Das Delta. Die Diskothek an der Raiffeisenstraße ist über die Jahre für viele zum zweiten Wohnzimmer geworden. Ein Ort, an dem so mancher seine Jugend verbracht hat, Erinnerungen sammelt, sich an Weihnachten trifft und später mit Schulfreunden in Nostalgie schwelgt.

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Mit dabei als Stammgast, Thekenkraft, DJ und Geschäftsführer war Oliver Ludwig. Die Gefühlslage, in der er sich nach 23 Jahren Delta befinde, sei kaum in Worte zu fassen: „Es fühlt sich an als würde sich das Leben – so wie man es kannte – portionsweise auflösen“, sagt er.

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Tiefe Trauer, Frustration und Bitterkeit fühlt der Geschäftsführer, wenn er auf das Ende schaut. Dem gegenüber stünden aber auch Freude und Erfahrungen, die er erlebt und gesammelt habe.

Die gegenwärtige Situation sei schwer zu beschreiben. Dabei habe der Verarbeitungsprozess noch nicht einmal richtig begonnen. Schließlich habe die Diskothek über Jahrzehnte hinweg und in so vielen unterschiedlichen Facetten sein Leben geprägt und bestimmt.

Aus Stammkunden wurden Freunde

Die Clubbesucher und die Musik seien immer Motivation und Inspiration für ihn gewesen. Aus Stammkunden und Kollegen wurden Freunde, deren Lebensweg er miterleben durfte. „Viele haben sich toll entwickelt und wurden zu faszinierenden Persönlichkeiten.“

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Eine einmalige Erfahrung. Deshalb könne er sich auch nicht vorstellen, erneut ein Tanzlokal zu eröffnen; selbst dann nicht, wenn sich die Lage ergeben würde. „Meine Verbindung zum Delta war hierfür zu speziell, zu intensiv. Das lässt sich nicht duplizieren oder einfach aufwärmen.“

Dem Nachtleben kehrt er den Rücken

Er zieht einen Schlussstrich. Weder als DJ noch in planender oder organisierender Rolle wolle er zurück in die Branche kommen. „Ich werde dem Nachtleben zunächst einmal den Rücken kehren und versuchen mit meinem neuen Leben klar zu kommen“, sagt er. Beruflich würden sich Herausforderungen in einem ganz anderen Bereich stellen.

„Meine Verbindung zum Delta war zu speziell, zu intensiv. Das lässt sich nicht duplizieren oder einfach aufwärmen.“ – ...
„Meine Verbindung zum Delta war zu speziell, zu intensiv. Das lässt sich nicht duplizieren oder einfach aufwärmen.“ – Oliver Ludwig, Geschäftsführer der Diskothek Delta | Bild: Jens Wiursthorn

Das Delta steht für alternative Musik und ist weit über die Stadtgrenzen in der Szene bekannt. Aber was bedeutet die Schließung für die hiesige Musikszene? „Es bleibt zu hoffen, dass die alternative Kultur des Delta in greifbarer Form weiterlebt“, meint Ludwig.

Doch wie kam es letztlich zur Schließung? Der Entschluss sei natürlich nicht von Ludwig allein gefasst worden, sondern initiativ von Karl-Uwe Hauser, dem Delta-Gründer und Pächter seit 1993 bis heute.

Eine Episode während Corona: Sie machen 2021 den Sound für Delta Radio (hinten, von links): Philipp Opitz, Daniel Scherer, Sascha Kana, ...
Eine Episode während Corona: Sie machen 2021 den Sound für Delta Radio (hinten, von links): Philipp Opitz, Daniel Scherer, Sascha Kana, Sabrina Wachek undOliver Ludwig sowie (vorne, von links): Christoph Brach und Daniel Scherer. | Bild: Wursthorn, Jens

Hierfür habe es nicht den einen entscheidenden Grund gegeben, sondern ein Sammelsurium an Einflüssen und Gründen, begründet Ludwig. Da es sich keiner der Beteiligten leicht gemacht habe, sei die endgültige Entscheidung für erst nach mehreren Wochen des Rechnens gefallen.

Es bleibt ein Club

Aber wie geht es 2024 weiter? Die Gerüchteküche brodelte, seit sich die Nachrichten um die anstehende Schließung des Delta verdichtete; insbesondere in den Sozialen Medien. Ludwig weiß zumindest etwas: Das Gebäude werde weiterhin als Club genutzt. Soweit er wisse, werde auch der Name Delta alleinstehend oder in Kombination verwendet.

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Konkretere Auskunft kann Ralf Bürger geben. Er ist in der Stadt bekannt als Besitzer der direkt neben dem Delta angesiedelten Diskothek Okay. Seit 2010 ist er aber auch Besitzer der Delta-Räumlichkeiten. Und für die gibt es in der Tat eine Zukunft. Ein bisheriger Angestellter von Oliver Ludwig werde neuer Pächter. Der Übergang erfolge ziemlich nahtlos. Am 5. Januar soll es losgehen.

Das Delta schließt zum Jahresende die Türen. Zumindest das Delta unter bisheriger Führung.
Das Delta schließt zum Jahresende die Türen. Zumindest das Delta unter bisheriger Führung. | Bild: Hannah Schedler

Oliver Ludwigs Konzentration liegt derweil nun auf den letzten Veranstaltungen. Der laufende Betrieb mit den zusätzlichen Vorbereitungen auf den X-Mas-Marathon sei herausfordernd. Seit über dreißig Jahren gibt es den Weihnachtsmarathon im Delta schon. In den frühen Morgenstunden des 26. Dezembers 2024 schließen dann die Türen der Kult-Disko, die Generationen prägte.