Ein junges Mädchen aus Tennenbronn spricht mit ihrem selbst gedrehten Stop-Motion-Film ein gesellschaftliches Tabu an. Und wird aktuell auf internationalen Filmfestivals dafür mit Preisen überschüttet. Nächste Woche steht bereits Preisverleihung Nummer zehn an.
Schon in der Grundschule fasziniert
Im SÜDKURIER verrät Lilith Jörg, wie die Idee zu dem Film entstanden ist. Und gewährt einen Blick hinter die Kulissen des schon mehrfach preisgekrönten Films.
Lilith Jörg ist bereits seit dem Grundschulalter vom Filmen und Fotografieren fasziniert. Damals leitete ihre Mutter eine AG an der Tennenbronner Grundschule. Mittlerweile besucht die heute 15-Jährige das Thomas-Strittmatter-Gymnasium in St. Georgen. Die Liebe zum Filmen ist ihr geblieben. Nach mehreren kleineren Projekten hat Lilith nun einen fast achtminütigen Stop-Motion-Film gedreht.
„Take Heart“ – „Nur Mut“ ist der Titel des Films, bei dem Lilith Jörg neben der Idee auch das Drehbuch geschrieben, Requisiten hergestellt, den Film gedreht und die Nachbearbeitung übernommen hat. Sogar der kleine Pullover des Protagonisten ist selbst gestrickt. „Das hat allerdings meine Mama gemacht, weil ich nicht stricken kann“, verrät sie.
Die Entstehung des Films zog sich lange hin. „Drei Jahre hat es gedauert von der ersten Idee bis zum fertigen Film“, verrät Lilith. Im vergangenen Sommer hat sie den Film schließlich gedreht. „Sechs Wochen durchgearbeitet“, sagt sie.
Garage dient als Studio
Die Garage diente dabei als Studio, in der sie die Kulisse, wahlweise ein Wohnzimmer und ein Büro, aufgebaut hat. Gedreht wurde zudem an Außendrehorten wie dem Tennenbronner Dorfweiher und in der Innenstadt von Schramberg.
Zwölf bis 24 Bilder pro Sekunde
Das Aufwändige war, dass sie für eine Sekunde Film zwischen zwölf und 24 Einzelbilder anfertigen musste, in denen die Position der eigentlich statischen Figur nur jeweils geringfügig verändert wurde. Dadurch entstand eine flüssige Bewegung. Aus „zwischen 15.000 bis 20.000 Einzelbildern“, sagt Lilith, besteht der fertige Film.

Der Inhalt des Films ist, wie ein Mann von seinen Alltagsängsten dominiert wird. Bis er sich eines Tages von diesen Barrieren im Kopf im wahrsten Sinne freischwimmt.
Herausgearbeitet hat Lilith den Inhalt, in dem sie den Protagonisten beispielsweise mit einer Fahrradhelm und Warnweste zeigt. Eine der Schlüsselszenen ist, wie die Figur sich sozusagen selbst erkennt und rettet. Dazu gehört auch ein riskanter Stunt in einen See.
Der Inhalt des Films spiegelt auch ein wenig Lilith Jörgs eigene Situation wider, wie sie sagt. „Ich habe starke Prüfungsangst“, sagt sie. Und weiß, dass die Barrieren oft nur im eigenen Kopf sind, die es gilt, zu überwinden.
Was sie dabei bemerkt ist, dass diese Ängste oftmals heruntergespielt werden. Auch ist das Sprechen über Ängste in der Gesellschaft ein Tabu.
Deshalb hat die rund 30 Zentimeter große Figur, die Lilith „Leonhard“ getauft hat, in dem aus Modelliermasse fein heraus gearbeiteten Gesicht mit großen Augen, keinen Mund.
Schon neun Preise bekommen
Dass ihr Film bereits mehrere Preise abgeräumt hat, „ist cool und freut mich natürlich sehr“, sagt Lilith Jörg. Darunter auch ein Preis in China und den USA.
Vom 24. bis 26. Juni fährt Lilith mit ihren Eltern zur Verleihung des Bundes-Festival-Film in Augsburg. Dort werden die besten Nachwuchsfilmemacher Deutschlands aus dem nichtkommerziellen Bereich gekürt. Sollte Lilith zu den Preisträgern gehören, wäre das bereits der zehnte Preis, den ihr Film „Take Heart“ bekommt.