Drogenbeschaffung in den Niederlanden, Verbreitung über den gesamten Globus und Zwangsprostitution unter Einsatz von Gewalt. Staatsanwalt Kulikow beschreibt am Mittwoch, 11. Oktober Szenen, die man sonst eher aus Fernsehserien kennt.
Stattgefunden haben sollen sie aber ganz real in Villingen-Schwenningen, mit einem Umschlagplatz in der Obereschacher Straße. Nun müssen sich fünf mutmaßliche Mitglieder einer rockerähnlichen Gruppierung vor dem Landgericht verantworten.
Sie sehen sich als Brüder
So spektakulär wie die Vorwürfe, ist auch der Beginn des Prozesses. Mit dem Schriftzug „Free all brothers“ (befreit alle Brüder) auf einem DIN-A4-großen Papier begrüßen die zwei schon im Saal sitzenden Angeklagten die restlichen drei, die jeweils aus unterschiedlichen Justizvollzugsanstalten ins Gerichtsgebäude geführt werden.
Vorwurf der Zwangsprostitution
Den fünf Angeklagten im Alter von 23 bis 33 Jahren werden diverse Straftaten im Zeitraum 2020 bis 2022 vorgeworfen. Wie groß das Ausmaß der kriminellen Machenschaften wirklich sein soll, wird schon anhand der Länge der Anklageschrift deutlich.
Statt um Liebe geht es um Geld
Fast eine halbe Stunde benötigt Staatsanwalt Kulikow allein für das Verlesen der Vorwürfe wegen Zwangsprostitution. So sollen es zwei der Angeklagten „bewusst auf Frauen unter 21 Jahren in schlechten familiären Verhältnissen“ abgesehen haben, um sie zur Prostitution an Orten in ganz Deutschland und der Schweiz zu drängen. Indem den Frauen Gewalt angedroht und auch angetan worden sei, sollte deren Wille gebrochen werden.

Während sie die Frauen im Glauben gelassen hätten, dass die Einnahmen für die gemeinsame Zukunft genutzt werden würden, sei das Geld in Höhe von, in zwei Fällen, mindestens 450.000 Euro und 540.000 Euro brutto zu den United Tribuns oder in die Finanzierung des eigenen Lebensstils geflossen.
Drogenumschlagplatz Villingen
Bei den Vorwürfen zum Drogenhandel rückt erneut Villingen-Schwenningen in den Mittelpunkt des Geschehens. So hätten aus einem Gebäude in der Obereschacher Straße heraus vier der Angeklagten die Produktion und den Vertrieb der Drogen organisiert.
Diese seien meist aus der Schweiz oder den Niederlanden beschafft wurden, wovon sie in den Schwarzwald-Baar-Kreis transportiert worden seien. Dort seien sie gelagert worden, bevor es zum Weiterverkauf über das Darknet oder den direkten Verkauf auf der Straße im Raum Villingen-Schwenningen gekommen sei.
Die Drogenmenge wächst
Auch auf der Street Parade in Zürich seien ihre Drogen laut Anklage verkauft worden. Während es sich am Anfang bei diesen Drogen noch vornehmlich um Marihuana und Haschisch gehandelt haben soll, seien später auch kilogrammgroße Mengen anderer Drogen hinzugekommen, etwa Methamphetamin oder Kokain.
Bei der Verhaftung der fünf Männer im September 2022 wurden neben großer Mengen an Drogen und Bargeld auch eine Schusswaffe und Schlagringe in Wohnungen in Konstanz und VS sichergestellt.
Erster Verhandlungstag endet früh
Da keiner der Angeklagten Angaben zur Person oder zur Sache machen wollte und zum Prozessauftakt auch keine Zeugen geladen waren, endete der erste Verhandlungstag schon kurze Zeit nach Verlesung der Anklage.

Lange Verhandlung steht bevor
Fortgesetzt wird der Prozess am Dienstag, 24. Oktober, vor dem Landgericht Konstanz. Bis 11. Dezember sind noch sieben weitere Verhandlungstage angesetzt, an denen insgesamt 14 Zeugen und zwei Sachverständige geladen sein werden.