Die Nase tief am Boden, hochkonzentriert und zielsicher verfolgt die sechsjährige Irish-Setter-Hündin Lynn einen, vom Menschen nicht wahrnehmbaren Spurenverlauf, um eine Person in ihrem Versteck aufzuspüren. Eine kleine Riechprobe der Person genügte, um Lynn auf die Spur zu bringen. Lynn ist ein Suchhund, der von seiner K-9 Suchhunde-Trainerin Silke Dürrhammer an einer zehn Meter langen Leine geführt wird. Oder genauer: Lynn führt.
Der Hund gibt den Weg vor
Anders als beim Gassigehen hat der Hund beim Suchen die Leitfunktion und nicht der Hundeführer. „Das ist eine große Umstellung für Hundebesitzer, die mit ihren Vierbeinern zum Mantrailing kommen“, sagt Dürrhammer, Gründerin des im Sommer 2019 gegründeten Stützpunkts K-9 Suchhunde Schwarzwald-Baar (K9SWB) in Pfaffenweiler. „Die Hundeführer müssen lernen, ihrem Hund zu vertrauen, dass er auf dem richten Weg ist“, so Dürrhammer.
Im Stützpunkt K-9 Suchhunde Schwarzwald-Baar können Hundebesitzer das Mantrailing als zusätzliche Auslastung für ihren Hund erlernen. Schrittweise werden Hund und Hundeführer an das richtige Suchen herangeführt. Die Hunderasse spielt dabei keine Rolle. Dürrhammer erkennt sehr schnell, um was für einen Suchhundetyp es sich bei den Vierbeinern handelt. Ob groß oder klein, Jagd- oder Hütehund, jede Rasse wird auf ihr individuelles Verhalten trainiert.
Riechprobe genügt
Mit wenigen Metern Suchstrecke, auf der in Abständen immer wieder Riechproben, ein getragenes Kleidungsstück oder ein Papiertaschentuch, liegen, wird der Hund an das Suchen und der Hundebesitzer an die Leinenführung herangeführt.

Bei fortgeschrittenen Hunden wie Lynn genügt schon eine kleine Riechprobe, um auf die Spur zu gehen, die durchaus mehrere hundert Meter lang sein kann. Dabei kann der Hund den Geruch der Person unter allen Gerüchen genau identifizieren und sogar unterscheiden, ob es eine neue oder alte Spur der versteckten Person war.
Geistige Schwerarbeit
„Wenn der Hund so einen Trail absolviert hat, ist die Auslastung vergleichbar mit einem etwa einstündigen Spaziergang“, sagt Dürrhammer. Die geistige Arbeit sei immens. „Mit dieser Form der Nasenarbeit geben wir unseren Hunden ein Stück ihrer natürlichen Veranlagung zurück“, erklärt sie. Ambitionierte Hundebesitzer können sich über das K-9 Headquarter auch als Trainer ausbilden lassen.
Viele Prüfungen nötig
„Kann man mit den Hunden auch in den Echteinsatz gehen?“, wird Dürrhammer immer wieder gefragt. „Bis ein Hund für den Echteinsatz, in der Menschen- oder Tiersuche, eingesetzt werden kann, sind eine Reihe von Prüfungen für Hund und Mensch erforderlich“, erklärt Dürrhammer.

Zudem müsse man aktives Mitglied in einer Rettungshundestaffel sein. Mit Lynn trainiert Dürrhammer seit etwa drei Jahren in der Schweiz im K-9 Stützpunkt St. Gallen mit Schwerpunkt in der Tiersuche und hat jüngst die Einsatzfähigkeitsprüfung zum K-9 PetTrailer abgelegt, die ihr jetzt den Echteinsatz ermöglicht.
Auf Hunde- und Katzensuche
„Wird ein Hund oder eine Katze bei K-9 als vermisst gemeldet, geht es nicht sofort hinaus in den Einsatz“, sagt Dürrhammer. Zuerst verschaffe man sich in einem telefonischen Beratungsgespräch einen Überblick über die Sachlage. „Erst wenn alle vorab zu lösenden Aufgaben der Tierhalter nicht zum Erfolg führen, stellen wir eine Suchhundegruppe zusammen, die aus mindestens zwei Hundeführern und ein bis zwei Suchhelfern besteht.“
Ein eingespieltes Team
Einen weiteren positiven Aspekt bringe das Mantrailing mit sich: Durch die Zusammenarbeit intensiviert sich die Bindung des Zweierteams. Und so ein Übungstrail in einem Wohngebiet, in einer alten Fabrikanlage oder im Wald ist immer spannend für Hund und Mensch.