Matthias Jundt, Jens Fröhlich, Nathalie Göbel, Norbert Trippl und Cornelia Putschbach

Am Freitag gab Ministerpräsident Winfried Kretschmann in einer Pressekonferenz bekannt, dass alle Schulen und Kindertagesstätten im Land ab Dienstag geschlossen bleiben um die Coronavirus-Ausbreitung zu verlangsamen.

Vorbereitungen: Viele Schulen ahnten vermutlich schon, was da kommen mag. So gab es am Hoptbühl-Gymnasium bereits am Freitagmorgen eine Lautsprecherdurchsage, um den Schülern die Situation zu erklären. Außerdem wurde mitgeteilt, dass man sich bereits auf eine Schulschließung vorbereite. Von allen Schülern wurden die Email-Adressen aufgenommen, um sie kurzfristig erreichen zu können. In einzelnen Klassen fiel der Unterricht bereits aus, weil Lehrer Vorbereitungen für die Schulschließung treffen mussten. In der Klosterringschule wurden den Kindern bereits erste Übungsblätter mitgegeben.

Den Schülern der Klosterringschule werden bereits am Freitag Aufgabenblätter mit nach Hause gegeben.
Den Schülern der Klosterringschule werden bereits am Freitag Aufgabenblätter mit nach Hause gegeben. | Bild: Fröhlich, Jens

Hauswirtschaftliche Schulen: Barbara Hendricks-Kaiser leitet das Albert-Schweitzer-Bildungszentrum in Villingen mit aktuell 1100 Schülern. Sie sagte am Freitag, ihre Einrichtung hätte „auch eine Schließung bereits ab Montag hingekriegt“. Der Montag gebe der Einrichtung „nun aber die Chance, alles mit etwas Vorlauf endgültig zu regeln, insofern sage ich auch: Die Entscheidung passt.“ Die Schulleiterin glaubt nicht, dass es am Montag zu großen Lücken in den Klassenzimmern kommen werde. „Ich habe schon bislang gespürt, dass sich die Schüler durchaus sorgen, wie viel jetzt in zwei Wochen verloren geht.“

Sie selbst werde die kommenden zwei Wochen im Büro sein, zumal es nun noch unklar sei, was diese Zeitspanne genau für Beschäftigte wie die Lehrer genau bedeute. „Das ist noch offen“, so Barbara Hendricks Kaiser am Freitagnachmittag. Abi-Prüfung ist an den beruflichen Gymnasien wie hier bei der Hauswirtschaft ab 2. April. Hierzu seien seitens des Landes nun auch noch die Modifizierungen zu klären. Die Schule an der Schelmengass` neben der AOK ist gut vernetzt. Whats-App-Gruppen und elektronische Stundenpläne würden nun weiterhelfen.

Barbara Hendricks-Kaiser, Oberstudiendirektorin und Schulleiterin an der Villinger Albert-Schweitzer-Schule.
Barbara Hendricks-Kaiser, Oberstudiendirektorin und Schulleiterin an der Villinger Albert-Schweitzer-Schule. | Bild: Rüdiger Fein

Elternbeirat: Tino Berthold ist der Gesamtelternbeiratsvorsitzende in Villingen-Schwenningen. Er zeigte sich Freitagnachmittag „froh, dass Montag die Schulen noch offen haben“. Laut Berthold müssen sich „Eltern nun organisieren“, er selbst sei im Gespräch mit der Stadt, wie Betreuung sehr junger Schüler bei berufstätigen Eltern stattfinden könne. Vielen, vor allem Alleinerziehenden sei es finanziell nicht möglich, sich zwei Wochen an der Arbeitsstelle freistellen zu lassen. „Da geht zuviel Lohn verloren“, so Berthold.

Tagesmutter: Tina Grano ist seit einem halben Jahr Tagesmutter in Villingen. Derzeit betreut sie drei Kinder. Sie würde ihre Betreuung auch weiterhin anbieten, falls das möglich sein sollte. Die Eltern von einem Kind, sagt sie auf SÜDKURIER-Anfrage, arbeiten beide in der Pflegebranche: „Ich weiß gar nicht, wie die das in den kommenden Wochen regeln.“ Grano gibt zu, die Corona-Gefahr zu Beginn gar nicht so ernst genommen zu haben. Seit die Meldung über das Elsass als Risikogebiet kam, habe sich das aber geändert. Die Schließung der Schulen und Kitas findet sie richtig: „Das ist das einzige, was man derzeit machen kann. Eventuell hätte man die Einrichtungen schon ein paar Tage früher schließen können.“ Sie selbst hat zwei Kinder im Alter von sieben und 14, die auf die Weinberg-Schule beziehungsweise das St.-Ursula-Gymnasium gehen. „Meine Kinder können zum Glück bei mir daheim bleiben“, sagt sie.

