Er war blutjung. Die Lust aufs Feiern und die Liebe zur Rock-Musik brachten Zbiginiew Piotrowski 1990 das erste Mal in die Donaueschinger Diskothek Delta. Während ein Song von Led Zeppelin gespielt wurde, sagte er zu einem Freund: „Das wird einmal mein Laden sein.“
Eine prophetische Prognose. Denn Piotrowski, von seinen Freunden Spiggy genannt, übernimmt die Club-Institution, die zu Weihnachten geschlossen hat.
Im Delta ist Piotrowski kein Unbekannter. In den frühen 2000er Jahren hat er dort als Türsteher angefangen. Auch hinter den Kulissen habe er über die Jahre viel gemacht, sagt er.
Seine Freunde nennen ihn Spiggy
Jetzt tritt der 48-Jährige mit polnischen Wurzeln ins Rampenlicht. Mit einer breiten Berufserfahrung und Durchsetzungsvermögen. Als Bautechniker und Maurer hat Spiggy, wie er von seinen Freunden genannt wird, schon gearbeitet. „Und die Bauleitung möchte ich noch behalten als zweites Standbein“, sagt er vor seiner neuen Aufgabe.
Als Boxer schon Titel geholt
Sportlich hält er sich fit. Er boxt gerne und trug schon dreimal den Titel eines badischen Vizemeisters. Zum Entspannen macht er auch Ausfahrten mit dem Motorrad, kocht selbst oder hört Musik. „Hin und wieder sogar Klassik“, fügt er an.
Und dann kommt da noch die Familie. Spiggy lebt getrennt von seiner Partnerin, kümmert sich aber gerne um seine drei „wunderbaren“ Kinder. Einen Bezug hat er auch zur polnischen Stadt Gdynia, wo er geboren wurde. Dort gibt es noch etwas Familie.
Jetzt wechselt er auf den Chefsessel im Delta. Und das unverhofft schnell.
Im November hatte er erfahren, dass das Delta in ursprünglicher Form zum Jahresende schließen wird. Schnell kam es zu einem Gespräch mit Inhaber Ralf Bürger. Ein Konzept wurde auf den Tisch gelegt und nach kurzer Zeit stand die Entscheidung. Am 27. November wurde der Vertrag unterschrieben.
In der Zwischenzeit hat sich Spiggy seine Gedanken gemacht. In Sachen Musik etwa wolle er das Delta wieder rockiger machen. Dabei sei es die Aufgabe des DJ, die Leute zu fangen und gute Stimmung zu vermitteln.
Die Öffnungstage sind schon durchdekliniert
Auch für die Strukturierung der Öffnungstage hat er ein Konzept. Freitags wolle er themenbezogene Musik spielen, jeweils Musik aus den vergangenen Dekaden. An den Samstag beherrschen mal Rockabilly oder Rock‘n‘Roll den Betrieb oder auch das Konzept der Dark-Night, Metall-Musik aber auch das beliebte Bad-Taste-Format oder auch mal ein Elektro-Abend werden sich einfügen.
Auch im Gebäude selbst muss er einiges tun. Piotrowski möchte die Wände durch einen Graffiti-Künstler verzieren lassen, die Fliesen der Toiletten bekleben und den Biergarten im Außenbereich aufhübschen. „Die Renovierungsarbeiten werden aber erst nach und nach stattfinden“, sagt er. Man wolle erst einmal öffnen und das Geschäft anlaufen lassen.
Den Biergarten wolle er im Sommer auch außerhalb des Wochenendes öffnen – wie auch das Café der Diskothek.
Die Licht- und Tontechnik werde komplett erneuert. Die stelle zum Glück der Eigentümer Ralf Bürger, betont er. Das DJ-Pult soll künftig in der Mitte der Tanzfläche stehen.
Im Delta gibt es künftig auch Snacks
Neuland auch auf der Speisekarte. Neben Pommes und Schnitzelwecken soll es auch polnische Baguettes geben. Eine Köchin habe er schon im Team. Bei den Getränken werde er einen Großteil der Karte übernehmen. Und einen polnischen Wodka und den Bier-Meter auf die Karte zu setzen, lasse er sich nicht nehmen, schmunzelt er.
Er werde einen Teil des Personals übernehmen, sofern diese Leute es wollen, kündigt der neue Geschäftsführer an.
Mit Feten am Freitag, 5. Januar, und Samstag, 6. Januar, jeweils ab 22 Uhr geht es im Delta wieder los. Spiggy ist restlos erleichtert. Vor der Eröffnung hatte sich der neue Pächter allerdings noch mit viel Bürokratie konfrontiert gesehen. „Da braucht es eine Vielzahl von Genehmigungen“, sagte er noch vor ein paar Tagen. Doch als ehemaliger Boxer möge er Herausforderungen und nehme sich diesen gerne an. Offenbar mit Erfolg.
