Wenn 65.000 Menschen über vier Tage auf engstem Raum zusammenkommen, dann braucht es die richtige Organisation und vor allen Dingen gut abgestimmte Sicherheitskräfte. Auch für die Polizei in der Region ist das Southside Festival in Neuhausen ob Eck bei Tuttlingen immer wieder ein Großeinsatz.

Einer, der das Festival kennt wie kaum ein anderer, ist Thomas Knörr. Er ist zwar Revierleiter bei der Polizei in Donaueschingen. Doch jedes Jahr wandert sein berufliches Zuhause für vier Tage im Juni von der Baar nach Neuhausen ob Eck.

Über zwei Jahrzehnte Festivalerfahrung

„Ich bin schon seit einer gefühlten Ewigkeit als Leiter der Befehlsstelle beim Southside dabei“, sagt Thomas Knörr. Nach kurzem Überlegen kann er es dann genauer beziffern: 21 Jahre betreut er das Festival mittlerweile für die Polizei.

2004 ging alles los, damals noch für die Polizeidirektion Tuttlingen. Heute läuft der Einsatz der Beamten aus der Region im Namen des Polizeipräsidiums Konstanz. „Ich mache das gerne. Das sind Erfahrungswerte, die ich nicht missen will“, so der Donaueschinger Revierleiter.

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Unwetter wird zur Zerreißprobe

So war Knörr unter anderem 2016 dabei, als das Festival wegen eines Gewitters abgebrochen werden musste. An die Nacht kann er sich noch ganz genau erinnern: „Da schaut dann alles auf die Polizei mit der Frage, wie es weitergeht.“

Die Anspannung sei schon Tage im Voraus zu spüren gewesen. Im Vorfeld hatte es Diskussionen gegeben zwischen dem Meteorologen des Veranstalters und dem damaligen Bürgermeister von Neuhausen ob Eck, erzählt Knörr. Würde das angekündigte Gewitter das Festival-Gelände treffen oder doch vorbeiziehen?

Polizisten sperren am am ersten Tag des Southside-Festivals im Jahr 2016 nach einer Unwetterwarnung das Festivalgelände ab. (Archivbild)
Polizisten sperren am am ersten Tag des Southside-Festivals im Jahr 2016 nach einer Unwetterwarnung das Festivalgelände ab. (Archivbild) | Bild: Felix Kästle/dpa

Am ersten Abend kam dann die Gewissheit. Schnell mussten Veranstalter und Polizei handeln, Zehntausende innerhalb weniger Stunden vom Gelände evakuieren. Doch wohin? Wer mit dem Auto vor Ort war, konnte dort Unterschlupf suchen, erinnert sich der Polizist. Alle anderen wurden mit Bussen in nahegelegene Turnhallen gebracht.

Als Glück bezeichnet Knörr den Fakt, dass niemand beim Unwetter in der Nacht verletzt wurde. Das Gelände hatte es trotzdem übel mitgenommen. „Das war extrem.“ Ein Weiterführen war dann nicht mehr möglich.

Die Folgen der Gewitter-Nacht beim Southside 2016. Zum Morgen muss das Festival abgebrochen werden. (Archivbild)
Die Folgen der Gewitter-Nacht beim Southside 2016. Zum Morgen muss das Festival abgebrochen werden. (Archivbild) | Bild: Felix Kästle/dpa

Southside-Festival wird immer ruhiger

Etwas Gutes hat die 2016er-Ausgabe für Thomas Knörr jedoch auch gebracht. Er glaubt, das schnelle und entschiedene Handeln der Polizei bei der Evakuierung habe das Vertrauen der Besucher in die Einsatzkräfte gestärkt.

Überhaupt ist das Southside für Knörr aus polizeilicher Sicht eine durchgehend positive Angelegenheit. „Das Southside ist immer ruhiger geworden“, sagt er. „So wenige Straftaten wie 2024 haben wir noch nie registriert.“

Das sei bemerkenswert, bei der schieren Menge an Menschen, die auf so engem Raum zusammenkommen. Neben den 65.000 Besuchern sind laut Knörr auch jedes Jahr 7500 Beschäftigte und Einsatzkräfte dabei. Und trotzdem funktioniert es und bleibt friedlich: „Es ist immer ein ausgelassenes Publikum, unabhängig vom Wetter.“

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Auch die Polizei geht gerne aufs Southside

Für die Beamten mache die friedliche Atmosphäre unter den Festivalgängern das Southside auch weniger Arbeit. Störfaktor kann hingegen eher schon mal das Wetter sein, wie etwa beim Matsch-Southside 2024. „Da bekommen wir auf dem Gelände sicher mal dreckige Stiefel. Aber die Kollegen, die da sind, sind auch wirklich gerne dabei“, so Knörr.

Bei der Ausgabe 2024 verwandelt sich der Boden auf dem Flugplatz in Neuhausen ob Eck zu einem tiefen See aus Matsch.
Bei der Ausgabe 2024 verwandelt sich der Boden auf dem Flugplatz in Neuhausen ob Eck zu einem tiefen See aus Matsch. | Bild: Daniel Vedder

Aus seinem Revier in Donaueschingen sind 2025 wieder zehn Beamte zwischen Donnerstag und Sonntag im Einsatz. „Je nach Größe muss jedes Revier im Bezirk anteilig Beamte abstellen.“

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Diese müssen in der Regel aber nicht gesucht werden, sondern melden sich schnell selbst für den Dienst beim Southside, sagt Knörr. „Ein Großteil will die Stimmung gerne mitbekommen.“ Denn auch für die Einsatzkräfte bleibt Zeit, selbst den Auftritten auf der Bühne zu lauschen.

Ed Sheeran war ein Highlight

Thomas Knörr selbst verbringt als Leiter der Befehlsstelle die meiste Zeit außerhalb des Geländes, hat das Festival am Monitor im Blick. Manchmal treibt es ihn aber auch hinein zum Geschehen.

Ob er in all den Jahren einen Lieblingsact hatte? Schwierig: „Das ist nicht so ganz mein Musikstil“, sagt er und lacht. Mit 61 Jahren sei er nicht mehr so der Festivalgänger.

So mancher Star auf der Bühne lässt ihn aber doch nicht kalt. Superstar Ed Sheeran, der im vergangenen Jahr am Samstag die Besucher begeisterte, kommt dem Geschmack des Revierleiters schon eher näher.

Es kann losgehen

Für Thomas Knörr und seine Kollegen laufen nun die letzten Vorbereitungen für den Startschuss des diesjährigen Southside am Donnerstag, 19. Juni. Es wird Knörrs letzter Einsatz beim Southside sein, er geht in diesem Sommer in den Ruhestand.

Vielleicht kann er dann ja nochmal einen musikalischen Höhepunkt mit in seine große Sammlung an Southside-Erinnerungen aufnehmen.