Wenn am Montag, 9. September, das neue Schuljahr beginnt, fehlen an Baden-Württembergs Schulen erneut Lehrkräfte. Nach Worten von Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) gestaltet sich die Lage aber nicht so schwierig wie im vergangenen Jahr. Gleichwohl ist der Bedarf vorhanden. Wie sieht es an Schulen im Schwarzwald-Baar-Kreis aus?
„Völlig auf Kante genäht“
Anruf beim Gymnasium am Hoptbühl in Villingen. „Der Pflichtbereich kann abgedeckt werden, aber wir sind völlig auf Kante genäht“, sagt Schulleiterin Simone Duelli-Meßmer. Sollte jemand ausfallen, gebe es keine Ressourcen, um das aufzufangen.
Die knappe Personallage führe etwa dazu, dass bei den Poolstunden Abstriche gemacht werden müssten. Poolstunden sind ergänzende Lehrerstunden, in denen beispielsweise es beispielsweise um soziales Lernen oder digitale Bildung geht.
Viele wollen am Studienort bleiben
Erschwerend komme hinzu, dass Lehrer nur nach Fächerbedarf zugeteilt würden und das Regierungspräsidium wiederum nach Wunschregion einstelle. Oder anders gesagt: „Es gibt nicht genug Lehrkräfte mit entsprechendem Fach, die auch im Schwarzwald-Baar-Kreis tätig sein wollen“, schildert Simone Duelli-Meßmer.
Aktuell sei es zum Beispiel schwierig gewesen, eine Lehrkraft für Mathematik zu bekommen.
Die Baby-Boomer gehen, zu wenige kommen nach
Dennoch: „Es ist immer noch Jammern auf hohem Niveau“, sagt die Schulleiterin. Und sie sehe auch die Zwänge des Systems, mit denen die Schulbehörden konfrontiert seien. „Wenn sie die Leute hätten, würden sie die ja einstellen.“
Die Personallage sei insgesamt sehr angespannt, was auch mit demografischen Prozessen zusammenhänge: Während die Lehrergeneration der Babyboomer in den Ruhestand geht, kommen weniger junge Menschen nach. „An diesem Missverhältnis kann keine Politik etwas ändern.“
Kurzfristiger Engpass in Donaueschingen
An der Realschule Donaueschingen gebe es zum Schuljahresbeginn einen Engpass, der aber nach ein paar Wochen vermutlich nicht mehr bestehen werde, sagt Schulleiterin Katja Fox. „Wir haben kurzfristig drei Kolleginnen und Kollegen, die ausfallen werden, dazu kommen zwei Elternzeiten, eine davon endet aber schon Ende September.“
Rund 900 Kinder und Jugendliche besuchen aktuell die Schule, zum Kollegium gehören 78 Lehrerinnen und Lehrer.
Zehn Lehrkräfte müssen andernorts aushelfen
Da es an anderen Schulen im Kreis eine großen Mangel gebe – manchmal auch nur in einem einzigen Fach – müssten zehn Personen der Donaueschinger Realschule an anderen Schulen aushelfen, so viele wie noch nie.
Knapp besetzt, aber nicht unterbesetzt
Dadurch sei man in einzelnen Fächern knapp besetzt, aber nicht unterbesetzt. Zudem seien Kolleginnen bereit gewesen, ihr Deputat zu erhöhen. „Ohne diese Bereitschaft wären die Ausfälle durch Krankheit nicht ohne Folgen geblieben“, sagt Katja Fox.

Unterm Strich sei die Schule auf dem Papier so versorgt, dass alle Stunden der Kontingentstundentafel unterrichtet werden können. Einige ausgewählte Arbeitsgemeinschaften können ebenfalls stattfinden.
Tandemstunden in Mathe und Deutsch
634 Schüler besuchen aktuell die Realschule am Salinensee in Bad Dürrheim. Sie werden von 45 Lehrkräften unterrichtet. „Im Moment sind wir gut versorgt“, sagt Schulleiterin Stephanie Martin.
„Es gibt kein Fach, das wir nicht bedienen können.“ Auch könnten Arbeitsgemeinschaften stattfinden und im Bereich Förderung etwas angeboten werden – beispielsweise Tandemstunden mit zwei Lehrkräften in Mathematik und Deutsch.
Schwierig sei es hingegen, während des Schuljahres Ersatz zu bekommen, etwa, weil Kollegen wegen Krankheit oder Schwangerschaft ausfallen: „Wenn Sie mich nächstes Jahr an Pfingsten fragen, sieht es womöglich anders aus.“