Das Thema Waldsterben und die Zukunft des Waldes bewegte auch das Publikum beim VS-Forum des SÜDKURIER in der Neuen Tonhalle. Besucher richteten zahlreiche Fragen an die beiden Experten, den Forstwissenschaftler Professor Ulrich Bauhus von der Universtät Freiburg und den Forstamtsleiter Thomas Emmerich vom staatlichen Forstbezirk Südschwarzwald.
Gewinner und Verlierer in der Tierwelt
Hans-Günter Diehm aus Niedereschach reichte die Frage ein, wie sich die klimatischen Änderungen auf die Tierwelt im Schwarzwald mutmaßlich auswirken werden.
Die Antwort war überraschend: Für Rehe und Wildschweine, so verdeutliche Forstamtsleiter Emmerich, würden sich die Lebensbedingungen in ausgelichteten Wäldern wohl erheblich verbessern. Was wiederum die Förster vor weitere Probleme stellt. Klimagewinner sind auch einige Vogelarten. Allerdings werde es in der Tierwelt auch Verlierer geben, etwa die Eichhörnchen. Zu erwarten sei auch, dass neue Tiere in die Wälder einwandern, etwa der Goldschakal, der ein Europa eigentlich auf dem Balkan und Südosteuropa zu Hause ist.
Klaus-Peter Karger wollte wissen, welche Forderungen die Förster an die Politik hätten und ob ein Straßenbau wie der „Lückenschluss“ der B523 in Zeiten des Klimawandels noch „zukunftsfähig“ sei.
An die Politik formulierte Förster Emmerich die Aufforderung, dass sich diese stärker engagieren sollte, damit beim Bauen verstärk heimisches Holz verwendet wird. Bauholz sei ein dauerhafter CO2-Speicher und leiste damit einen wichtigen Beitrag fürs Klima. Zum Straßenbauprojekt in Villingen-Schwenningen konnte Emmerich konkret nichts sagen. Aber: „Ein Waldverlust ist grundsätzlich immer bedauerlich.“
Tim Hoffmann, Gartenbau-Lehrer an der Schwenninger Walddorfschule, formulierte im Namen seiner Achtklässler, die das „VS-Forum“ aufmerksam verfolgten, die Frage, was derzeit gegen das Waldsterben getan werde und wie sich junge Leute in diesem Bereich sinnvoll engagieren könnten.
„Das Waldsterben können wir nur bedingt aufhalten“, erwiderte Forstwissenschaftler Jürgen Bauhus. Die Forstwirtschaft könne aber Waldpflegemaßnahmen ergreifen, um die Wälder durch den Aufbau größerer Artenvielfalt zukunftsfähiger zu machen. Die Menschen, Junge wie Alte, könnten durch ihren persönlichen Lebensstil dazu beitragen, den Treibhauseffekt zu begrenzen. Für junge Leute gebe es auch praktische Möglichkeiten, sich zu engagieren, etwa bei verschiedenen Aufforstungsprojekten.
Einen Baum pflanzen ist eine gute Idee
Thomas Emmerich sagte den Schülern: „Einen Baum im Wald oder im Garten zu pflanzen, ist immer eine gute Idee.“ Zugleich ermunterte er die junge Leute, in die „grünen Berufe“ zu gehen, etwa in die Forstwirtschaft. Hier gebe es interessante und wertvolle Betätigungsfelder.
Simon Dorer wollte wissen, welche Bäume in den heimischen Wäldern gepflanzt werden müssten, sollte durchschnittliche Temperatur am Ende des Jahrhunderts um sieben bis neun Grad über die jetzigen Werten ansteigen.
„Wir hoffen, dass wir die sieben bis neun Grad nicht erreichen“, erklärte dazu Hochschul-Professor Bauhus. Bei einem durchschnittlichen Temperatur-Anstieg von zwei Grad Celsius könnte die Menschheit noch handeln. Bei einem Anstieg um drei bis vier Grad werde es schon schwierig. Auch wenn man hitzebeständige Baumarten aus anderen Kontinenten in Deutschland anpflanze, bestehe die Gefahr, dass man sich ein „Regime von Schädlingen“ hereinhole mit unabsehbaren Folgen.
Käferfallen haben nicht funktioniert
Gebhard Dold fragte nach der Schädlingsabwehr mit Borkenkäferfallen. Diese Fallen seien kaum noch im Forst zu sehen. Außerdem wollte er wissen, warum im Nationalpark Schwarzwald am Ruhestein die toten Bäume nicht entfernt würden.
Ihm wurde erklärt, dass die Borkenkäferfallen, zunächst aufgestellt, um die Borkenkäferplage einzudämmen, nicht funktioniert hätten. Die Fallen könnten eine Massenvermehrung der Baumschädlinge nicht aufhalten, berichtete Förster Emmerich. Die Fallen werden heute nur noch zu Beobachtungs-Zwecken aufgestellt, damit die Förster feststellen können, wann und in welchem Umfang die Käfer sich vermehren.
Der Nationalpark Schwarzwald, so ergänzte Jürgen Bauhus, sei dazu da, die natürliche Entwicklung des Waldes zu beobachten – ohne die ständigen Eingriffe des Menschen. Abgestorbene Bäume werden in der Regel stehen gelassen, weil sie die Artenvielfalt erhöhen. Denn viele Lebensarten seien auf das tote Holz angewiesen.
Berthold Schuhmacher äußerte seine Verunsicherung, ob er in seinem eigenen Stück Wald die Jungbestände der Tannen fördern sollte.
Dazu ermunterte ihn Forstamtsleiter Thomas Emmerich nachdrücklich. „Sie sollten den Tannen durchaus helfen, damit sie nicht von den Fichten verdrängt werden“, empfahl der Forstmann ein aktives Eingreifen.