Stück für Stück beißt sich das Greifwerkzeug des Abrissbaggers in das abgebrannte Haus an der Bundesstraße in St. Georgen und reißt große Stücke heraus. Wie ein wildes Tier, das seine Beute zerteilt. Arbeiter sortieren die heraus gerissenen Gebäudeteile.
Die Abrissarbeiten an der Brandruine haben vergangene Woche begonnen. An ihrer Stelle will der Eigentümer ein modernes Wohnhaus errichten. Der Technische Ausschuss erteilte für die Maßnahme kürzlich sein Einvernehmen.
Giovanni Carvelli ist erleichtert. „Endlich kommt es weg und wir müssen das Haus nicht mehr sehen“, sagt der Eigentümer, der im vergangenen Sommer den schlimmsten Tag seines Lebens erleben musste.

Jeden Tag wurden er und seine Familie beim Anblick der Brandruine an den schrecklichen 28. Juli vergangenen Jahres erinnert. In einem Moment war alles in Ordnung gewesen. Und im nächsten Moment stand das ganze Haus in Flammen.
Glück im Unglück: 14 Menschen, darunter mehrere Kinder, blieben nahezu unverletzt. Sie verloren jedoch ihr gesamtes Hab und Gut und wurden obdachlos.
Die Polizei stellte einen technischen Defekt fest, der den Brand auslöste. Eine kaputte Elektroleitung verursachte einen Lichtbogen, der einen auf dem Balkon stehenden Gefrierschrank in Brand setzte. Woraufhin zunächst die hölzerne Fassade und wenig später das komplette Gebäude ein Raub der Flammen wurde. Es entstand ein Schaden in Höhe von 400.000 Euro.

Die Familie erlebte noch am gleichen Tag eine Welle der Hilfsbereitschaft der St. Georgener Bürger. Die Eigentümer eines leer stehenden Nachbargebäudes boten umgehend an, dass die Familie dort einziehen kann.
Die Stadt richtete ein Spendenkonto ein. Bürger brachten Kleidung und Möbel vorbei. Supermärkte spendeten ganze Fahrzeugladungen mit Lebensmitteln und Getränken.

„Ich wusste gar nicht, dass wir so viele Freunde haben“, sagte Giovanni Carvelli damals angesichts der großen Hilfsbereitschaft gerührt.
An der ursprünglichen Stelle errichtet Carvelli mit dem St.Georgener Unternehmen Schwarzwälder nun ein modernes Wohnhaus für sich und seine zwei Kinder mit ihren Familien.
Es entstehen drei Wohneinheiten. Das Gebäude wird somit um ein Stockwerk niedriger als der Altbestand. Zwei alleinstehende Männer, die nicht zur Familie gehören und dort als Mieter wohnten, sind seit dem Brand in Wohnungen der Stadt untergebracht.
Die Fassade wird wiederum aus Holz sein. „Ich liebe einfach Holz, das ist Material das atmet“, sagt Carvelli. Das Lächeln ist nach den schweren Monaten inzwischen wieder in sein Gesicht zurück gekehrt.