Ihr weint in Villingen wohl keiner eine Träne nach – der alten Villinger Jugendherberge. Nun wird sie abgerissen. In rund einem Vierteljahr sollen die Arbeiten abgeschlossen sein, berichtet Verwaltungssprecher Patrick Ganter.
Bereits jetzt steht ein Bagger im Hof, das gesamte Gelände ist mit einem Bauzaun gesichert. Alles ist vorbereitet, das beauftragte Triberger Abrissunternehmen hat schon losgelegt.

Seit 2017 kein Betrieb
Seit dem Frühjahr 2017 steht die Einrichtung leer, nachdem das Deutsche Jugendherbergswerk (DJH) den Betrieb eingestellt hat. Nach einer Brandverhütungsschau wurde die Nutzung untersagt. Das Gelände fiel im Rahmen der Erbbaupachtvereinbarung an die Stadt zurück.

Wer damals gedacht hätte, dass die Demontage schnell über die Bühne gehen würde, sah sich getäuscht. Die Jugendherberge stand weiter leer, es brannte zweimal im Jahr 2023, zunächst im April, dann im August. Beim letzten Feuer geriet das Dach in Vollbrand, das Gebäude war seitdem eine Brandruine.
Tummelplatz für Sprayer
Der ganze Bereich wurde zum „Lost Place“, zum verlassenen Ort, der hauptsächlich junge Leute anzog. Graffitis zeugen davon. Allerdings hat die Stadt nach dem Vollbrand Eingänge und Fenster im Erdgeschoss mit Sperrholzplatten geschlossen.
Gleichzeitig musste die Stadtverwaltung den kompletten Abbruch, der in Zusammenarbeit mit der Versicherung abgewickelt und abgerechnet wird, vorbereiten. Besonderes Augenmerk wurde auf die asbesthaltigen Bauteile gelegt, die gesondert ausgebaut und entsorgt werden müssen.

Rückbau bis März – und dann?
Die Rückbauarbeiten werden voraussichtlich bis März 2025 dauern, berichtet Ganter weiter. Und was geschieht danach? Die Stadt will die 14.000 Quadratmeter große Fläche schnell für eine Wohnbebauung zur Verfügung stellen, wie der Technische Ausschuss bereits vor einem Jahr feststellte.
Keine neue Jugendherberge
Das Grundstück ist sogar noch als Standort für eine neue Jugendherberge gekennzeichnet. Doch daraus wird wohl nichts. „Unser Augenmerk liegt derzeit klar auf der Stärkung und Weiterentwicklung der bestehenden Jugendherbergen“, teilt die Sprecherin des DJH-Landesverbands Baden-Württemberg, Pia Bah, auf Anfrage mit. Schon in der Vergangenheit macht das DJH deutlich, dass Villingen-Schwenningen unter anderem ausgezeichnet durch die Rottweiler Einrichtung abgedeckt werde.
Konkrete Pläne für DJH-Einrichtungen in Villingen-Schwenningen gibt es aktuell nicht, betont sie abschließend.
„Nachvollziehbarer Schritt“
Und was sagt das DJH zum Ende der über 60 Jahre alten Immobilie? „Wir haben die Entwicklungen rund um die ehemalige Jugendherberge Villingen aus der Ferne verfolgt“, erklärt die Sprecherin. Der Abriss der ehemaligen Jugendherberge sei ein nachvollziehbarer Schritt, auch wenn es ein Abschied mit symbolischer Bedeutung sei.