Zäumen die Kulturmacher das Pferd vom falschen Ende auf oder ist es genau die richtige Strategie? Auf dem Schwenninger Bürk-Areal soll ein Museumsquartier entstehen, in dem sich Uhren- und Industriemuseum, das Heimatmuseum sowie die Galerie zusammenfinden. Jetzt beschlossen die Gemeinderäte, die Konzeptionsphase fortzusetzen. Dafür werden insgesamt 340 000 Euro notwendig, davon sind 320 000 Euro förderfähig. Jetzt kann das Kulturamt Förder- und Drittmittel einwerben. Kritik wurde an den Plänen dennoch laut, und das liegt daran, dass derzeit niemand sagen kann, was das Projekt einmal endgültig kosten soll. CDU-Mann Bernd Hezel schimpfte vernehmlich: "So wie wir jetzt handeln, ist das verantwortungslos."

Neuer Brandschutz nötig?

So schön sich die Ideen mit der zentralen Vision, "der Schwenninger Seele einen Ort geben" auch anhören: Derzeit weiß keiner, was sie kosten. Darauf verwies zunächst der Freie Wähler Bertold Ummenhofer, der ausführte, dass die Verwirklichung von der wirtschaftlichen Lage abhängig sei. SPD-Sprecher Edgar Schurr betonte zwar, dass in der ersten Findungsphase ein Architekt die Kosten auf 7,7 Millionen Euro geschätzt habe, möglicherweise würden es zehn Millionen, aber es sei nicht legitim, nun "20 oder 25 Millionen Euro" anzunehmen. Nach diesem Beitrag schritt Baubürgermeister Detlev Bührer ein und führte aus, dass er sich "nicht auf eine Zahl festlegen lassen will". Eine erste Kalkulation bezog sich ausschließlich auf den Neubau, nicht aber auf das Bestandsgebäude. Ob dort künftig der Brandschutz oder die Elektrik erneuert werden muss, sei nicht abzusehen. Auch Parkplätze seien notwendig, deren Bau sei noch gar nicht einberechnet.

"Keine Pfennigfuchserei"

Der Grünen-Sprecher Joachim von Mirbach schloss aus Bührers Einwand, dass aus dem Bau-Bürgermeister eine "mittlere Menge an Frust" spreche. Doch Mirbach werde der Konzeption zustimmen, vor allem nach der "tiefgründigen Vorstellung" der Verantwortlichen in der vergangenen Woche. Es sei nicht an der Zeit, "Pfennigfuchserei" zu betreiben. "Wir müssen es uns natürlich leisten können", meinte er, doch darüber könne in den Haushaltsplanberatungen debattiert werden. Auch Oberbürgermeister Rupert Kubon betonte, dass damit ja noch kein Baubeschluss gefasst werde.

Wohnungsbaugesellschaft verschenkt nichts

Hezel kritisierte auch, dass mit der städtischen Wohnungsbaugesellschaft (Wbg), Eigentümerin des Areals, seines Wissens noch nicht gesprochen wurde. Wbg-Geschäftsführer Rainer Müldner geht allerdings davon aus, dass dies in den nächsten Monaten geschehe, wie er auf Anfrage mitteilte. Die Wohnungsbaugesellschaft habe jedoch schon beschlossen, dass sie den Anbau nicht selbst realisieren wird, das sei schließlich nicht ihre Aufgabe. In welcher Form die für das Museumsquartier notwendigen Flächen von der Stadt genutzt werden können, was mit dem Gebäude geschehe, in dem derzeit das Uhrenindustriemuseum untergebracht sei, sei derzeit offen. "Wir werden jedenfalls nichts verschenken, auch nicht an die Stadt", betonte Müldner, das sei schon gesellschaftsrechtlich überhaupt nicht möglich.