Rolf Hohl

Eigentlich wollte er nach dreieinhalb Jahren Ausbildung zum Chirurgiemechaniker einfach nur die Abschlussprüfung bestehen. Natürlich möglichst gut, denn Dennis Mitecki hoffte, danach in der Firma weiterarbeiten zu können. Der Schwenninger dachte sich für seinen praktischen Prüfungsteil eigens ein fiktives Instrument aus und nannte es „Knochenstanze“. Gebrauchen kann man es für nichts, aber es sieht einem Operationsbesteck ziemlich ähnlich und enthält jede Menge präzise Maße, die eingehalten werden müssen, damit es am Ende funktioniert.

Als der heute 22-Jährige einige Wochen später seine Post öffnete, war die Überraschung groß: Mitecki hatte nicht nur die Prüfung bestanden, er war auch gleichzeitig landesweit und bundesweit der beste Berufsausbildungsabsolvent unter den Chirurgiemechanikern.

„Es gibt Leute, die während der Prüfung nicht mehr schlafen können“

Heute kann er mit einem Gefühl der Zufriedenheit und Genugtuung auf diese Zeit zurückblicken. Er hat inzwischen seine Ausbildung abgeschlossen und einen unbefristeten Vertrag bei seinem Arbeitgeber, der Firma Karl Storz in Tuttlingen, in der Tasche. „Es gibt Leute, die wegen des Drucks während der Prüfung nicht mehr schlafen können, aber damit konnte ich gut umgehen“, erklärt Mitecki sein hervorragendes Abschneiden.

In der zwölf Stunden andauernden Schlussphase, die auf zwei Tage aufgeteilt war, musste er fast alles anwenden, was er in den dreieinhalb Jahren zuvor gelernt hatte: Laserschweißen, Drehen, Fräsen, Schleifen. „Am Ende muss das Instrument fertig und funktionstüchtig sein, dass es theoretisch einem Arzt übergeben werden könnte“, erklärt Rainer Ulmschneider, der Ausbildungsleiter für die gewerblichen Berufe bei Karl Storz.

Arbeiten, wo auch der Kumpel schon arbeitet

Zu dem eher ungewöhnlichen Beruf, den Dennis Mitecki auch heute noch oft erklären muss, kam er auf erstaunlich direktem Weg. 2015 begann er bei Karl Storz seine Ausbildung zum Chirurgiemechaniker, nachdem er zuvor ein Praktikum als solcher gemacht hatte. „Für mich war danach sofort klar, dass ich diesen Beruf lernen will, und weil ich einen Kumpel kannte, der bereits hier arbeitete, habe ich mich ebenfalls bei Karl Storz beworben“, schildert Mitecki. Den Namen des Tuttlinger Unternehmens, schiebt er hinterher, kenne man schließlich auch in Schwenningen, wo er bis heute wohnt.

Seit dem Ende seiner Ausbildung arbeitet er nun in der Reparaturabteilung von Karl Storz. Mehrere Tausend chirurgische Instrumente wie Scheren, Klemmen oder Endoskope kommen dort jedes Jahr an und werden unter anderem von Mitecki wieder auf Vordermann gebracht. „Man darf dem Instrument danach nicht mehr ansehen, dass es vorher schon einmal in Gebrauch war“, erklärt er. Für jedes Werkzeug gibt es präzise Anleitungen, wie es wieder instandzusetzen ist, teilweise schon nach einmaliger Benutzung.

Ein beruhigendes Gefühl auch für andere

Trotz seines gelungenen Berufseinstiegs will er sich nicht auf dem Erreichten ausruhen. Schon im kommenden Jahr beginnt er eine Weiterbildung zum Konstruktionstechniker in der Abendschule und an den Samstagen. Wie es danach weitergeht, lässt er aber noch offen. Sein Arbeitgeber jedenfalls weiß, was er an Mitecki hat: „Eine Prämie von der Firma gibt es natürlich auch noch“, sagt sein ehemaliger Ausbilder Ulmschneider.

Doch auch alle anderen, die in den kommenden Jahren auf den Operationstischen in der Region liegen, haben gute Chancen, dass das Besteck, das dabei zum Einsatz kommt, einmal durch die Hände von Dennis Mitecki gegangen ist. Und da ist es sicherlich beruhigend zu wissen, dass der Mann sein Handwerk versteht.