Seit mehr als zwei Jahren gibt es in Tennenbronn keinen Hausarzt mehr. Alle Bemühungen der Stadt Schramberg und der Ortsverwaltung, nach der Schließung zweier Hausarztpraxen wieder einen Allgemeinmediziner nach Tennenbronn zu bekommen, sind bislang gescheitert.
3800 Menschen ohne medizinische Versorgung
In der Folge mussten sich die 3800 Einwohner einen neuen Hausarzt suchen. Diese Arztpraxen sind beispielsweise in Schramberg, St. Georgen, Rottweil und Lauterbach. Für manche Patienten, die beispielsweise nicht selbst mobil sind, ist es jedoch schwierig, dorthin zu gelangen. Der öffentliche Nahverkehr ist in manchen Fällen auch keine Lösung, wenn die Personen beispielsweise in entlegenen Zinken wohnen und die nächstgelegene Bushaltestelle zu weit entfernt ist.
Die Idee, einen ehrenamtlichen Fahrdienst ins Leben zu rufen, hatte Ortsvorsteher Manfred Moosmann. „Wenn man schon nicht die Ursache bekämpfen kann, so wollen wir damit wenigstens die Symptome lindern“, sagt er.
Bus fährt nicht immer zur richtigen Zeit
„Das Problem ist ja auch oft, dass der Bus nicht zur notwendigen Zeit fährt“, zählt er ein weiteres Manko auf. Auf einen Aufruf hin meldeten sich mehr als ein Dutzend Bürgerinnen und Bürger, die sich sofort bereit erklärten, die Tennenbronner Bürger zu ihren Arztterminen zu fahren.
Zwei von ihnen sind Peter und Heidi Moosmann. „Wir fahren beide gerne Auto. Und wir haben Zeit“, sagt Peter Moosmann. Seine Frau Heidi hat bereits Erfahrung damit, andere Personen zu Terminen zu fahren.
Gute Gespräche während der Fahrt
„Während der Corona-Zeit habe ich öfter Personen ins Impfzentrum nach Rottweil gefahren. Das war schön, unterwegs kamen tolle Gespräche zustande“, sagt Heidi Moosmann. Zudem sind die Moosmanns mit den Örtlichkeiten in Tennenbronn vertraut und finden auch die Anwohner in den entlegenen Zinken des weit verstreuten Ortsteils.
Das Alter und mangelnde Mobilität sind für Peter Moosmann nicht die einzigen Gründe, weshalb er glaubt, dass manche Personen auf diese Unterstützung angewiesen sind. „Viele ältere Menschen trauen sich einfach nicht mehr, beispielsweise in die Innenstadt von Rottweil zu fahren.“ Einen weiteren Vorteil, das kostenlose Angebot in Anspruch zu nehmen, sieht er auch darin, dass die Personen praktisch direkt vor der jeweiligen Arztpraxis aus- und wieder einsteigen können, ohne lästige Parkplatzsuche.
Kontakt über die Ortsverwaltung
Die Kontaktaufnahme zwischen Personen, die den Fahrdienst in Anspruch nehmen wollen und den ehrenamtlichen Fahrern erfolgt über die Ortsverwaltung der Gemeinde Tennenbronn. Die Fahrer sind in einer Whatsapp-Gruppe, in die die angemeldete Fahrt mit Datum und Uhrzeit eingestellt wird. Wer Zeit hat, meldet sich und erhält die weiteren Kontaktdaten der Person, die dann zu Hause abgeholt und zum Hausarzt gefahren wird.
Und wie sieht es mit der Wartezeit des Fahrers aus, während die Person beim Arzt sitzt? „Ich hab da kein Problem damit, ich kann die Wartezeit gut mit Lesen verbringen“, sagt Peter Moosmann.
Angebot ist vollkommen kostenlos
Wie Ortsvorsteher Manfred Moosmann betont, ist das Angebot für die Personen, die den Fahrdienst in Anspruch nehmen wollen, vollkommen kostenlos. „Wir wollten ein niedrigschwelliges Angebot schaffen, das nicht daran scheitern soll, dass sich jemand die Fahrt eventuell nicht leisten könnte.“
Fahrer über die Gemeinde versichert
Auch rechtliche und versicherungstechnische Fragen mussten in Vorfeld geklärt werden. Die Fahrer erhalten eine Aufwandsentschädigung und sind während der Ausübung dieser Arztfahrten über die Gemeinde versichert. Jetzt freuen sich Heidi und Peter Moosmann und alle anderen Fahrer, wenn ab 1. März das Telefon klingelt und sie mit Arztfahrten beauftragt werden.