Langenschiltach Was andernorts oft an der Zustimmung von Nachbarn und Bedenkenträgern wegen einer Verschandelung des Landschaftsbildes eine harte und bisweilen nicht zu knackende Nuss ist, scheint zumindest bei einem Projekt in Langenschiltach ganz leicht zu gehen. Dort ist der Bau des geplanten Solarparks auf dem Brogen wieder ein Stück näher gerückt. Der Ortschaftsrat Langenschiltach gab in seiner Sitzung einstimmig – bei einer Nichtabstimmung wegen Befangenheit – seine Zustimmung zur Änderung des Flächennutzungs- und des Bebauungsplans für den Bau einer Freiflächen-PV-Anlage auf dem Brogen, die nach erneuter Abwägung öffentlicher und privater Belange jetzt zur endgültigen Beschlussfassung vorliegt.
Wie Ortsvorsteher Hartmut Breithaupt sagte, sind der gewünschte Bau von Windkraft- und Freiflächen-Photovoltaikanlagen derzeit in vielen Kommunen vor allem im ländlichen Raum Thema. Entsprechend komme dem ländlichen Raum „eine Verpflichtung“ zu. Dass die Anlage auf dem Brogen ohne jegliche Einwände seitens der Bürgerschaft und ohne größere Bedenken der Träger öffentlicher Belange „glatt durchging“, sei dem Umstand geschuldet, dass das Gebiet, in dem die Freiflächen-Photovoltaikanlage errichtet werden soll, bereits durch eine Windkraftanlage und Hochspannungsmasten ohnehin vorbelastet sei.
Ortsvorsteher stören Plattitüden
Breithaupt sagte, dass er die Konflikte mit der Landwirtschaft, die diese Umnutzung landwirtschaftlicher Flächen mit sich bringen, zwar durchaus verstehen könne. In der Tat gibt es immer wieder Kritik, warum landwirtschaftliche Flächen nicht mehr als Weideland oder im Ackerbau bewirtschaftet werden, sondern großflächig mit Photovoltaikmodulen belegt werden. Aus seiner ganz persönlichen Sicht sagte der Ortsvorsteher, dass sich der Klimawandel nicht leugnen lasse und die Zukunft nun mal elektrisch sei. „Die fossilen Rohstoffe sind endlich. Die Klimaveränderungen der vergangenen 30 Jahre sind offensichtlich. Und mich stören die Plattitüden, dass es klimatische Veränderungen schon immer gegeben hat. Das stimmt, aber dieser hier ist von Menschen gemacht“, bezog er klar Stellung. Trotz seiner positiven Einstellung zu umweltfreundlicher Energiegewinnung und ohne auf ein präzises Beispiel einzugehen, betonte Breithaupt, dass man nicht überall einfach Freiflächen-PV-Anlagen aufstellen könne. Hier spiele der Standort eine ganz entscheidende Rolle. Und auch der Umstand, ob das Landschaftsbild, beispielsweise durch Hochspannungsmasten oder eben eine Windkraftanlage, bereits vorbelastet ist. Erst Anfang dieses Jahres scheiterte ein Grundstücksbesitzer, der im Bereich Vogte eine sieben Hektar große Freiflächen-PV-Anlage errichten wollte. Hierfür gab es massiven Gegenwind von Anwohnern, die eine starke Beeinträchtigung der Landschaft befürchteten, was auch deutliche Auswirkungen auf den Tourismus im Ort hätte haben können. Der Gemeinderat kippte das Vorhaben schließlich ebenfalls aus den genannten Argumenten. Aus dem gleichen Grund, der Erhaltung des unbefleckten Landschaftsbildes, hat vor Kurzem auch der Ortschaftsrat im Ortsteil Stockburg gegen einen Solarpark gestimmt.
„Politik ist das Problem“
Ratsmitglied Thomas Weisser wandte gegen die Pro-Argumentation von Hartmut Breithaupt ein, dass die Politik das Problem sei. „Wir würden ja gerne mehr Photovoltaik auf unsere Dächer bauen. Aber ohne Förderung ist das nicht rentabel.“ Weisser kritisierte auch die Aussagen von Breithaupt zum Thema E-Mobilität. „Was passiert, wenn die ganzen Akkus der Elektrofahrzeuge eines Tages entsorgt werden müssen?“, warf er ein, dass das Thema „nicht zu Ende gedacht sei.“
Breithaupt pflichtete ihm insofern bei, „dass wir hier erst am Anfang einer Entwicklung stehen, die man ein stückweit mittragen muss.“ Auch das erste Auto, das Berta Benz als erstes benzinbetriebenes Fahrzeug steuerte, habe anders ausgesehen als die Fahrzeuge, die heute auf den Straßen unterwegs sind.