Alles hat angefangen bei der Konfirmation der Tochter von Stefanie Staiger. Denn dabei ist der Organist in der evangelischen Kirche ausgefallen. Es hat etwas gefehlt bei diesem besonderen Fest.

Es hat in den Fingern gejuckt

„Es hat mich schon gejuckt aufzustehen, um wenigstens eine einfache Melodie zu den angestimmten Kirchenliedern zu spielen“, sagt sie. „Mein Mann hat mich erfolgreich daran gehindert, doch damals wuchs in mir der Wunsch, die Orgel spielen zu können.“

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Die Verbindung zur Musik hat Stefanie Staiger bereits während ihrer Kindheit angefacht. Sie erinnert sich gerne an die Zeit, als sie bei Walter Haas den ersten Musikunterricht an der Melodica erhalten hat. Als Musiklehrer hat Walter Haas Generationen von Musikschülern ausgebildet und es auch geschafft, etliche davon nach dem Erlernen des Akkordeonspiels in das Tennenbronner Akkordeonorchester zu übernehmen.

Jetzt im aktiven Orgeldienst

Nachdem nun die Orgel der evangelischen Kirche im vergangenen Jahr restauriert wurde, hat es auch für Stefanie Staiger gepasst, in den aktiven Orgeldienst aufgenommen zu werden, nachdem sie 2020 die D-Kirchenmusiker Prüfung abgelegt hatte. Mit Vorgängerin Ute Epting, aktuell Helmut Heinzmann und Sigrid Fröhlich stehen weitere Personen bereit, den gottesdienstlichen Orgelplan zu erfüllen.

Stefanie Staiger beim Kirchenkonzert.
Stefanie Staiger beim Kirchenkonzert. | Bild: Werner Mueller (Archiv)

Seit über 40 Jahren spielt Stefanie Staiger bereits im Akkordeonorchester. „Ich habe so ziemlich in allen Orchesterstimmen gespielt und hatte daran auch meinen Spaß“, erinnert sie sich gerne. Als ich mich richtig damit befasst habe, das Orgelspiel zu erlernen, war ich 45 Jahre alt.

„Helmut Franke hat mich gleich gefragt, wie groß meine Leidensfähigkeit denn sei, um das Orgelspiel zu erlernen.“
Stefanie Staiger

Die Musikakademie Trossingen bietet über Ostern eine Osterarbeitswoche mit Kursen an. Diesen Kurs habe ich sechsmal besucht, gespielt und im Ensemble gelernt, schwierige Stücke zu spielen. „Da habe ich geschaut, wo mein Limit ist.“

Prüfung in Heidelberg

Wenn Stefanie Staiger heute sagt: „Orgel fand ich schon immer interessant“, erinnert sie sich an die beiden Schnupperstunden bei Kantor Helmut Franke. „Helmut Franke hat mich gleich gefragt, wie groß meine Leidensfähigkeit denn sei, um das Orgelspiel zu erlernen“, sagt sie. Die späteren Unterrichtsstunden absolviert Stefanie Staiger in Villingen bei Peter Hastedt in der Johanneskirche. Etwas befreiend war dann das Ablegen der theoretischen Prüfung in Heidelberg, nachdem die Prüfung mehrmals wegen Corona verschoben wurde.

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Dass Theorie und Praxis zusammengehören, zeigt sich dann in der Lorenzkirche in St. Georgen. Unter den beobachtenden Augen und dem Gehör von Prüfer Marius Mack legt Stefanie Staiger die praktische Prüfung dann am 24. März 2021 ab.

Jede Orgel ist individuell

Mit diesem Ereignis war die bisherige Ausbildung zunächst abgeschlossen. Inzwischen konnte die Organistin an verschiedenen Orgeln Spielpraxis erwerben. So in der katholischen Kirche in Tennenbronn, in der Kirche in Langenschiltach, Peterzell und in der Lorenzkirche in St. Georgen.

Stefanie Staiger bei Akkordeon in Concert.
Stefanie Staiger bei Akkordeon in Concert. | Bild: Werner Mueller (Archiv)

Jede Orgel hat eine eigene Charakteristik, seien es die Klangvielfalt, die Anzahl der Manuale und Register, das Pedalspiel und die Traktur, welche teilweise voll mechanisch, oder auch gemischt mechanisch-elektrisch sein kann. Auf das Pedalspiel angesprochen, sagt Stefanie Staiger: „Das Pedalspiel hat ein Jahr gebraucht, bis es für mich geklappt hat, das richtige Gefühl für die Füße zu haben.“

Ein extra Paar Schuhe

„Ja, zum Orgelspielen habe ich auch ein Paar extra Schuhe ausgesucht.“ Die Schuhe seien wichtig, wegen dem Kontakt zu den Pedalen. „Natürlich freue ich mich, wenn während meiner Übungen an der Orgel Menschen in der Kirche sind und aufmerksam meinem Orgelspiel zuhören“, sagt Staiger. Manchmal werde ich auch auf das Gespielte angesprochen, was für sie bedeute, dass die Menschen Freude an Orgelmusik haben.

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Im Rückblick stellt Organistin Staiger fest: „Ich bin froh, dass ich es erreicht habe.“ Dazu gehöre auch, gemeinsam mit Kantor Jochen Kiene zu üben. Die Ausbildung läuft über die Badische Landeskirche.

Das nächste Ziel steht schon fest

Als weiteres Ziel gibt Stefanie Staiger an, „ich will mich in der Musiktheorie weiterbilden. Ich will nicht stehen bleiben, mehr theoretisches Wissen aneignen“. Zur Umsetzung dieses Vorhabens hat sich Stefanie Staiger zu einem Musiktheoriekurs in Singen angemeldet. „Wenn ich das verstehe, dann kann es mit einer weiteren Musikprüfung weiter gehen.“