Zu ihrer herausragenden Karriere wurde der Grundstein an zwei VS-Schulen gelegt. Jetzt geht es für Martina Merz auf die Zielgerade. Sie ihren Ausstieg als Vorstandsvorsitzende des Thyssenkrupp-Konzerns angekündigt.
Die Frau aus dem 900-Einwohner-Ort Durchhausen hinter Tuningen besuchte in Villingen die Karl-Brachat-Realschule und machte ihr Abitur am Schwenninger Technischen Gymnasium, bevor sie sich zur Maschinenbau-Ingenieurin ausbilden ließ. Noch bis Ende Mai ist Merz oberste Chefin in der Zentrale in Essen von fast 90.000 Beschäftigten weltweit.

Martina Merz hat sich schon als Jugendliche vorangekämpft. 15 Kilometer Schulweg bewältigte sie täglich hin und zurück bis zur Erlangung ihrer Mittleren Reife an der Realschule in der Villinger Innenstadt.
Das Manager-Magazin nannte sie vor Jahren die „mächtigste Frau in der deutschen Wirtschaft“. Die heute 60-Jährige stand an der Spitze von neun Unternehmen.
Sie wirkte schon ab 1985 bei der Robert-Bosch GmbH und spezialisierte sich auf die Sparte der Fertigungstechnik. 2012 war sie als CEO ganz oben – bei einem französischen Bremsenhersteller. Ab 2015 wurde sie in den Aufsichtsrat der Lufthansa, Volvo und Thyssenkrupp berufen, sie wirkte für einige Jahre als Unternehmensberaterin.

Anfang 2019 wurde sie zur Vorsitzenden des Aufsichtsrates bei Thyssenkrupp. Noch im selben Jahr zog es sie zurück ins operative Geschäft. Martina Merz wurde Vorstandsvorsitzende des Stahl- und Technologiekonzerns, der sich harter internationaler Konkurrenz aus Billiglohnländern erwehren musste.
Stahlhart wurde auch ihr Arbeitsumfeld in der mannigfaltig von Männern geprägten Top-Elite der Wirtschaftsführer vielfach beschrieben. Das Magazin Forbes listete sie dennoch auf Platz 19 der international mächtigsten Frauen.
Ihr Auftrag als Chefin des deutschen Konzerns war der Unternehmensumbau. Als das Ausscheiden von Martina Merz im April 2023 bekannt wird, fällt der Kurs der Thyssenkrupp-Aktie deutlich. Sie bat um vorzeitige Auflösung ihres bis 2028 laufenden Vertrages. Dem Wunsch wurde stattgegeben. Zum 1. Juni übernimmt ein spanischer Manager den heißen Stuhl nahe der Hochöfen.
Die Neuausrichtung von Thyssenkrupp in der Wirkungszeit von Martina Merz hinterlässt in der Region deutliche Spuren. Der 246 Meter hohe Rottweiler Aufzug-Testturm, der von Thyssenkrupp gebaut wurde, hat mittlerweile einen neuen Eigentümer. Martina Merz separierte die Aufzugssparte, der Turm heißt heute wie die Eigentümerfirma TK Elevator Testturm.