Auch der zweite Anlauf der Stadt, in Villingen einen Wohnmobilplatz, einzurichten, ist steckengeblieben. Das bestätigte jetzt Beate Behrens, die Geschäftsführerin der städtischen Wirtschafts- und Tourismus-Gesellschaft (WTVS). Sie hatte seit Monaten die Planung eines Stellplatzes auf der "Brigachinsel" an der Mühlenstraße vorangetrieben. Zu ihrer Enttäuschung ist das Vorhaben an dieser Stelle an Forderungen eines Grundstückseigentümers gescheitert, die für die Stadt nicht annehmbar waren.

Bei dem Gelände handelt es sich um ein Grundstück hinter der "Herrenmühle" in der Mühlenstraße. Es wird eingegrenzt von der Brigach und einem Gewerbekanal und deshalb "Brigachinsel" genannt. Es gehörte einst der Firma Hess, kleine Randbereiche einer Erbengemeinschaft der "Herrenmühle". Zum Knackpunkt dieses Standortes wurde die Zufahrt über das Grundstück der ehemaligen "Herrenmühle". Der Vertreter der Erbengemeinschaft, so ergaben Recherchen des SÜDKURIER, hat verlangt, dass die Stadt als Gegenleistung für die Gewährung der Durchfahrt zum künftigen Wohnmobil-Stellplatz auf dem Grundstück der Herrenmühle eine neue Wohnbebauung genehmige. Dies lehnte die Stadt ab.

"Leider konnte hier bislang keine Einigung mit allen Anliegern erzielt werden. Seitens der privaten Eigentümer wird die Lösung für einen Wohnmobilstellplatz an die Realisierung von Wohnbebauung im Gewerbegebiet in der Mühlenstraße geknüpft", bestätigte gestern Beate Behrens. Diese gewünschte Wohnnutzung sei dort bauplanungsrechtlich unzulässig. Eine Änderung in ein Wohngebiet sei aufgrund des angrenzenden Industriegebietes nicht möglich.

Nach Informationen des SÜDKURIER hat der Anlieger verlangt, die Stadt solle das Gewerbegebiet in ein "Mischgebiet" umwandeln, um eine Wohnbebauung zu ermöglichen. Die Stadt hat dies nach Informationen aus gut informierten Kreisen vor allem mit Blick auf das angrenzende Industriegebiet "Lantwatten" abgelehnt, wo mit der Firma Hess-Leuchten und den Wieland-Werken zwei größere und weitere kleine Betriebe angesiedelt sind. Würde dort in unmittelbarer Nachbarschaft zum Industriegebiet ein Mischgebiet ausgewiesen, hätten Wohnanlieger Anspruch auf erhöhten Schutz bei Lärm- und sonstigen Emissionen. Und genau diesen Konflikt wollte die Stadt vermeiden, um die Produktion der Betriebe und die Arbeitsplätze nicht zu gefährden.

Die Absage der Stadt hat der betreffende Vertreter der Erbengemeinschaft nach Informationen des SÜDKURIER mit der klaren Konsequenz beantwortet: Ohne Genehmigung eines Wohnbauprojekts an der Mühlenstraße kein Zufahrtsrecht zum Wohnmobilplatz. Wenn sich an dieser Haltung nichts mehr ändert, ist das Projekt gescheitert. Für Behrens ist die Entwicklung eine Enttäuschung, denn ein Investor, der den Platz saniert, renaturiert und betreibt, steht seit Wochen bereit. Bereits 2015 war ihr Vorschlag, einen Wohnmobilplatz neben der St. Konradskirche einzurichten, am Widerstand von Anliegern gescheitert. Sie will aber nicht aufgeben und jetzt "alternative Standorte" prüfen, teilte sie mit. Das Wunschprofil: Der ideale Standort sollte fußläufig zum Zentrum gelegen sein und dennoch entsprechende Aufenthaltsqualität in der Natur bieten.