Vom Wirtschaftswunder bis zum Klimawandel: Die Südwestmesser war in den all den Jahren ihres Bestehens immer auch ein Spiegel dessen, was Menschen und Gesellschaft gerade bewegt und begeistert.
Das Wirtschaftswunder hält Einzug
1950, zu Beginn der Wirtschaftswunderjahre, hatte der damalige Schwenninger Oberbürgermeister Hans Kohler die Idee, den warenhungrigen Menschen nach den entbehrungsreichen Kriegsjahren etwas zu bieten: Das war die Geburtsstunde der Südwestmesse.
Daher steht die Veranstaltung in diesem Jahr unter dem Motto „75 Jahre Südwestmesse“. Die Südwestmesse- und Ausstellungs-GmbH hat zu diesem Anlass eine Broschüre herausgegeben, in der die bewegte Geschichte der Verbrauchermesse nachgezeichnet wird.
„Bei der Recherche haben wir in den Archiven so einiges entdeckt“, sagt Jan Goschmann, Geschäftsführer der Südwestmesse- und Ausstellungs-GmbH (SMA).
Lautsprecherwerbung in den Dörfern
Am 3. Juni 1950 war es so weit: In dem Bereich, wo in Schwenningen Mozartstraße und Beethovenstraße aufeinandertreffen, strömen durch den Haupteingang von „Südwest stellt aus“ die Besuchermassen. Sogar mit Lautsprecherwagen war man durch die umliegenden Dörfer gefahren, um auf die Veranstaltung aufmerksam zu machen, verrät die Festschrift.
Premiere übertrifft die Erwartungen
6000 Quadratmeter Ausstellungsfläche stehen in Friedensschule, Beethovenhaus und Turnhalle sowie in zwölf Zelthallen zur Verfügung. Schon am ersten Tag muss der Einlass wegen Überfüllung geschlossen werden.
Schnell ist klar, die Veranstaltung muss wiederholt werden. Jedoch wünscht man sich in Anbetracht des immensen Aufwands eine private Fachfirma als Organisator.
Mit Fritz Glunk und Kurt Langer vom Büro für Organisation und Wirtschaftswerbung (BOW) ist diese Frage schnell geklärt. Beide hatten sich mit der Organisation regionaler Messen bereits einen Namen gemacht. Langer war der Großvater des heutigen SMA-Geschäftsführers Jan Goschmann.

Schon zur zweiten Messe 1953 gibt es einen neuen Standort: Auf dem Gelände der Turngemeinde 1859 Schwenningen am Waldeck. 17 Hallen werden aufgestellt, 92.000 Besucher strömen in diesem Jahr auf die Messe.
Ihrem Ruf als Besuchermagnet wird die Messe auch in den Folgejahren gerecht. Ab 1953 findet sie alle zwei Jahre statt, ab 1969 jährlich.
Seit 1961 heißt sie „Südwestmesse für Industrie, Handel. Handwerk und Landwirtschaft“. Die erste feste Messehalle – die Halle A – entsteht 1967.
Stets etwas zum Staunen
Für die Besucher wartet die Messe immer wieder mit Überraschungen auf. Oft gibt es spannende Blicke hinter die Kulissen, etwa, als Schwarzwälder Forstwirtschaft präsentiert wird und dazu echte Wildschwein-Frischlinge zu sehen sind.

1969, als die Serie „Flipper“ ein Millionenpublikum begeistert, werden die beiden Delfine Sindbad und Skipper aus Florida eingeflogen und zeigen mit ihrer Trainerin Kunststücke.

Auch Politiker geben sich auf der Messe stets bürgernah, oft sind die aktuell amtierenden baden-württembergischen Ministerpräsidenten zu Gast: 1972 ist es Hans Filbinger, zehn Jahre später Lothar Späth.

1965 können sich schon die kleinen Gäste im Handel üben: Edeka verwandelt eine ganze Messehalle in ein Kinderkaufhaus.
In den 36 Kinderläden spielen insgesamt etwa 5000 Kinder, nehmen Spielgeld in Empfang und schlüpfen in die Rollen von Verkäufern, Post- und Bahnangestellten. Ein Buchillustrator hat Wände mit Häuser, Kirchen- und Straßenmotiven dazu passend in Szene gesetzt.