Tagesmutter Tina Grano.
Tagesmutter Tina Grano. | Bild: Rüdiger Fein

Das sagen Eltern: Wie Jessica Kaisner aus Tuningen ihre beiden 10 und 14 Jahre alten Kinder in den kommenden Wochen betreuen wird, weiß sie noch nicht. „Ich bin Tierpflegerin, da ist das Arbeiten zu von Hause nicht möglich“, sagt sie. Auch ihr Mann muss als Lagerist zwingend zur Arbeit, will er dieser nachgehen. „Am Montag rede ich mit meinem Chef. Ich hoffe, dass wir eine gute Lösung für die Betreuung unserer Kinder hinbekommen“, sagt Kaisner. Sie könne sich vorstellen, dass ihr Mann und sie jeweils zwei Wochen zu Hause bleiben. Normalerweise werden die Kaisner-Kinder von der Oma betreut. Weil der Opa aber derzeit wegen einer schwereren Krankheit behandelt wird und weil ältere Menschen zur Corona-Risikogruppe gehören, fällt diese Option weg.

Jessica Kaisner hat zwei Kinder und arbeitet als Tierpflegerin. Ihr Mann ist Lagerist. Die Familie weiß nicht, wie sie ihre Kinder nach ...
Jessica Kaisner hat zwei Kinder und arbeitet als Tierpflegerin. Ihr Mann ist Lagerist. Die Familie weiß nicht, wie sie ihre Kinder nach der Schulschließung wegen Corona betreuen soll. | Bild: Jessica Kaisner

Eine Mutter, die kurz vor eins Uhr vor dem St. Ursula Gymnasium in Villingen wartete, muss sich keine Gedanken machen, eine Betreuung zu organisieren. „Unsere Tochter ist 17 Jahre.“ Aber sie könne die Sorgen von Eltern mit kleinen Kindern nachvollziehen. Sie ist sich nicht sicher, ob das Virus durch die Schulschließung eindämmen lässt. Auch im Supermarkt oder beim Treffen der Kinder mit Freunden sei eine Ansteckung möglich. Angst vor einer Infektion hat sie nicht.

„Ich habe ehrlich gesagt noch keine Ahnung, wie wir das machen. Meine Eltern wohnen nicht hier, meine Schwiegereltern sind noch berufstätig. Ich arbeite und studiere nebenbei. Wir werden improvisieren und mit unseren Arbeitgebern sprechen“, sagt Mareike Zöphel aus Villingen, als sie ihren Emil (2) aus dem Kindergarten Kikripp abholt.

Mareike Zöphel mit Emil.
Mareike Zöphel mit Emil. | Bild: Göbel, Nathalie

„Ich bleibe zu Hause, ich habe das Glück, dass ich im Eventbereich tätig bin und diesen Monat keine Veranstaltung mehr tagsüber habe. Somit kann ich abends im Home Office arbeiten“, sagt Patricia Gildner aus Villingen, Mutter von drei Kindern (11, 8 und 4 Jahre).

„Ich habe das Glück, aufgrund eines kleinen Unfalls krank geschrieben zu sein und noch Urlaub zu haben. Sonst müsste der Papa im Homeoffice ran, er hat als ITler zum Glück die Möglichkeit, zu Hause arbeiten zu können. Den großen kann ich schon mal eine halbe Stunde alleine lassen, aber ja nicht den ganzen Tag“, erzählt Yvonne Dobbert aus Mühlhausen, Mutter von zwei Kindern (7 und 1 Jahr).

Yvonne Dobbert
Yvonne Dobbert | Bild: Göbel, Nathalie

Taxifahrer: Christian Fries aus Villingen ist Rentner, fährt jedoch aushilfsweise Taxi. Am Freitag wartete er mit seinem Taxi in der Bärengasse auf das Unterrichtsende, um Schüler nach Hause zu transportieren. Für ihn sei eine Schließung der Schulen kein finanzielles Risiko, da es über die Rente abgesichert sei. „Dann hüte ich ab nächster Woche eben die Enkel, damit seine eigenen Kinder zur Arbeit können.“ Angst vor einer Ansteckung hat der 66-Jährige nicht.

Taxifahrer Christian Fries wartet am Freitag, kurz vor 13 Uhr, auf Schüler der Sprachheilschule in der Villinger Bärengasse, um sie nach ...
Taxifahrer Christian Fries wartet am Freitag, kurz vor 13 Uhr, auf Schüler der Sprachheilschule in der Villinger Bärengasse, um sie nach Hause zu fahren – vorerst zum letzten Mal für längere Zeit. | Bild: Fröhlich, Jens

Das könnte Sie auch interessieren
Das könnte Sie auch interessieren