Weltgewandt lächeln Katarina Barley und Andreas Schwab von den Laternenmasten der Bergstadt. Dabei wären beide eigentlich ein Fall für die berüchtigte "Was macht eigentlich..." Glosse einer großen Wochenzeitschrift. Die eine ist zwar Bundesjustizministerin, der großen Mehrheit jedoch kein Begriff. Und der andere sitzt zwar schon seit 2004 in Straßburg. Worum genau er sich dort jedoch kümmert, könnten die wenigsten St. Georgener aus dem Stegreif beantworten. Oder könnten Sie's?
Also wären die Wahlplakate eine tolle Gelegenheit, den Bürgern die eigenen Positionen mitzuteilen. Stattdessen sind die meisten Plakate von einer solchen Inhaltsleere und Beliebigkeit, dass dem politisch interessierten Bürger unweigerlich die Tränen in die Augen schießen. Brexit? Klimaschutz? Besteuerung von Großkonzernen? Antieuropäischer Populismus? Fehlanzeige.
Stattdessen bieten die Grünen den Bienen ein neues Heim und die AfD macht Brüssel zum Sündenbock für den Abgasbetrug der deutschen Autokonzerne. Wenigstens die Marxistisch-Leninistische Partei schafft es, ein paar knackige Forderungen auf ihre Plakate zu schreiben. Politik für Arbeiter und gleiche Rechte für Migranten – darunter kann man sich wenigstens ein bisschen was vorstellen.

Wundern Sie sich also nicht, wenn die Wahlbeteiligung ob dieser inhaltlichen Bankrotterklärung Ende Mai wieder enttäuschend ausfällt. Und so fällt der Blick zum Schluss auf die SPD-Kandidatin Luisa Boos, deren Konterfei an der B 33 über einem Plakat hängt, das für einen Reisebericht über Arizona wirbt. Und während die Gedanken über den Grand Canyon schweifen, hat man den Namen der jungen Dame längst wieder vergessen.