Das Ergebnis seiner Arbeit ist im wahrsten Sinne des Wortes in Stein gemeißelt. Raphael Fleig will Steinmetz werden. Für das Tennenbronner Heimathaus hat er jetzt eine erste eigene Arbeit entworfen und angefertigt. Und er ist von dem steinharten Handwerksberuf fasziniert.

Dass Raphael Fleig eines Tages den Steinmetzberuf erlernen würde, zeichnete sich schon früh ab. Immerhin betreibt sein Vater Michael einen Fachbetrieb für Natursteine und Steinmetzarbeiten. „Und da hab ich schon früher immer mitgeholfen“, erklärt Raphael.

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Um sicher zu gehen, dass der Beruf, den neben seinem Vater schon sein Großvater und sein Urgroßvater ausgeübt haben, auch der Richtige ist, machte Raphael Fleig zunächst dennoch ein Praktikum in einem Industriebetrieb. „Das hat mir aber gar nicht gefallen, das war mir zu einseitig.“

Der 17-Jährige liebt demnach die Abwechslung und das kreative und lösungsorientierte Arbeiten.

Welche Voraussetzungen sind notwendig, um den Beruf auszuüben? „Geduld“, sagt er. Präzises Arbeiten ist wichtig. Besonders, wenn es um das Anfertigen von Schriften, etwa auf Grabmalen geht.

Attraktivität des Berufes lässt deutlich nach

Eine gewisse körperliche Belastbarkeit sollte man für den Beruf außerdem mitbringen. Zwar ist der Steinmetzberuf heute längst nicht mehr so körperlich anstrengend wie früher. Das Einmeißeln in die Steinoberfläche wird heute mit einem druckluftbetriebenen Hammer mit auswechselbaren Meißeln erledigt.

Das Zusägen von Küchenarbeitsplatten übernehmen computergesteuerte Sägen. Und für das Setzen von Grabmalen auf dem Friedhof hat der Steinmetz einen Kran als Unterstützung.

Präzises Arbeiten ist wichtig. Raphael Fleig schaut genau hin. Das Einmeißeln der Schrift wird heute mit einem druckluftbetriebenen ...
Präzises Arbeiten ist wichtig. Raphael Fleig schaut genau hin. Das Einmeißeln der Schrift wird heute mit einem druckluftbetriebenen Hammer mit auswechselbaren Meißeln unterstützt. | Bild: Sprich, Roland

Dennoch hat die Attraktivität an dem Beruf über viele Jahre offenbar nachgelassen. „An der Berufsschule in Freiburg gibt es zwei Klassen mit jeweils 20 Schülern aus ganz Baden-Württemberg“, sagt Raphael Fleig. Sein Vater Michael, der einst die gleiche Berufsschule besuchte, erinnert sich, „dass in den 1980er Jahren in sechs Klassen jeweils 30 Schüler saßen“.

Leichter Aufwärtstrend

Wie Siegfried Stein, Steinbildhauermeister und Landeslehrlingsmeister beim Landesinnungsverband für das Steinmetz- und Steinbildhauerhandwerk Baden-Württemberg, erklärt, geht der Trend seit einem Jahr aber wieder leicht nach oben.

„Wir haben zwar nach wie vor mit Fachkräftemangel zu kämpfen. Aber wir verzeichneten im Jahr 2021 einen leichten Aufwärtstrend an Auszubildenden“, sagt Stein.

Bundesweit 781 Auszubildende

Demnach standen Stand Januar 2021 in Baden-Württemberg 43 Auszubildende im ersten und je 36 Ausbildende im zweiten und dritten Lehrjahr in einem Ausbildungsverhältnis. Deutschlandweit belegt Baden-Württemberg somit den dritten Platz. In ganz Deutschland lernen derzeit 781 Auszubildende das Steinmetz-, beziehungsweise Steinbildhauerhandwerk. Was Siegfried Stein besonders freut ist, „dass ein Fünftel der Auszubildenden Frauen sind“.

Auch die Arbeit mit computergesteuerten Sägen gehört zum Berufsbild.
Auch die Arbeit mit computergesteuerten Sägen gehört zum Berufsbild. | Bild: Sprich, Roland

Wie Stein sagt, werden nicht alle Azubis später auch auf dem Beruf arbeiten. „Etwa 20 Prozent der Azubis hat Fachhochschulberechtigung, die den Beruf für ein späteres Architektur- oder Kunststudium erlernen.“

Tradition über Generationen

Dass mit Raphael bereits die vierte Generation im Steinmetzgewerbe tätig ist, beruhigt Vater Michael schon heute. Wenngleich Raphael erst am Anfang seiner Berufskarriere steht, er ist im zweiten Ausbildungsjahr, ist Michael Fleig optimistisch, dass er Hammer und Meißel eines Tages an den Sohn weitergeben kann und die Tradition des Betriebs, der vor rund 100 Jahren von Hugo Fleig gegründet wurde, fortgeführt wird.

Bis dahin lernt Raphael Fleig, der seine Ausbildung nicht im elterlichen Betrieb, sondern in einem Steinmetzbetrieb in Dornhan bei Rottweil absolviert, sämtliche Facetten dieses Berufs. Mittlerweile hat der 17-Jährige auch sein erstes Lehrstück für die Öffentlichkeit gefertigt.

Unter den Augen seines Vaters Michael meißelt Raphael Fleig Buchstaben in einen Sandstein.
Unter den Augen seines Vaters Michael meißelt Raphael Fleig Buchstaben in einen Sandstein. | Bild: Sprich, Roland

Anlässlich der Schriftenausstellung im Tennenbronner Heimathaus hat er, auf Anregung seines Vaters, eine Sandsteintafel mit dem Schriftzug „Heimathaus“ angefertigt.