Der Geschäftsführer und bisherige Leiter der Sparte Automotive, Bernd Gundelsweiler, verlässt Kendrion. Den Weggang vom börsennotierten niederländischen Konzern, der eine seiner Hauptniederlassungen in Villingen hat, bestätigte Gundelsweiler auf Anfrage. Über die Gründe wollte er keine Stellungnahme abgeben. Zumindest die Geschäftsentwicklung in Villingen verläuft bei dem großen Hersteller von Ventilen und Magneten derzeit noch ausgesprochen ordentlich: Hier sei das Geschäft seines Wissens aktuell sehr gut, berichtete der IG-Metall-Gewerkschaftssekretär Oliver Böhme.

Allerdings brodelt es an einem anderen Standort – in Malente in Norddeutschland: Dort sollen bei Kendrion-Kuhnke nicht nur 17 Stellen, sondern jetzt sogar 50 abgebaut werden. Kuhnke soll sich künftig auf die Forschung und Entwicklung von Sound-Systemen konzentrieren, um kleinen, leisen Motoren einen deutlich lauteren Klang mitzugeben, damit die Autos besser wahrnehmbar sind. Zuletzt hatte Gundelsweiler auch bei diesem Tochterunternehmen Geschäftsführer-Aufgaben übernommen. Einige Monate später verließ er Kendrion, nach einem Medienbericht "offenbar, weil die Unternehmensspitze mit der Profitabilität der von ihm geführten Sparte unzufrieden war".

Inzwischen hat Gundelsweiler seinen Arbeitsplatz in Villingen geräumt, die Automotive-Sparte führt kommissarisch der oberste Konzern-Chef Joep van Beurden. Die Konzernzentrale reagierte gestern auf eine schriftliche Anfrage zu dem Vorgang nicht. Viele der knapp 500 Villinger Mitarbeiter sind über den Wechsel erstaunt, über die Hintergründe ist auch ihnen nichts bekannt. Allerdings scheint es nach Informationen unserer Zeitung der Fall zu sein, dass die Dieselkrise am Kendrion-Standort Villingen nicht spurlos vorüber geht. Immerhin werden hier auch Hochdruckregelventile für Dieselmotoren, bisher im Millionenbereich, produziert. Doch in den Hallen in der Wilhelm-Binder-Straße ist auch die zweite Sparte Industrie stark vertreten, zum Beispiel mit dem Bau von hochmodernen, elektromagnetischen Federdruckbremsen für Industrieanlagen. Offensichtlich ist es derzeit so, dass der Rückgang in der einen Sparte durch ein brummendes Geschäft im Industrie-Bereich aufgefangen werden kann.

Kendrion expandierte in den vergangenen Jahren stark, der Umsatz liegt inzwischen bei 461 Millionen Euro (2017). Gundelsweiler rückte 2014 für Heinz Freitag als geschäftsführendes Vorstandsmitglied nach. Über seine künftigen Pläne wollte sich Gundelsweiler, der sein bisheriges Berufsleben bei Kendrion, am Anfang als Entwicklungsleiter, verbrachte, nicht äußern. Kendrion geht auf die bekannte Villinger Firma Binder-Magnete zurück, die 1997 vom Konzern Schuttersveld N. V., heute Kendrion N. V., übernommen wurde.