Noch ist Christopher Ölberg mit seiner Freude zurückhaltend: „Selbst für mich ist es komisch, jetzt ist es auf einmal legal.“ Der 34-jährige ist Inhaber von Cannavia, einem Growshop.
Wie der englische Name dieser Art von Geschäften bereits verrät, geht es um Anbau (englisch: to grow) – genau gesagt um die Zucht von Cannabispflanzen. Doch wer hier auf einen Laden mit Hanfsetzlingen, Joints und Haschkeksen hofft, ist fehl am Platz.
Pünktlich zur Legalisierung hat Christopher Ölberg seinen neuen Laden in der Vockenhauser Straße eröffnet. Doch unerfahren ist er auf dem Gebiet nicht. Vor rund zwei Jahren hatte er einen ersten Cannabis-Laden in der Villinger Innenstadt eröffnet.
Dieser ist jetzt geschlossen. Dort verkaufte Ölberg bereits Kosmetika, Öl und Kapseln aus Hanf, die keine berauschende Wirkung haben.
Sein bisheriges Sortiment bietet er nun in den neuen Räumen an – und noch manches mehr, denn jetzt tun sich ganz neue Möglichkeiten auf. „Ich habe nur auf die Entkriminalisierung gewartet“, sagt der Familienvater.
Grenzen fürs Kiffen
Nicht alles ist erlaubt
Seit dem 1. April ist der Besitz und Konsum von Cannabis in Deutschland legal. Das Rauschmittel wird nun aus dem Betäubungsmittelgesetz gestrichen. Personen ab 18 Jahren dürfen zu Hause bis zu 50 Gramm besitzen und im öffentlichen Raum maximal 25 Gramm bei sich tragen – nur für den persönlichen Gebrauch.
Gebrauchsfähiges Cannabis etwa in Form von Joints oder Haschkeksen ist im Handel und somit auch bei Christopher Ölberg jedoch nicht erhältlich. „Cannabis dürfen wir nicht verkaufen“, erklärt Christopher Ölberg. „Auch Samen und Setzlinge sind tabu.“

Die aktuelle Gesetzeslage sorgt bei vielen für Verwirrung: „In den ersten Tagen musste ich ganz oft erklären, dass ich kein Gras verkaufen darf.“
Fertiges Cannabis gibt‘s nicht im legalen Handel
Bleibt also der Eigenanbau – zu Hause oder in Vereinen. Cannabissamen können Hobbygärtner laut Bundesgesundheitsministerium legal über das Internet im Ausland bestellen (in Deutschland ist das nicht möglich) oder über Cannabis Social Clubs erhalten.
Diese Vereine werden gerade vielerorts gegründet. Das sind Anbaugemeinschaften, die den persönlichen Bedarf der Mitglieder an Cannabis decken sollen – also wie eine Art Gemeinschaftsgarten. Auch Christopher Ölberg plant als Privatmann, jetzt einen Social Club zu gründen.

Und wo hat Ölberg seine unternehmerische Nische gefunden? Er dürfe viele Hilfsmittel rund um die private Produktion für den Eigenbedarf verkaufen, erläutert er. Dazu gehören Substrate, in denen die Pflanzen wurzeln können, und Düngemittel, aber auch Zubehör zum Kiffen wie Bongs (Wasserpfeifen zum Rauchen von Haschisch), Filter und Feuerzeuge.

„Im Prinzip kann jeder anbauen“, sagt Christopher Ölberg. „Die Pflanzen sind eigentlich sehr anspruchslos.“ Je besser aber der Anbau unterstützt werde, desto besser sei die Ernte.
Dafür gibt es zahlreiche Hilfsmittel. Diese reichen von den einfachen Dingen wie Erde und Düngemittel über LED-Lampen bis hin zu sogenannten Growzelten.

In diesen kleinen Gewächshäusern wachsen die Pflanzen laut Christopher Ölberg am besten. „An sich wäre der Anbau auch im Garten möglich“, sagt der 34-Jährige. „Aber im Growzelt kann man alle Einflüsse regulieren.“ Das funktioniere mit Belüftung, Klimatisierung und künstlicher Beleuchtung durch Lampen.
Wie teuer sind die Stromkosten?
Aber die nötige Ausrüstung ist nicht billig. Growzelte fangen bei etwa 130 Euro an. Für die Beleuchtung gibt es Natriumdampflampen (NDL), die je nach Wattzahl zwischen 30 und 100 Euro kosten. Deutlich teurer in der Anschaffung, dafür stromsparender, seien LED-Lampen mit etwa 350 Euro.

Auch die Stromkosten haben es in sich, schließlich laufen die Gerätschaften rund um die Uhr. Christopher Ölberg rechnet es vor: Bei einem 1,20 Meter hohen Growzelt mit Belüftung und mit einer NDL-Lampe liegt die Stromrechnung insgesamt rund 300 bis 400 Euro im Quartal. Das entspreche etwa einer Ernte.
Strenge Vorgaben fürs eigene Zuhause
Laut Bundesgesundheitsministerium ist es zu Hause erlaubt, bis zu drei Pflanzen zu besitzen. Aber: Samen, Pflanzen und geerntetes Cannabis dürfen nicht in Kinderhände geraten. Daher müssen sie zum Beispiel in einem abschließbaren Raum gezüchtet beziehungsweise aufbewahrt werden.
Außerdem gilt es die Grenze von maximal 50 Gramm Cannabis zu Hause zu beachten. „Je nach Größe kommen bei drei Pflanzen schnell mal 300 Gramm zusammen“, erklärt Christopher Ölberg. „Den Überschuss muss man dann vernichten.“
Wie gegen das Internet bestehen?
Im Internet ist die Konkurrenz an Growshops allerdings schon groß. Trotzdem ist Christopher Ölberg zuversichtlich. In seinem Laden in einem Villinger Gewerbegebiet könne jeder anonym einkaufen. Eine Versandadresse etwa muss keiner herausrücken. „Viele wollen online nicht einkaufen, weil sie Angst haben, mit ihren Daten in ein Raster zu fallen“, sagt der 34-Jährige.