Der erste Rucola wird am Freitagvormittag geerntet, in dem mittleren der drei Beete, die vor dem Romäusturm stehen. „Ich mach das jetzt auch zum ersten Mal“, sagt die junge Frau, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Sie kümmert sich seit ein paar Monaten um das Beet. Eine Nachbarin hatte sie auf das Projekt aufmerksam gemacht. „Die Idee fand ich sofort gut.“
Neben dem Rucola wachsen Hängeerdbeeren, Radieschen, Zucchini, Gurke, Karotte, Paprika und Kapuzinerkresse – und seit zwei Tagen auch eine kleine Chili-Staude. „Die ist eigentlich nicht von mir“, sagt die Hobby-Gärtnerin. „Die muss wohl jemand einfach so eingepflanzt haben.“ In der Regel schaut sie einmal am Tag nach ihrem Beet. Vor allem zum Gießen. Die ein oder andere nette Bekanntschaft habe sie währenddessen ganz nebenbei auch schon gemacht.
„Die Sache läuft außerordentlich gut an“, sagt Rudolf Winker. Er hat das Projekt gemeinsam mit seiner Tochter im vergangenen Jahr angestoßen. „Es entsteht mehr und bunter, als ich gedacht habe.“ Von Gemüse über Obst und Kräuter bis hin zu bunten Blumen findet sich alles in den insgesamt 29 Hochbeeten, die an zehn Standorten in Villingen verteilt stehen.
Am meisten freut Winker, dass sich so schnell so viele Freiwillige gefunden haben, die sich um die Bepflanzung und Pflege der Beete kümmern. Das, sagt er, habe er sich ein wenig holpriger vorgestellt. In der Regel kümmert sich nun eine Familie oder eine kleine Gruppe Personen um ein Beet. Manchmal auch ein Kindergarten oder eine Schulklasse. Allein aus Schwenningen, sagt er, sei keine einzige Rückmeldung gekommen. Darum stehen die Kästen nun auch erst mal nur in Villingen.
Ein weiterer positiver Aspekt: Keines der Beete wurde bislang in irgendeiner Art und Weise beschädigt. Noch vor Beginn des Projektes hatten das bereits mahnende Stimmen im Ausschuss befürchtet. „Noch nicht einmal der Schnellhefter mit einer kleinen Anleitung, den ich in eine der Kisten in der Josefsgasse gesteckt habe, ist bislang weggekommen“, sagt Winker.
Wünschen würde er sich noch, dass das ganze eine Eigendynamik entwickelt. Dass auch andere kritische Ecken in der Stadt verschönert werden. Der kleine Platz vor dem Käseladen in der Paradiesgasse zum Beispiel oder in der Bärengasse. Das muss nicht mit einem Beet sein, es reichten schon ein paar Blumen. „Es muss sich nur jemand persönlich dafür verantwortlich fühlen.“ Und ein wenig Feedback vonseiten der Politik. „Noch nicht einmal die Grünen haben sich bislang bei mir gemeldet“, sagt er.

Winker selbst hat auch ein Beet, das er gemeinsam mit seiner Tochter pflegt. „Ich hab einfach drei Blumenpflänzchen ausgesucht“, sagt er und lacht. „Blau, weiß und rot. Ich hab sie allein nach den Farben unterschiedlich ausgesucht.“ Seine Tochter habe da schon eher einen Grünen Daumen. Sie hat Fenchel, Petersilie und Erdbeeren gepflanzt. Und irgendwas Buntes, Lupinen denkt er, könnten das sein. „Das ist doch das schöne daran“, sagt Winker noch. „Es folgt keiner biologischen Ordnung. Jeder macht einfach was er will.“
Das Projekt
Seit der Technische Ausschuss im März seine Zustimmung zu dem Projekt „Gemeinsam Gärtnern in VS“ gab, wurden insgesamt 29 Hochbeete an zehn Standorten in VS aufgestellt. Unter anderem stehen die Beete in der Zinsergasse, der Turmgasse, der Josefsgasse, im Klosterring, am Kopsbühl und am Romäusturm. Insgesamt haben sich 14 freiwillige Personen beziehungsweise Gruppen bei der Stadt gemeldet, die sich um die Bepflanzung und Nutzung der Beete kümmern.