Gas zum Heizen könnte im kommenden Winter ein knappes Gut werden. Das befürchten zumindest viele und überlegen sich, welche Alternativen sie beim Heizen haben: Kachel- und Kaminöfen sind derzeit in Villingen-Schwenningen enorm nachgefragt. Doch wer einen hat, braucht dafür auch Brennholz.

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„Unser Telefon steht nicht mehr still“, bestätigt Manuela Albiker von der gleichnamigen Ofenbau-Firma in VS-Schwenningen. Ware hat sie so gut wie keine mehr auf Lager und die Liefertermine der Hersteller liegen weit in der Zukunft. Dass dann aber auch geliefert wird, ist längst nicht sicher.

Auch Preisgarantien können nicht mehr gegeben werden. „Es tut mir so leid, wenn ich unseren Kunden keine besseren Antworten mehr geben kann“, sagt sie, während das Telefon schon wieder klingelt.

Dirk Löw spricht von einer totalen Hysterie am Markt.
Dirk Löw spricht von einer totalen Hysterie am Markt. | Bild: Hans-Juergen Goetz

Auch beim Ofenbauer Löw in Nordstetten sieht es nicht viel besser aus. „So eine Situation habe ich in meiner ganzen Berufszeit noch nie erlebt“, erklärt Dirk Löw. Aus seiner Sicht herrsche eine totale Hysterie am Markt und es sei derzeit keine Besserung in Sicht.

Sein Rat: Wer einen Holzofen will, sollte nicht länger mit einer Bestellung warten. Wenn man Glück habe, werde dann vielleicht im ersten Halbjahr 2023 geliefert. Dieses Jahr gehe aber mit Sicherheit nichts mehr. Was der Ofen dann am Ende koste, könne „ach niemand mehr genau vorhersagen“. Nur eines sei sicher: Es werde auf jeden Fall teurer.

„So eine Situation habe ich in meiner ganzen Berufszeit noch nie erlebt.“
Dirk Löw, Ofenbauer

Selbst wer schon einen Holzofen besitzt, steht vor der Herausforderung, den Brennstoff zu beschaffen. Auch der wird knapp, die Händler in der Region sind eigentlich auch schon fast ausverkauft.

Renate Marfing beliefert derzeit nur noch Stammkunden.
Renate Marfing beliefert derzeit nur noch Stammkunden. | Bild: Hans-Juergen Goetz

„Das ist jetzt fast wie beim Klopapier“, sagt Renate Marfing von der gleichnamigen Firma im Industriegebiet Vockenhausen. Auch ihr Telefon steht nicht mehr still. Seit Mai verspürt sie eine enorme Zunahme an Kundenanfragen. Manche, die bisher woanders ihr Brennholz bestellt hätten, kämen jetzt zu ihr, weil die Transportkosten so stark angestiegen seien.

In der Anlage links wird bei Marfings das Holz getrocknet, bevor es die Kunden kaufen und verbrennen können.
In der Anlage links wird bei Marfings das Holz getrocknet, bevor es die Kunden kaufen und verbrennen können. | Bild: Hans-Juergen Goetz

Andere wiederum bestellen jetzt wesentlich mehr Brennholz auf Vorrat als sonst üblich. Aber eigentlich kann sie derzeit nur noch ihre Stammkunden beliefern. Da sie nur Holz aus der Region verarbeitet und auch ihre eigenen Trocknungskapazitäten beschränkt sind, kann sie einfach nicht mehr verkaufen, obwohl Marfing einen Teil der Trocknung zusätzlich noch an einen Biogasbauern in der Nachbarschaft ausgelagert hat. Doch auch dessen Kapazitäten seien am Ende, mehr gehe nicht.

Renate Marfing vor ihrem Brennholzlager: Das ist im Grunde schon verkauft.
Renate Marfing vor ihrem Brennholzlager: Das ist im Grunde schon verkauft. | Bild: Hans-Juergen Goetz

In der Not weichen die Kunden nun auch schon vom begehrten Hartholz von der heimischen Buche auf Fichtenholz aus. Nadelhölzer haben einen schlechteren Brennwert, sind dafür aber auch etwas preiswerter zu haben. Allerdings werden sie ebenfalls schon knapp.

Einzig wenn Kunden akzeptieren, frisches, also noch feuchtes Holz zu akzeptieren, geht noch was. Das müssen die Käufer dann aber vor dem Verbrennen erst mal noch selbst trocknen. Und bei der Lagerung an der frischen Luft braucht das seine Zeit. Für die kommende Heizsaison 2022/23 reicht das dann schon nicht mehr.

In den Baumärkten konnte man ebenfalls Brennholz kaufen. Im Bauhaus in der Berliner Straße ist allerdings nichts zu sehen. Auf Nachfrage erklärt die Pressestelle in Mannheim: „Das hat zum einen mit der Saison zu tun, da wir unsere Baumärkte immer erst im Herbst wieder mit Brennholz beliefern, zum anderen aber auch mit der Verknappung bei unseren Lieferanten.“

„Ein Teil des bei uns verkauften Brennholzes kam bisher aus Sibirien.“
Pressestelle Bauhaus

Das Holz werde in ganz Europa eingekauft. Ein Teil sei bisher aus Sibirien gekommen. Diese Lücke konnte einfach noch nicht in ausreichendem Maße ersetzt werden. Man sei aber bemüht, die einzelnen Baumärkte reihum mit Nachschub zu versorgen, je nachdem, wie viel Holz im Zentrallager angeliefert wird, heißt es weiter.

Wenn Bäume gefällt werden, nutzt das Forstamt nicht das gesamte Holz. Hier können auch Bürger zum Zug kommen.
Wenn Bäume gefällt werden, nutzt das Forstamt nicht das gesamte Holz. Hier können auch Bürger zum Zug kommen. | Bild: Hans-Juergen Goetz

Bleibt noch der traditionelle Weg: Holz selber machen. Eine beliebte Anlaufstelle ist der städtische Wald. Roland Brauner ist der stellvertretende Leiter beim Forstamt der Stadt Villingen-Schwenningen. Auch er stellt eine deutlich erhöhte Nachfrage fest.

„Wer jetzt Holz aus dem Wald holt, kann es aber frühestens nächstes Jahr verbrennen.“
Roland Brauner, stellvertretender Forstamtsleiter

Noch gibt es im heimischen Forst genügend Holz. Überall, wo Bäume gefällt werden, können Bürger auch kleinere Einheiten an Schichtholz oder Reisschlag erstehen. Wer solche Lose kaufen möchte, müsse aber zumindest einen Führerschein für Kreissägen vorweisen und über entsprechende Transportmöglichkeiten verfügen.

Wer einen Motorsägenführerschein hat und die Mühen nicht scheut, kann solch ein Los Schichtholz beim Forstamt kaufen.
Wer einen Motorsägenführerschein hat und die Mühen nicht scheut, kann solch ein Los Schichtholz beim Forstamt kaufen. | Bild: Hans-Juergen Goetz

Vor dem Verbrennen steht dann noch das Holzspalten in ofengerechte Größe. „Wer jetzt Holz aus dem Wald holt, kann es aber frühestens nächstes Jahr verbrennen“, warnt auch Brauner. So lange müsse man das feuchte Holz mindestens vorher noch zu Hause trocknen lassen.

Dafür gebe es dieses Holz wesentlich preiswerter als der Einkauf von fertig aufbereitetem Holz im Handel. Den allgemeinen Preisanstieg spüren die Kunden aber auch im heimischen Forst.