Claudius Wagenseil

In Berlin prägen die Vorschläge zur Grundrente die politische Debatte. In Triberg setzen sich 30 Schüler der neunten Klasse des Schwarzwald-Gymnasiums mit dem Einmaleins der Gesetzgebung auseinander.

Unter Anleitung und Moderation durch Tobia Luck und Jan-Philipp Seitz, studentische Mitarbeiter bei der Landeszentrale für politische Bildung in Freiburg, versetzen sich die Jugendlichen in die Rolle von Parlamentariern des Bundestags.

Neue Regeln für Alkohol

Der Student der Politikwissenschaften und die Studentin für Soziale Arbeit haben den Wählern von morgen ein passendes Thema mitgebracht: eine Neufassung des Paragrafen neun Jugendschutzgesetz, der die Bestimmungen zum Alkoholkonsum für Jugendliche festlegt. Erweitert werden soll die Fassung um einen Passus zur zeitlichen Beschränkung von Werbung für alkoholische Produkte in TV und Kino.

„Dieses Planspiel ist der Auftakt zum Block politische Bildung“, erläutert Lehrerin Muriel Jellinek im Gespräch. In den kommenden Monaten stehen Gesetzgebung, Gewaltenteilung, parlamentarische Abläufe und die derzeitige Parteienlandschaft auf dem Lehrplan.

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Das Planspiel reduziert die Komplexität eines Gesetzentwurfs und dessen Weg zur Erlassung aus zeitlichen Gründen. Die neunten Klassen befassen sich mit dem Entwurf, den Fraktionssitzungen, der ersten Lesung, der Bearbeitung in zwei Ausschüssen und nach der zweiten Lesung wird der Entwurf zur Abstimmung gestellt.

In diesem Fall wurde der Entwurf mit großer Mehrheit angenommen, doch bis dahin war es kein leichter Weg. Den gegenläufigen Interessen von Wirtschaft und sozialer Verantwortung wird durch die Bildung zweier Ausschüsse Rechnung getragen: Es tagen der Ausschuss für Wirtschaft und Energie sowie der Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.

Schüler diskutieren kontrovers

Es wird kontrovers, aber zielführend diskutiert. Dabei zeigt sich: Die jungen Abgeordneten erkennen den Zwiespalt zwischen persönlicher Meinung und Fraktionskonsens als kritischen Teil des politischen Diskurses.

„Wir mussten uns auf einen Kompromiss einlassen“, erläutert Maja während einer kurzen Pause. Die Abstimmung ist ohne Fraktionszwang, dennoch soll die Position der Fraktion bedacht werden. „Manche haben am Thema vorbei geredet“, findet Thorben. Und Dino meint: „Es war schwierig, weil man gut argumentieren muss.“

Die Schüler sind in den Debatten mit Ernst bei der Sache.
Die Schüler sind in den Debatten mit Ernst bei der Sache. | Bild: Claudius Wagenseil

Man merkt, die Schüler sind mit Ernst bei der Sache und geben nicht nur optisch mit Sakko, Blazer und Hemd den politischen Alltag wider. Die Rednerin der Partei für Deutschland begrüßt das Plenum mit „Sehr geehrtes deutsches Volk“ und verweist auf die Nachteile für das „deutsche Kulturgut der Braukunst“ es ist nur logisch, dass hier geschlossen mit Nein gestimmt wurde.

Fasnetparty statt Ausschuss

Auch politische Realität wird sichtbar: Die Liberale Partei Deutschlands muss zum Ausschuss der Schüler-Mitverantwortung (SMV) – die Fasnetparty will vorbereitet sein. So verliest Jan-Philip Seitz als Vertreter der Bundestagsdirektion die Abschlussrede. Die Sprecher der fiktiven Fraktionen, angelehnt an die derzeitigen Parteien, bringen ihre Positionen abschließend auf den Punkt. Wer glaubt, der Jugend von heute sei Politik egal, wurde an diesem Schultag eines Besseren belehrt.