Schulsozialarbeit hat auch in Zeiten geschlossener Schulen Konjunktur. An vielen Schulen im Landkreis sind Sozialarbeiter im Einsatz, die sich um die Belange von Schülern und auch Familien kümmern. Christine Disch aus Villingen ist seit dem Jahr 2000 Sozialarbeiterin an der Villinger Bickebergschule und war ein der ersten Schulsozialarbeiterinnen im Landkreis überhaupt. Bis heute ist die 60-Jährige an der Bickebergschule tätig. Sie kümmert sich um den Grundschulbereich, ihre Kollegin Bianca Kieninger (31) um die Sekundarstufe.
- Aufgaben: Das Einsatzgebiet der Schulsozialarbeiterinnen ist vielfältig. „Wenn viele Schüler vor Ort sind, ist der Bedarf natürlich ein anderer, als wenn Notbetreuung stattfindet“, sagt Bianca Kieninger. Während bei Normalbetrieb Mobbing und Konflikte häufig die Arbeit dominieren, sei es in Zeiten von Notbetreuung und Homeschooling eher Themen wie der Umgang mit Gefühlen, Sorgen, Motivation und fehlende Sozialkontakte. „Die Kleinen berichten viel, dass ihnen die Freunde fehlen“, weiß Christine Disch. In der Grundschule nehmen die Lehrer zu allen Schülern zwei Mal pro Woche Kontakt auf, sagt Christine Disch. Abgetauchte Schüler wie von Anna Müller geschildert gibt es auch an der Bickebergschule. „Die geben keine Aufgaben ab, der Onlineunterricht klappt nicht“, sagt Bianca Kieninger. Als letztes Mittel bliebe auch hier nur der Bußgeldbescheid.
- Probleme: Kurzarbeit, Jobverlust, Leben auf beengtem Raum – die Probleme des Pandemie-Alltags spiegeln sich auch im Alltag der Sozialarbeiterinnen wieder. „Da erzählen Kinder dann schon mal, dass die Mama gerade sehr viel weint und der Papa viel schimpft oder dass sie nur ein kleines Vesper dabei haben – einfach, weil es finanziell auch oft eng wird“, schildert Christine Disch. Andere wiederum sitzen mit zwei Geschwisterkindern und Eltern in der Zweieinhalb-Zimmer-Wohnung und sollten in Ruhe lernen. „Da schauen wir dann, dass wir die Kinder in die Notbetreuung bekommen.“ Für Schüler, die sich nur schwer selbst motivieren können, wurde eine Lerngruppe an der Bickebergschule eingerichtet. „Das hat vieles ganz positiv verändert“, sagt Bianca Kieninger. „Wenn ein Siebtklässler nachmittags freiwillig in die Schule kommt, um in Ruhe zu arbeiten, will das was heißen.“
- Hilfe für die Eltern: Auch für die Eltern sind Christine Disch und Bianca Kieninger da. „Wir geben Freizeittipps weiter, die wenig oder nichts kosten, oder erklären, wie man Bücher bestellen kann, auch wenn die Bücherei zu hat. Das wissen viele gar nicht“, sagt Christine Disch. Erst kürzlich habe sie von einer Mutter einen Dankesbrief bekommen. „Das tut auch uns gut“, sagt sie.
- Ausblick: „Wir müssen Schule jetzt in geregelte Bahnen bekommen und die Schüler wieder in die Schulen bekommen“, sagt Christine Disch. Nach der Rückkehr zur Normalität müssten die Schüler erst einmal wieder ein Zusammengehörigkeitsgefühl bekommen und soziale Kompetenzen trainieren, sagt Bianca Kieninger. Was das kommende Schuljahr betrifft, sind die beiden Frauen optimistisch. „Es wird sicher anders“, glaubt Bianca Kieninger. „Aber wir starten durch.“ (ath)