Hü oder hott? Diese Frage stellt sich im Zusammenhang mit dem Corona-Virus mit zunehmender Dringlichkeit. Das zeigt sich auch nach einer Umfrage des SÜDKURIER in St. Georgen unter denen, die eventuelle Maßnahmen, wie beispielsweise die Absage von Veranstaltungen, zu treffen hätten. Der Tenor: Man wartet auf Weisung von oben. Doch wie soll das gelingen, wenn selbst Gesundheitsminister Jens Spahn nur eine Empfehlung ausspricht? Noch dazu mit einer Grenze, die von einigen Experten ohnehin angezweifelt wird? Warum Veranstaltungen bis 1000 Besucher zulassen? Reichen nicht ein paar hundert, um das Virus zu übertragen?
Das Ergebnis von klaren Anweisungen wäre nicht Panikmache, sondern das genaue Gegenteil. Eine Richtlinie, die den Handelnden Sicherheit gibt. Das schafft in jedem Einzelfall auch mehr Akzeptanz für die Absage einer Veranstaltung. Absagen wird es zudem nur verzögert geben, wenn, wie beispielsweise bei großen Sportveranstaltungen, ein wirtschaftliches Interesse eine große Rolle spielt. Auch St. Georgens Bürgermeister Michael Rieger sagt, dass man möglicherweise an dem Punkt sei, an dem man auf möglichst einheitliche Verfahrensregeln hoffen muss. Unter den Bürgern, die der SÜDKURIER in St. Georgen befragt hat, wussten viele nicht mal davon, dass das Virus überhaupt in St. Georgen angekommen ist. Wie also soll daraus ein einheitliches Handeln entstehen? Wie ist zu vermitteln, dass Zehntausende am Wochenende im Fußballstadion auf engstem Raum zusammen sind, der Gesundheitsminister aber empfiehlt, in den nächsten Monaten sogar auf Familienfeiern besser zu verzichten?
Es würde allen helfen, wenn es klarer wäre, was zu tun ist. Das ist auch das, was von denen, die in St. Georgen die Verantwortung tragen, zu hören ist. Es wäre nicht schön, wenn Veranstaltungen abgesagt werden würden, aber wenn Jens Spahn darauf vertraut, dass Bürger in einer solchen Ausnahmesituation selbst die richtigen Entscheidungen treffen, dann könnte sich das schnell als Irrtum herausstellen.