Seit Ende vergangenen Jahres können in Deutschland Kinder und Jugendliche von zwölf bis 18 Jahren geimpft werden. Seit Ende Dezember auch Kinder von fünf bis elf Jahren. Wie kommt diese Impfkampagne im Schwarzwald-Baar-Kreis voran?
„Es lief bisher schon zufriedenstellend“, lautet die Einschätzung von Rainer Gojowczyk, dem Ärztlichen Leiter der drei Zentralen Impfstützpunkte im Schwarzwald-Baar-Kreis.
Spürbarer Andrang am Anfang
Als die Impfung der Kinder und Jugendlichen von zwölf bis 18 Jahren im vergangenen Jahr möglich wurde, habe ein spürbarer Andrang auch von dieser Altersgruppe bei den Impfstützpunkten eingesetzt, berichtet er. Viele Kinder hätten sich durchaus Sorgen um ihre Gesundheit gemacht oder seien interessiert, ihr persönliches Umfeld durch eine Impfung zu schützen.
In der Altersgruppe der Zwölf- bis 15-Jährigen sei die Motivation zur Impfung auch durch das hohe Ansteckungsrisiko getrieben. „Viel passiert da in der Schule oder auf dem Weg dorthin“, weiß der Mediziner. Doch die Nachfrage sei nach den ersten Wochen inzwischen bei Kindern, ebenso wie auch bei den Erwachsenen, spürbar zurückgegangen. Täglich würden in den drei Impfstützpunkten nur noch 100 bis 150 Personen geimpft.
Derzeit viele offene Termine
„Es gibt jetzt wieder viele offene Termine. Wir könnten deutlich mehr impfen“, bestätigt Gojowczyk. Ein Grund: Viele Kinder und Jugendliche haben sich zuletzt mit der Omikron-Variante angesteckt und müssen nun ein viertel Jahr warten, bis sie wieder für eine Impfung zugelassen werden.
Buben und Mädchen zwischen fünf und elf Jahren konnten erst ab Ende Dezember geimpft werden. Solange dauert es, bis die passende Impfstoff-Dosierung geliefert wurde. Eine Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) gibt es, zum Bedauern von Rainer Gojowczyk, noch immer nicht für Impfung von Kindern unter zwölf Jahren in Deutschland. Die Stiko ist noch am Prüfen. Doch nach acht Millionen geimpfter Kinder in den USA, so findet der Arzt, sei die Datenlage „für uns ausreichend“.
Gleichwohl sei auch bei den unter Zwölfjährigen eine gute Nachfrage in den drei Impfstützpunkten des Landkreises in St. Georgen, Villingen-Schwenningen und Donaueschingen vorhanden. „Die Eltern dieser Kinder sind sehr gut informiert“, berichtet er. Inzwischen habe die Zahl der Impflinge aber auch in dieser Altersgruppe etwas nachgelassen.
Wie erfolgreich die Impfkampagne für Kinder im Landkreis tatsächlich ist, lässt sich anhand der bisherigen Praxis der Datenerfassung indes kaum verifizieren. „Grob im Raum stehen 50 Prozent“, sagt Mediziner Gojowczyk. Allerdings sei dies die aus den Medien bekannte Quote auf Bundesebene, räumt er ein.
Datensalat auf allen Ebenen
Exakte Zahlen auf Landkreisebene, wie viele Kinder und Jugendliche geipmft sind, gibt es nicht. Die Trennung nach Kindern von fünf bis elf Jahren sowie von zwölf bis 18 Jahren „gibt unser System nicht her“, bedauert Heike Frank, die Sprecherin des Landratsamtes.
Beim Landratsamt gibt es Zahlen für Kinder unter zehn Jahren und von zehn bis 20 Jahren. Aber nur für jene Kinder, die in den Impfstützpunkten registriert wurden. Was bei Sonderimpfungen etwa in den Schulen oder bei den Ärzten geimpft wurde, ist beim Landkreis nicht erfasst.
Auch die Zahl der Kinderimpfdosen – hier handelt es sich durchweg um das Produkt Biontech mit einem Drittel der Erwachsenendosis – wird auf Kreisebene nicht gezählt. Sie werden wie die Erwachsenen-Impfdosen lediglich unter dem Rubrik Biontech-Impfstoff registriert, berichtet Heike Frank.
Auch das Sozialministerium in Stuttgart bedauert. Es erfasst lediglich jene durch niedergelassene Ärzte durchgeführten Impfungen im Schwarzwald-Baar-Kreis, die von der Kassenärztlichen Vereinigung gemeldet werden. „Das heißt, dass alle in den Impfstützpunkten und von Privatärzten durchgeführten Impfungen in einer Auswertung nicht enthalten sind“, sagt eine Ministeriumssprecherin.
Keine Erfolgskontrolle auf Kreisebene möglich
Aufgrund dieser Datenlücken sind weder Aussagen über die Impfquote bei Kindern und Jugendlichen im Kreis, noch entsprechende Vergleiche mit anderen Landkreisen möglich. Wie erfolgreich oder erfolglos die Impfkampagne bei Kindern und Jugendlichen im Landkreis bisher ist, lässt sich also nicht seriös beurteilen.
Dass der Schwarzwald-Baar-Kreis und seine Nachbarkreise Rottweil und Tuttlingen bei der Impfquote aller Altersgruppen unter dem Landesdurchschnitt liegen, gibt für mancherlei Thesen Anlass. „Wir sind halt doch eine sehr ländliche Region“, sagt der Ärztliche Leiter der Impfstützpunkte, Rainer Gojowczyk. In den städtischen Gebieten seien die Impfquoten durchweg höher.