Die künftige Außengestaltung der östlichen Giebelseite des „Roten Löwen“ löste in der Sitzung des Gemeinderats St. Georgen eine kontroverse Diskussion aus. Die im Lenkungskreis entwickelten und von den Architekten präsentierten Varianten verschiedener Glasfronten bei gleichzeitigem Entfernen der jetzt sichtbaren Fachwerkbalken bezeichnete ein Ratsmitglied gar als „mutlosen Kompromiss“ und forderte eine Vertagung der Entscheidung.
Wie viel Glas soll an der Giebelseite des „Roten Löwen“ eingearbeitet und wie soll es optisch dargestellt werden? Diese Frage erwies sich am Ende einer zweistündigen Vorstellung der aktuellen Planungen durch die Architekten Stefan Blum und Martin Rosenfelder als essentiell. Gemeinsam mit dem Lenkungskreis, der sich seit Monaten intensiv mit der Planung zur Sanierung des Gebäudes befasst, unter dessen Dach sich verschiedene soziale Einrichtungen der Stadt bündeln sollen, wurden von den Architektenteams mehrere Varianten entworfen und präsentiert.
Um den im Dachgeschoss geplanten Bürgersaal mit möglichst viel Tageslicht zu fluten, gab es verschiedene Varianten. Von einzelnen, schmalen, hochgezogenen Fenstern über ein großes Fensterelement in der Mitte bis zu einer trapezförmigen, über nahezu die gesamte Giebelseite durchgehende Fensterfront mit maximalem Lichteinfall reichten die Varianten. Auffallend war, dass die Fachwerkbalken, die jetzt charakteristisch an der Giebelseite zu sehen sind, im neuen Erscheinungsbild nicht mehr vorhanden sein werden. Dies missfiel unter anderem Ratsmitglied Axel Heinzmann. Er vermisste ein „Gebäudegesicht“ und hielt die vorgestellten Fenstervarianten allesamt für nicht nachvollziehbar: „Es ist für die Leute wichtig, dass die Fassade schön aussieht.“ Stefan Blum setzte der Kritik entgegen, dass das jetzt sichtbare Fachwerk „eine Sparvariante eines Fachwerks ist, das nie als sichtbares Fachwerk gedacht war und fachlich ein absolutes No-go ist.“
Heinzmann regte an, den oberen Bereich des Giebels komplett als Glasfront zu gestalten. Blum und Rosenfelder rechneten aus, dass dies eine enorme Kostensteigerung im mittleren fünfstelligen Bereich mit sich bringen würde. Bürgermeister Michael Rieger sagte, dass man nicht umsonst einen Lenkungskreis gebildet habe, der sich mit der Gestaltung befasse. Zwar sei der Gemeinderat nicht an dessen Ergebnisse gebunden, doch hätten die Architekten mit ihren Planungen überzeugt. Patrick Hilpert (Freie Wähler) sagte, man habe sich in diesem Lenkungskreis sehr viele Gedanken gemacht und eine Vorauswahl getroffen. Karola Erchinger sagte, dass es „nicht gut ist, wenn jetzt noch von allen Seiten neue Varianten eingebracht werden.“ Das Gebäude lebe von der schlichten Fassade. Gabriel Dörr vom Jugendgemeinderat regte an, den oberen Teil des Giebels eventuell mit einem Schriftzug „Roter Löwen“ zu versehen, um die Stelle auszufüllen.
Letztendlich stimmte der Gemeinderat mehrheitlich für die Variante, die eine nahezu quadratische Fensterfront in der Giebelmitte zeigt, die von zwei einzelnen Fenstern an den Seiten flankiert wird.