Landauf, landab fehlt es den Sportvereinen an Trainern und Übungsleitern. An Menschen wie Bernd Gässler, die Woche für Woche auf der Matte stehen und den Vereinssport am Laufen halten. Seit 30 Jahren steht er jeden Montagabend in der Sporthalle der Südstadtschule und trainiert die Männer der Gymnastikgruppe St. Konrad.

Für seine Konradsturner ist Bernd der Größte. Nicht nur wegen seiner Körperlänge von 1,96. Auch und vor allem wegen Qualität seines Trainings. Jede Woche bietet der Übungsleiter seiner Sportgruppe – etwa 15 Männer „im besten Alter“ – einen neu gemischten Gymnastikcocktail rund um Kraft, Beweglichkeit und Ausdauer.

Der Schweiß fließt, wenn Bernd Gässler seine Turnbrüder auf die Matten bietet. Kraft, Ausdauer und Beweglichkeit werden trainiert.
Der Schweiß fließt, wenn Bernd Gässler seine Turnbrüder auf die Matten bietet. Kraft, Ausdauer und Beweglichkeit werden trainiert. | Bild: Stadler, Eberhard

Für die um ihre Fitness bemühten Mannen ist vor allem die fließende Leichtigkeit faszinierend, mit der ihr Vorturner – scheinbar ohne zu überlegen – seine Choreografie an Übungen herunterspult. Was so selbstverständlich daher kommt, ist bei Bernd Gässler das Extrakt jahrzehntelanger Sportpraxis und regelmäßiger Fortbildung.

Eine dreiviertel Stunde lang wird in der Männerrunde geschwitzt, geächzt, gestöhnt und geflachst. Nach der Pflicht folgt das Vergnügen: Eine dreiviertel Stunde lang Laien-Volleyball, mit unverbissener purer Spielfreude, in der alle noch mal alles geben.

Ein breit aufgestellter Allrounder

Eigentlich hat Bernd Gässler als Fußballer angefangen: ein Veteran der DJK-Fußballabteilung. Später ließ er sich zum Trainer ausbilden, coachte Mannschaften des FC Klengen, der DJK Villingen oder des FC Mönchweiler.

Doch seine Begeisterung für Sport und Bewegung, sie ging später weit über den Fußball hinaus. Im Laufe der Jahrzehnte hat der heute 72-Jährige viele gängige Ballsportarten betrieben, war im Ausdauersport auf hohem Level bei Duathlons und Triathlons unterwegs, hat jährlich 7000 Kilometer im Fahrradsattel absolviert und nebenbei noch die ein oder andere Sportgruppe geleitet.

Viele Erinnerungen an vergangene sportliche Zeiten sind im Zuhause von Bernd Gässler auf Bildern verewigt.
Viele Erinnerungen an vergangene sportliche Zeiten sind im Zuhause von Bernd Gässler auf Bildern verewigt. | Bild: Stadler, Eberhard

Sport als Lebenselixier

„Sport ist ein wesentlicher Bestandteil meines Lebens“, sagt er, „mein Lebenselixier.“ Mittlerweile ist es 30 Jahr her, dass Bernd Gässler die Konradsturner als Übungsleiter übernommen hat. Seither schließt er Woche für Woche die Halle auf und bringt seine Turnbrüder auf Vordermann. Alle drei Jahre absolvierte er den Übungsleiter-Lehrgang an der Sportschule in Steinbach, um sich didaktisch auf dem Laufenden zu halten.

Die Villiner Konradsturner beim Aufwärmprogramm Video: Stadler, Eberhard

Wichtig: Das Mit- und Zwischenmenschliche

Die Gymnastikgruppe wurde zum festen Bestandteil seines Lebens. Nicht nur um des Sports willen, auch und gerade wegen der sozialen Seite, betont er. Für ihn gehört neben der Bewegung auch das Mit- und Zwischenmenschliche zum Programm: der gemeinsame Hock nach dem Training, der Jahresausflug oder das alljährliche Fasnetstüble, das die Konradsturner mit Unterstützung ihrer Frauen jedes Jahr in der Hafnergasse betreiben. Aus dem Erlös sind schon viele Tausend Euro an soziale Einrichtungen geflossen.

Warmmachen in der Halle mit Übungsleiter Bernd Gässler im Vordergrund.
Warmmachen in der Halle mit Übungsleiter Bernd Gässler im Vordergrund. | Bild: Eberhard Stalder

Insofern hat der Übungsleiter bei seinem Engagement nicht nur den Körper im Auge, sondern den ganzen Menschen. Sport, das hat ihn die Erfahrung gelehrt, bietet jede Menge Anknüpfungspunkte, um Menschen zu verbinden. „Für die Gesundheit im Alter“, sagt Gässler, „wird auch immer entscheidend sein, wie viele soziale Bindungen jemand hat.“

Ein Nachfolger gesucht

Gleichwohl: Gegen Alterserscheinung gefeit ist auch ein Sportmensch wie Bernd Gässler nicht. „Ich werde jetzt 73“, konstatiert er nüchtern. „Die körperliche und geistige Beweglichkeit wird schlechter.“ Deshalb denkt auch er ans Aufhören. „Die Hüfte und das Knie kommen irgendwann“, ahnt er.

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Nach 30 Jahren will er daher die Verantwortung und den Hallenschlüssel abgeben. Ein geeigneter Nachfolger wird also gesucht: einer, der Spaß daran hat, eine buntgemischte Herrentruppe in Bewegung zu bringen. Fit im Alter, das ist und bleibt angesichts der Demografie hierzulande ein Riesenthema. Bernd Gässler hofft, dass sich jemand finden lässt. „Ich möchte, dass es weitergeht“, sagt er. „Die Gruppe liegt mir am Herzen.“