Noch hat Michael Hütt, Leiter der städtischen Museen, sein Büro im Franziskanermuseum in Villingen. Irgendwann in den kommenden Monaten wird er umziehen, nach Schwenningen, ins Heimat- und Uhrenmuseum. Von dort wird er Aufbauarbeit leisten, wenn man so will. Dafür, was einmal das Herzstück der doppelstädtischen Museumslandschaft werden soll: das Museumsquartier auf dem Bürk-Areal. Das Heimatmuseum, die Städtische Galerie und das Uhrenindustriemuseum sollen dort zusammengefasst werden. Jedenfalls wenn es nach den Verantwortlichen bei der Stadt geht.

Entscheiden wird am Ende der Gemeinderat darüber, voraussichtlich noch in diesem Jahr. Die Weichen für das Quartier stellt Hütt bereits seit Anfang des Jahres. Genauer: Seit dem 1. Januar. Da ging das Uhrenindustriemuseum offiziell in städtische Obhut über. Die vergangenen 14 Jahre, seit Bestehen des Museums 1994, waren im Schnitt 15 Ehrenamtliche dafür verantwortlich, das Museum am Leben zu erhalten. Irgendwann ging es nicht mehr. Die finanzielle Belastung und der Arbeitsaufwand wurden zu groß. Die beiden festangestellten Mitarbeiter mussten unter dem Mindestlohn bezahlt werden. Der Trägerverein stand vor der Auflösung, die Stadt sollte übernehmen und eine halbe bezahlte Stelle für einen Museumsleiter schaffen. Die halbe Stelle hat seit dem 1. März Ralf Ketterer.

"Ich habe hier ein sehr nettes und kollegiales Team", sagt er. Gemeinsam mit drei Kolleginnen ist er für die Betreuung der Sammlung und den ganzen organisatorischen Aufwand dahinter verantwortlich. Das nächste Großprojekt steht bereits in den kommenden Wochen an: Die Depotbestände des Uhrenindustriemuseums müssen von Schwenningen nach Villingen gebracht werden. In das neue Zentraldepot der Stadt auf dem Gelände der AGVS Aluminium Werke in der Goldenbühlstraße. Die Bestände reichen von einzelnen Uhren über das gesamte Fertigungsprogramm der Schwarzwälder Uhrenindustrie bis hin zu Maschinen und Dokumenten der Firmen wie beispielsweise Werbematerial.

Auch Ketterer wird demnächst noch einmal umziehen. Vom Heimat- und Uhrenmuseum in das neu renovierte Büro im Uhrenindustriemuseum. Ein Büro gab es bislang dort keines. Seine Stelle hatte zuvor im wesentlichen Ingeborg Kottmann innegehabt, mit über 70 Jahren wollte und konnte sie schon länger nicht mehr, hielt aber die Stellung, da es sonst niemanden gegeben hätte, der den Job erledigt. Ketterer ist 56 Jahre alt und weiß, wie ein Museum funktioniert, er weiß auch, was Geschichte bedeutet. Er ist promovierter Historiker und hat unter anderem bei der Neueinrichtung des Franziskaner Museums mitgeholfen. Sein Ansatz im Uhrenindustriemuseum: "Wir wollen nicht nur den Niedergang der Uhrenindustrie zeigen." Sie wollen zeigen, was ist. "Da wartet viel Arbeit", sagt Ketterer. Nicht nur für ihn. Sie suchen Mitarbeiter aus der einstigen Uhrenindustrie oder Ehrenamtliche, die Spaß daran haben, Wirtschaftsgeschichte interessant aufzubereiten, sich einzulesen und Führungen für Schulen oder auch Erwachsene abzuhalten. Moderner, frischer, nach vorne gerichtet soll vieles werden.

Leiter der städtischen Museen Michael Hütt
Leiter der städtischen Museen Michael Hütt

"Wir sind dabei, uns umzuorganisieren", sagt Michael Hütt auf die Bürosituation aber auch bezogen auf die Zukunft des Museums. Wenngleich dort nicht all zuviel am Istzustand verändert werden soll. "Man muss nicht alles komplett neu erfinden, das ist weder nötig, noch unsere Herangehensweise." Die Ehrenamtlichen arbeiten weiter, wie vorher, die Uhren werden weiter produziert, die Führungen finden statt wie immer. Die bezahlten Stellen gibt es auch weiter. Mit einem wesentlichen Unterschied: Nicht mehr beim Trägerverein angestellt, sondern bei der Stadt werden sie nun auch nach Tarif bezahlt, sagt Hütt. Und dann ist da ja noch das Ziel Museumsquartier. Darauf soll die Arbeit ausgelegt werden.

Am Internationalen Museumstag (13. Mai) werden sie in diesem Jahr erstmals den alten Luftschutzkeller der Firma Bürk öffnen. Im Herbst soll bei einer Ausstellung im Uhrenindustriemuseum das neue Museumsquartier vorgestellt werden. Alles Teil der Strategie von Hütt: Demonstrieren, was es noch alles zu zeigen gibt, suchen, welche Schätze sich im Museumsarchiv befinden und verdeutlichen, wie diese am besten zur Geltung gebracht werden können.

Hütt kämpft für das Museumsquartier. Leise, aber schrittweise. Auch Siegfried Heinzmann hatte gekämpft, dafür, dass das Uhrenindustriemuseum nicht im Stich gelassen wird. Am Ende sogar ziemlich laut. Heute ist der Vorsitzende des Fördervereins Lebendiges Uhrenindustriemuseum froh, dass es kam, wie es kam. "Ich finde das sehr gut, dass das jetzt passiert ist, so können wir zuversichtlich in die Zukunft schauen", sagt Heinzmann. Ändern wird sich für ihn und die anderen Mitglieder des Fördervereins kaum etwas. "Wir werden weiterhin die Uhren produzieren und das Museum unterstützen." Heinzmann wird auch weiter nach dem Material für die Wecker schauen, nach den Ersatzzeilen für die Maschinen suchen und versuchen, das alles kostengünstig einzukaufen. Künftig wird er es jedoch mit der Gewissheit tun, dass es jetzt noch eine weitere Instanz gibt, die über das Museum wacht.