Das große Jubiläum wird eher klein gefeiert: Die Duale Hochschule Villingen-Schwenningen, die bis 2009 als Berufsakademie firmierte, wird ein halbes Jahrhundert alt. Rektor Lars Meierling begründet diese Zurückhaltung damit, dass sich die Dualen Hochschule im Land als Ganzes begreifen und deshalb die einzelnen Standorte nicht großartig gesondert feiern.

Die Erfolgsgeschichte
Dabei gäbe es genug Grund für ein Fest, denn die Historie der Einrichtung kann durchaus als Erfolgsgeschichte gesehen werden. Die Idee einer engen Verzahnung von Praxis- und Theorieabschnitten geht zurück auf das Stuttgarter Modell.
Im Jahr 1972 legten die in der Landeshauptstadt ansässigen Firmen Daimler-Benz, Bosch und Standard Electric Lorenz (SEL) den Grundstock zur heutigen Dualen Hochschule Baden-Württemberg. Die Berufsakademien in Stuttgart und Mannheim wurden 1974 gegründet gefolgt von der Berufsakademie Villingen-Schwenningen ein Jahr später.
Der Initiative des damaligen Ministerpräsidenten und örtlichen CDU-Wahlkreisabgeordneten Erwin Teufel war es zu verdanken, dass die Berufsakademie Villingen-Schwenningen als erste Studienakademie im ländlichen Raum ins Leben gerufen wurde.
Neugründung in schwieriger Zeit
Für Villingen-Schwenningen und die Region erwies sich diese Gründung als wichtige wirtschaftspolitische Entscheidung, geriet doch das Oberzentrum mit dem Niedergang der Uhren- und Unterhaltungselektronikindustrie in eine Strukturkrise. Für sein Engagement wurde Teufel im Jahr 2000 im Rahmen des 25-jährigen Bestehens der BA Villingen-Schwenningen der Titel des Ehrensenators verliehen.
Neun Jahre später erlebte die Einrichtung einen „Quantensprung“, wie Meierling rückblickend betont. Die Umwandlung in die Duale Hochschule und die Möglichkeit, Bachelor-Abschlüssen anzubieten, sei ein entscheidender Schritt für die Entwicklung und Akzeptanz dieses Bildungsangebots gewesen.

Konzentrationsprozess eingeleitet
Doch statt zufriedener Rückschau geht der Blick an der DHBW auch im Jubiläumsjahr nach vorne: Ein zentrales Ziel des Rektorats ist die Konzentration auf einen Standort. „One Campus“ nennt sich das Vorhaben, das perspektivisch das Gros des Angebots an den Standort in der Friedrich-Ebert-Straße holen soll.
Die Räumlichkeiten in der Bürkstraße werden schon von Oktober 2025 an nicht mehr genutzt. Dort zeichnet sich ab, dass die Volkshochschule einziehen wird.

Der Wunsch nach Zusammenführung hat mehrere Gründe. Inhaltlich verspricht sich die Hochschulleitung eine Annäherung der Fakultäten Wirtschaft und Sozialwesen. „Wir wollen einen größeren Austausch zwischen den Fakultäten“, sagt Meierling, der seit gut einem Jahr Rektor am DHBW-Standort in Villingen-Schwenningen ist.
Schon jetzt gebe es viele Ideen, wie beide Bereiche künftig voneinander profitieren könnten, ergänzt sein Kollege, Prorektor Gert Heinrich.
Duale Hochschule orientiert sich verstärkt zur Schwenninger Stadtmitte
Die verstärkte Orientierung hin zur Stadtmitte habe aber auch damit zu tun, dass sich die Studierenden in der Schramberger Straße am nördlichen Schwenninger Stadtrand etwas abgehängt fühlten.
Den erhöhten Platzbedarf am Hauptstandort will die DHBW Villingen-Schwenningen unter anderem dadurch auffangen, dass sie acht Hörsäle der benachbarten HFU mitnutzen kann.
Zudem bringt es der verstärkte Online-Unterricht mit sich sich, dass nicht mehr so viele Räume vorgehalten werden müssen. Auch haben die früher so wichtigen Computerräume ausgedient: Studierende sind auf solche Angebote längst nicht mehr angewiesen, was neue Möglichkeiten in der Raumfrage bietet.

Studierendenzahl recht stabil
So geht das Rektorat davon aus, dass die Hochschule keine neuen Räumlichkeiten benötigt, nachdem in der Vergangenheit Alternativen in der Janusz-Korczak-Schule und im ehemaligen Einkaufszentrum Rössle diskutiert worden waren.
Aktuell zählt die Hochschule etwas mehr als 2419 Studierende, verteilt auf 16 Bachelor-Studiengänge und 3 Master-Studiengänge in Kooperation mit anderen Hochschulen. Diese Größenordnung zu halten, nennt Meierling als ein Ziel der nächsten Jahre.
Mehr Konkurrenzangebote im Bereich dualer Studiengänge
Bisher leidet die DHBW nach Einschätzung des Rektorats kaum an den Auswirkungen des demographischen Wandels, wie Meierling betont. Die Zahl der Studierenden weise allenfalls geringe Rückgänge auf.
Nach wie vor besteht nach Einschätzung des Rektors eine starke Nachfrage im Bereich der Wirtschaftsprüfung sowie des Steuer- und Prüfungswesens. Etwas weniger Bewerbungen gebe es derzeit für den Bereich BWL-Digital Management, doch auch hier sieht das Rektorat keinen ernsthaften Grund zur Sorge. Die Absolventen dieser Fachrichtung seien am Arbeitsmarkt sehr gefragt.
Für den Bereich Sozialwesen gelte: „Leichte Rückgänge über alle Studiengänge verteilt“, wie der Hochschulrektor sagte. Trotz der wenig dramatischen Situation gibt Meierling allerdings zu bedenken, dass der Wettbewerb härter geworden sei.
So registriert der seit 2024 amtierende Rektor einen verstärkten Wettbewerb im Bereich dualer Studienangebote, also der Kombination aus Hochschulbildung und praktischer Berufserfahrungen in einem Unternehmen.

Internationalisierung soll vorangetrieben werden
Um im Vergleich mit entsprechenden Angeboten von privaten Instituten mithalten zu können, will die DHBW auch die Internationalisierung vorantreiben – ablesbar unter anderem am Fach International Business, einem Studienangebot, in dem ausschließlich Englisch kommuniziert wird.
Zudem hegt Meierling die Hoffnung, künftig verstärkt auch ausländische Studierende für ein ganzes Studium an der DHBW begeistern zu können. Bisher gebe es einen Austausch für wenige Monate – ein Angebot, das aus seiner Sicht ausgebaut werden sollte.